Frankfurter Frauennotruf fordert bessere Versorgung nach sexueller Gewalt

683 Betroffene allein aus Frankfurt und Umgebung wandten sich im vergangenen Jahr nach sexueller Gewalt an den Frauennotruf. Das geht aus dem jetzt vorliegenden Tätigkeitsbericht des Frankfurter Frauennotrufs hervor. Immerhin 28 Prozent der Frauen lehnten ein juristisches Vorgehen ausdrücklich ab. In den Beratungsgesprächen zeigte sich deutlich, dass nach den prominenten Vergewaltigungsverfahren in 2011 Verunsicherung herrscht. Sowohl der Fall Kachelmann als auch der Fall Strauss-Kahn haben den Betroffenen vor Augen geführt, was es bedeutet mit einem Vergewaltigungsvorwurf an die Öffentlichkeit zu gehen: ein Spießrutenlauf mit ungewissem Ausgang.

Anliegen der Beraterinnen ist es deswegen, frühzeitig gemeinsam mit den Betroffenen abzuwägen, was für oder gegen eine Anzeige spricht. Die Frauen sollten auch zu einem späteren Zeitpunkt hinter ihrer Entscheidungen stehen können. Hintergrund ist, dass immer wieder Betroffene die Beratungsstelle viele Jahre nach der Tat aufsuchen und berichten, dass sie bedauern, keine Anzeige erstattet zu haben. Als Ursache nennen sie häufig, dass weder Freunde noch Familie sie unterstützt hätten. Immer wieder äußern sie auch, dass sie die Tat nicht beweisen konnten. An diesem Punkt setzt die Initiative des Frankfurter Frauennotrufs zum Ausbau der medizinischen Akutversorgung an:

Sie bietet Mädchen und Frauen unabhängig von einer Anzeige die Möglichkeit einer ärztlichen Untersuchung und Befundung. Eine gerichtsfeste Aufbewahrung ermöglicht es ihnen, innerhalb eines Jahres die Anzeige nachzuholen, ohne dass wichtiges Beweismaterial verloren ist.

Im Ausnahmezustand nach einer sexuellen Gewalterfahrung, manchmal schwer traumatisiert, verlangt eine Patientin MedizinerInnen viel ab. Für die meisten ÄrztInnen ist das sowohl auf fachlicher, aber auch auf menschlicher Ebene sicherlich eine große Herausforderung. Sie müssen das Vertrauen der Betroffenen gewinnen, um die Grundlage für eine Versorgung und Befundsicherung der Beweise zu schaffen. Die zeitintensive und fordernde Behandlung von Frauen und Mädchen nach
sexueller Gewalt passt nur schwer in den Klinik- und Praxisalltag, in dem jede Minute zählt. „Wenn Betroffene nicht sicher sind, ob sie Anzeige erstatten sollen oder nicht, ist nicht einmal geklärt, wer die Kosten für die Befundsicherung zahlt – die Krankenkasse, die Klinik, die Patientin? Diese ungünstige Situation für Betroffene gilt es jetzt zu verbessern“, erklärt Gudrun Wörsdörfer vom Frankfurter Frauennotruf.

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5. Juli 2012, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

Frankfurter Frauennotruf

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