Neuerscheinung und Interview: KALTE PLATTE von Tatjana Kruse

die Frankfurter Buchmesse steht bevor, der KBV-Verlag ist wieder dabei, an bekannter Stelle: Halle 3.0, Stand B 150. Anders ausgedrückt: Da, wo das Messer hängt.
Auf der Messe treffen Sie eine ganze Reihe unserer Autoren. Wer wann am Stand ist, finden Sie in der aktualisierten Übersicht.
In diesem Herbst läuft auch bei uns die Druck-Rotation auf Hochtouren. Eine weitere Neuerscheinung ist die Kurzkrimi-Sammlung Kalte Platte von Tatjana Kruse.

„Mich reizt es, mit Lesererwartungen zu spielen“

Tatjana Kruse über die Kunst der kurzen Krimi-Form, Humor, Moral und Whisky

„Köstliche Krimi-Häppchen“ servieren Sie in der Kurzkrimisammlung „Kalte Platte“. Bei den 21 ausgewählten Stücken, zum größten Teil in KBV-Sammlungen erschienen, ist die Kunst der Erzählung einer Straftat auch stilistisch sehr heterogen. Nach welchen Kriterien haben Sie die Texte ausgesucht, die nun in „Kalte Platte“ versammelt sind?

Kruse: Es sind schlicht und einfach die besten Geschichten der letzten beiden Jahre aus meiner Feder, und sie bilden die perfekte Fortsetzung zu „Klappe zu, Gatte tot", meinem ersten Sammelband bei KBV.

Okay, wer jetzt den gesamten Buchmarkt und mithin alle deutschsprachigen Anthologien im Blick hat, der könnte anmerken, dass es auch so gut wie alle meine Geschichten der letzten beiden Jahre sind, aber ich agiere eben auf sehr hohem Niveau... (die Autorin hüstelt).

Was die stilistische Heterogenität anbelangt, so liegt mir viel daran, dass man einer Geschichte oder einem Buch von mir spätestens nach dem dritten Satz anmerkt, es mit „einem echten Krusekrimi" zu tun zu haben. Die eigene Stimme ist für eine Autorin Goldes wert. Ich will ja nicht mit Donna Leon verwechselt werden. Also, höchstens von ihrem Banker.

Gleich die erste Geschichte „Die Killer-Erdmännchen und der Männerschädel im Gibbonweiher“ ist zum Beispiel anti-chronologisch erzählt: Der Festgenommene ist, wie sich am Ende, dem Beginn der Vorgeschichte, zeigt, nicht der, als den man ihn vermutet. Also dreht die Pointe die ganze Geschichte um. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Kruse: Bei den Killer-Erdmännchen reizte es mich, das Pferd von hinten aufzuzäumen, und zusätzlich noch einen Dreh einzubauen. Wie's mich in meinen Kurzkrimis überhaupt immer reizt, einen Aha-Effekt zu erzielen, mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser zu spielen und es dann ganz anders kommen zu lassen, als man denkt.

Es hat zudem irrsinnigen Spaß gemacht, die Zeit umzukehren. Kein Wunder, dass manchen Schriftsteller der Größenwahn packt. Wir spielen gottgleich mit unseren Figuren und deren Lebensschicksal. Und manchmal spielen wir eben auch mit Zeit und Raum. Die Gesetze der Physik gelten für uns nicht. Ein erhebendes Gefühl, wenn man sich morgens an den Schreibtisch setzt.

Ist dieser Kurzkrimi eigentlich bitter ernst, so ist ein schwarzhumoriges Augenzwinkern an anderer Stelle nicht zu überlesen. In „Liebe à la carte im Schatten der Berge“ gerät ein hintertriebener Callboy in böse Schwierigkeiten. Ohne zu viel zu verraten: Das kommt als gekonntes kriminalliterarisches Lehrstück daher. Wie wichtig ist Ihnen eine Moral von der Geschicht‘, wie hier, wenn Sie einen Krimi schreiben?

