Neuerscheinung und Interview: RALF KRAMP "Starker Abgang"

morgen beginnt die Frankfurter Buchmesse, der KBV Verlag ist wieder in Halle 3.0 am Stand B 150 zu finden. Eine ganze Reihe unserer Autoren wird dort ebenfalls an dem einen oder anderen Tag vorbei schauen. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Gespräch.
Die ganze Messe über ist natürlich auch Verleger und Krimiautor Ralf Kramp in Frankfurt. Im Interview erzählt er über die Entstehung und einzelne Stücke seiner Neuerscheinung, der Kurzkrimisammlung „Starker Abgang“.
Zum guten Schluss wie gewohnt die nächsten Termine: KBV-Autoren lesen vor.
Der nächste Newsletter erscheint Messe-bedingt am 19.10.2012.

„Worst-Case-Szenarien sind oft Basis einer Geschichte“
Ralf Kramp über Privat-TV, Gerechtigkeit und Mordfälle außer Kontrolle in „Starker Abgang“

„Starker Abgang“ enthält 22 spannende und unterhaltsame Kurzkrimis, die teilweise schon in anderen Krimisammlungen erschienen sind, teilweise erstveröffentlicht werden. Als Meister der kurzen Krimi-Form sind Sie bundesweit bekannt. Wie kam die aktuelle Zusammenstellung zustande?
Kramp: Bei mir ist es immer so, dass ich so lange Kurzkrimis sammele, bis ein neuer Band, angereichert mit ein paar bislang unveröffentlichten Geschichten, zusammengekommen ist. Das ergibt dann eine bunt gemischte Palette, denn die einzelnen Kurzkrimis sind ja zuvor in völlig unterschiedlichen Büchern mit jeweils einem anderen Motto, wie beispielsweise „Die Plörre“ in einer Sammlung zum Thema Wein, oder „On the Road to Bremen“ in einer Sammlung moderner Märchen-Variationen abgedruckt worden. Keiner meiner Leser kann sich diese Storys vorher alle aus den verschiedenen Büchern „zusammengelesen“ haben.

Ein Kurz-Krimi als Krimi-Groteske und Satire. In „Ripper Doubleblade“ führen Sie das Genre in die schrecklich-schöne Scheinwelt des Privatfernsehens: Eine TV-Verkaufsshow für ein Küchenmesser endet in einem Live-Gemetzel. Hand aufs Herz, schärfer kann man solche Shows nicht mehr kritisieren? Man muss sie mit ihren eigenen „Waffen“ schlagen?
Kramp: Was im Privatfernsehen dem Zuschauer angeboten wird, kann man ja nicht mehr unterbieten. Die Dauerberieselung durch blödsinnige Werbeunterbrechungen, die völlig abstrusen Verkaufsshows, die getürkten Reality-Soaps: Das ist alles so grottenschlecht gemacht und so absurd, dass man als Autor, der das aufs Korn nehmen will, so richtig aus dem Vollen schöpfen kann. Zwischen der echten Verkaufsshow und der durchgeknallten Geschichte „Ripper Doubleblade“ liegt wirklich nicht mehr viel…

So drastisch das „Ripper Doubleblade“-Beispiel ist, so zunächst behutsam, dann aber ebenso unausweichlich eskaliert die Gewalt durch verletzte Gefühle an anderer Stelle. Das gilt für die Stalkerin in „Es fährt ein Zug nach Gerolstein“, aber auch für „Wildwechsel“: Auf einer Dienstfahrt provoziert der Chef seinen jungen Angestellten, der den Wagen lenkt. Der junge schüchterne Mann ist verliebt, die erste Liebe, und muss mit anhören, wie sein Arbeitgeber, erkennbar beschrieben als regelrechtes Macho-Ekel, sich damit brüstet, dass er auch die „Angebetete“ verführen werde. Eine schwere Kränkung für den Verliebten. Das Ende der Geschichte ist ein tödlicher Unfall. Ohne zu viel zu verraten: Als Leser empfindet man das Finale auch als ein Stück höherer Gerechtigkeit – und natürlich ist dieses Gefühl zwiespältig. Es gibt schließlich einen Toten. Wie wichtig ist Ihnen die Frage nach Gerechtigkeit, also nach Moral bei Ihrer literarischen Arbeit?
Kramp: Als Krimiautor hat man ja die Möglichkeit, seine Moralvorstellungen in die unterschiedlichsten Richtungen zu entwickeln. Und man darf auch ruhig mal ungefragt eine höhere Gerechtigkeit walten lassen, da stimmt Ihre Beobachtung. Ich gehe mit der Moral in meinen Geschichten sehr bewusst um. Bei meinen Kriminalromanen ist sie für mich allerdings ein bisschen enger gefasst, denn da hat man sich mit der Tat intensiv über viele Buchseiten auseinander gesetzt. Bei einem Kurzkrimi, der unterhalten soll, darf es auch mal anders laufen, da zählt vor allem die Pointe.