Kruse: Danke! Sie sind einer der wenigen, die hinter die Fassade des Humors schauen. Meine Kurzkrimis gelten in aller Regel als komisch, allenfalls noch makaber, was sie ja auch sind, aber nicht als moralisch. In der Tat ist mir die Moral aber immer enorm wichtig. Nicht unbedingt die gängige Rechtsmoral, ein Täter darf - je nach Tat und Motiv - durchaus auch mal ungeschoren davonkommen.

Wobei ich natürlich nicht den moralinsauren Zeigefinger althergebrachter Konvenienz in die Höhe recke, bloß nicht. Ich bin beispielsweise nicht politisch korrekt, esse Tiere, rauche auch mal einen Zigarillo, trinke wie Queen Mum selig jeden Abend meinen Schlummer-Gin-Tonic, bin für die Homo-Ehe und den Multi-Kulti-Staat, alles Dinge, bei denen sich meine Großmutter im Grab nicht nur dreht, sondern rotiert. Aber abgesehen von diesen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, die sich im Laufe weniger Generationen ohnehin immer mal wieder ändern, hat doch jeder Mensch einen eingebauten Radar, was gut und was böse ist. Im Grunde bin ich eigentlich ganz karmisch-esoterisch: Keine böse Tat bleibt ungesühnt!

Ein drittes Beispiel spielt in der Weinkritikerszene. Wer sich auskennt, wird Ihnen die Beobachtung bestätigen, dass das subjektive Urteil von mächtigen Weinkritikern direkte Auswirkungen auf die Geschäfte von Winzern hat. Sie greifen also einen Tatbestand auf, indem Sie ihn zum literarischen Straftatbestand machen. Stellt sich die Frage, wie Sie Ihre Krimithemen aussuchen. Rein fiktiv ist der Hintergrund in „Kenner morden Württemberger“, eine Anspielung auf den Claim des baden-württembergischen Winzerverbandes „Kenner trinken Württemberger!“, aber doch wohl nicht…?

Kruse: Ha! Wollen Sie, dass ich von den Württemberger Winzern wegen Verleumdung verklagt werde? Natürlich (!) sind meine Geschichten von vorn bis hinten fiktiv, und sämtliche Ähnlichkeiten sind durch und durch zufällig. Ich würde mir nie anmaßen zu behaupten, dass meine Kurzkrimis auch nur entfernt mit der Realität zu tun haben. Es gibt höchstens hie und da Überlappungsschnittmengen von Fiktion und Realität...

Außerdem muss ich die geneigte Leserschaft jetzt desillusionieren: Bei Kurzkrimis handelt es sich in aller Regel nicht um Musenküsse, sondern um Auftragsmorde. Ein Herausgeber denkt „Hach, es gibt noch keine Bierkrimis (wahlweise zu ersetzen durch Gartenkrimis, Imbisskrimis, Frisörkrimis oder die stets sehr beliebten Regionalkrimis, wobei Deutschland mittlerweile wohl von Flensburg bis Freiburg flächendeckend überzogen ist). Kurz darauf fragt der nun fest zu einer Anthologie entschlossene Herausgeber bei ausgewählten Autoren und Autorinnen an, ob sie nicht Lust hätten, einen Beitrag zu liefern. Und ich als angefragte Autorin mache mich dann auf die Suche nach einem passenden Plot, bei dem ein gärtnernder Frisör aus Oberammergau in einer Brauerei ermittelt, während er einen Döner nach dem anderen isst...

Alle Ihre Kurzkrimis haben auch einen sehr fein dosierten, ganz unterschiedlich gewichteten Humor. Wie wichtig ist Ihnen der Unterhaltungswert?

Kruse: Enorm wichtig! Ich habe mich ganz bewusst für den Weg des Humors entschieden, obwohl ja manche Kritiker - ich nenne keine Namen, aber Tobias Gohlis gehört dazu - erklären, über Mord dürfe man keine Witze machen.

Wie gesagt, bei mir findet man keine True Crimes. Meine Geschichten sind l'art pour l'art, allein zu Zwecken des Amüsements geschrieben. Meine Kurzkrimis sind der pure Eskapismus: man liest sie, um sich von Alltagskümmernissen abzulenken, um Spaß zu haben, um zu schmunzeln, um mit einem Lächeln einzuschlafen, falls man sie wie eine Gute-Nacht-Praline im Bett zu sich nimmt. Wenn auf einer Lesung von mir keiner lacht, habe ich was falsch gemacht.

Humor heilt nicht nur, Humor hält die Welt in ihren Angeln! Auch die Krimiwelt.

Wie sehen Ihre Pläne aus? Wann kommt der nächste Kruse-Krimi?

Kruse: Ich bin schon wieder sehr fleißig am Schreiben der nächsten. Meine nächsten Kurzkrimis sind in Merseburg, auf Sylt und auf dem Brocken angesiedelt beziehungsweise drehen sich um Whisky. Das Schöne ist, dass ich ja immer recherchieren muss bzw. darf, darum habe ich mir beispielsweise bei einem herrlichen Kurzurlaub die Raben vor dem Dom in Merseburg angeschaut und an diversen Whiskyverkostungen teilgenommen - alles natürlich rein aus Gründen der Recherche. Manchmal beschleicht mich das gute Gefühl, dass ich wohl den besten Job der Welt habe.

Natürlich schreibe ich auch gern Kriminalromane und ich liebe meinen Helden, den stickenden Ex-Kommissar Siggi Seifferheld, aber mein Herz schlägt für die Kurzkrimis, die Sahnehäubchen des Genres. Im Grunde schwebt mir ja eine Kurzkrimisammlungstrilogie bei KBV vor. In zwei Jahren soll dann der dritte Band auf den Markt kommen, so ich den geneigten Verleger davon überzeugen kann. Bin ja leider zu alt, um ihm meinen Körper anzubieten, aber ich hoffe, dass die positiven Verkaufszahlen von „Kalte Platte" den Ausschlag geben werden. Daumendrücken!

KBV-Autoren am Messestand Halle 3.0, Stand B 150
auf der Frankfurter Buchmesse vom 10.-14.10.2012

(Angaben ohne Gewähr, Stand: 28.09.2012)

Wir empfehlen Ihnen einen Interviewtermin vorab zu reservieren! Bitte beachten: manche unserer Autoren haben noch keine festen Messetage bestätigt, bitte evtl. nachfragen.

Welche Autoren aktuell am Messestand sind erfahren Sie während der Buchmesse auch auf unseren Standtafeln!

Guido M. Breuer 12.10.

Neuerscheinung 2012
NACH ALTER MÖRDER SITTE - Kriminalroman aus der Eifel

Franziska Franke 13.10.

Neuerscheinung 2012:
SHERLOCK HOLMES – und der Fluch des grünen Diamanten

Rebecca Gablé 13.10.
Gisbert Haefs 11.10.

Neuerscheinungen 2012
- Matzbach-Reihe -
Erstveröffentlichung:
FINALER RETTUNGSKUSS – Baltasar Matzbachs 9. Fall

Wiederveröffentlichung:
MORD AM MILLIONENHÜGEL – Baltasar Matzbachs 1. Fall
UND OBEN SITZT EIN RABE – Baltasar Matzbachs 2. Fall
DAS DOPPELGRAB IN DER PROVENCE – Baltasar Matzbachs 3. Fall
MÖRDER UND MARDER – Baltasar Matzbachs 4. Fall
MATZBACHS NABEL – Baltasar Matzbachs 5. Fall

Frühjahr 2013:
Erstveröffentlichung:
ZWISCHENFÄLLE - Neue Fälle für Baltasar Matzbach

Widerveröffentlichungen:
KEIN FREIBIER FÜR MATZBACH – Baltasar Matzbachs 6. Fall
SCHMUSEMORD – Baltasar Matzbachs 7. Fall
FEUERWERK FÜR MATZBACH – Baltasar Matzbachs 8. Fall

Carsten Sebastian Henn 10. und 11.10.
Jürgen Kehrer 10.10.
F.G. Klimmek 10.-12.10.
Regine Kölpin 10.10.

Neuerscheinung 2012:
AUFGEBOCKT UND ABGEMURKST (Hg.) – Kurzkrimis für Campingfreunde
MUSCHELN, MÖWEN, MORDE (Hg.) – Eine kriminelle Reise vom Darß bis Fehmarn Mordlandschaften
Regine Fiedler – VERSCHWUNDEN IN DEN DÜNEN - Die Deichbande Band 3 – Krimi-Kids

Ralf Kramp

10.-14.10.

Neuerscheinung 2012:
STARKER ABGANG – Kriminelle Kurzgeschichten
DEM VULKANMAGIER AUF DER SPUR – Das schwarze Kleeblatt - Band 4 – Krimi-Kids

Tatjana Kruse

13.10.

Neuerscheinung 2012
KALTE PLATTE – Köstliche Krimi-Häppchen

Cornelia Kuhnert

11.10.

Neuerscheinung 2012:
NIEDERTRACHT IN NIEDERSACHSEN (Co.-Hg.) – Kurzkrimis zwischen Ems und Elbe Mordlandschaften

Fritz-Peter Linden

10.-14.10.

bitte nachfragen

Sandra Lüpkes

10.10.

Andreas Schmidt

11. und 12.10.

Rosa und Thorsten Wirtz
10.10.

Neuerscheinung:
DIE KUNST DER LETZTEN STUNDE – Kriminalroman aus der Eifel
Jacques Berndorf Preis 2012

„totgequatscht“: Premiere in der Trauerhalle

250 Zuhörer bei Edda Mincks 5. Ruhrgebietskrimis – Erfolgreiche Benefizveranstaltung

Das Sargmodell „Mafioso 2000“ gibt es natürlich in Wirklichkeit nicht, doch ansonsten war alles sehr real in der Trauerhalle des Hauptfriedhofs Freigrafendamm in Bochum, wo jetzt die Premierenlesung von Edda Mincks neuestem Ruhrgebietskrimi „totgequatscht“ stattfand. Der passende Rahmen deshalb, weil Bestatter und Särge im fünften Fall von Maggie Abendroth eine gewisse Rolle spielen.

Rund 250 Zuhörer fanden das Ambiente ebenfalls ansprechend, und ließen sich von den Auszügen aus den turbulenten Ermittlungen Maggies und ihres „Teams“ bestens unterhalten. Unter anderem davon, wie die Privatermittlerin das Rätsel löst, warum bei der jährlichen Friedhofsausstellung ausgerechnet in Herrn Mattis schönstem Sargmodell, eben dem „Mafioso 2000“, ein unerwartetes Exponat auftaucht: männlich, kalt, tot.

„totgequatscht“ – das ist wieder ein echter „Minck & Miunck“: Dicht und intensiv in der Milieuschilderung, furios in der Verwendung des „Pott“-Slangs, mitreißend im Erzähltempo und rasanten Szenenwechsel. Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte: Über 100 Bücher von Minck & Minck wurden bei der Veranstaltung verkauft. Und auch der gute Zweck der Benefizveranstaltung für die Suppenküche Bochum kam nicht zu kurz: 900 Euro kamen aus dem Eintrittskartenverkauf zusammen.

MINCK & MINCK
totgequatscht
Maggie Abendroth: Niemals geht man so ganz
Krimi aus dem Ruhrgebiet
Taschenbuch 288 Seiten
ISBN 978-3-942446-60-0
9,90 Euro

28. September 2012, von Alex 'Alex B.' Börner

KBV Verlags- und Medien-GmbH

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Websitekbv-verlag.de

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