In „Der Entenmann“ endet das Spiel um ein fiktives Mordgeschehen bei einer realen Gewalttat inklusive Mordmotiv und Täter. Thema ist die Krimi-Event-Industrie, bei der „Ermittler-Wochenenden“ von Agenturen mit engagierten Schauspielern veranstaltet werden. Der schwarze Humor entpuppt sich in dieser Persiflage aber als tödlicher Ernst, die ahnungslosen Teilnehmer, die Belegschaft eines Pharmaunternehmens, werden instrumentalisiert. Da kann man bei der Buchung ein bisschen ins Grübeln kommen…?
Kramp: Ich veranstalte mit der Agentur „Blutspur“ seit 16 Jahren selbst Krimi-Events. Diese Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie man Dingen, die einen beschäftigen, ob im Beruf, im Alltag oder privat, auch eine humoristisch-kriminalistische Sichtweise abgewinnen kann. Ich nehme uns selbst in dieser Story auf die Schippe. Sie ist gespickt mit Insider-Gags, bleibt aber trotzdem auch für den Nicht-Eingeweihten als Kriminalposse unterhaltsam. Der Gedanke war: Was würde passieren, wenn einer unserer Schauspieler während der Mörderjagd plötzlich aus dem Ruder laufen würde und unsere Gäste mit falschen Informationen füttert? Und schon ist die Katastrophe da. Diese worst-case-Szenarien sind oft die Basis für meine schwarzhumorigen Geschichten.

Und es gibt in „Starker Abgang“ sogar Lyrisches. Die „Bäuerinnen-Weisheiten“ oder „Null Null“ sind klitzekleine Krimiweisheiten und Miniaturen, kürzer als eine Twitter-Nachricht. Haben Sie schon einmal getestet, wie wenige Worte oder Buchstaben Sie benötigen, um einen Mordfall nachvollziehbar literarisch beschreiben zu können?
Kramp: Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich neige eher zum literarischen Ausufern. Wenn die Geschichte es erfordert, kann ich aber auch stark verknappen, das hängt vom Milieu ab, in dem die Geschichte spielt. Es gibt Kollegen, die „Krimi-Haikus“ schreiben. Das könnte ich nicht, abgesehen davon, dass mir die literarische Form des Haikus bis heute leider völlig verschlossen geblieben ist. Die ganz knappe Form, wie ich sie mit 24 Kürzest-Stories im übrigens ab jetzt wieder erhältlichen KBV-Krimi-Adventskalender gewählt habe, ist das Äußerste an Kürze, was ich mir abringen kann.

KBV-Autoren am Messestand Halle 3.0, Stand B 150
auf der Frankfurter Buchmesse vom 10.-14.10.2012

(Stand: 9.10.2012)

Wir empfehlen Ihnen einen Interviewtermin vorab zu reservieren! Bitte beachten: manche unserer Autoren haben noch keine festen Messetage bestätigt, bitte evtl. nachfragen.

Welche Autoren aktuell am Messestand sind erfahren Sie während der Buchmesse auch auf unseren Standtafeln!

Guido M. Breuer 12.10.

Neuerscheinung 2012
NACH ALTER MÖRDER SITTE - Kriminalroman aus der Eifel

Franziska Franke 14.10. 11-13.30 Uhr

Neuerscheinung 2012:
SHERLOCK HOLMES – und der Fluch des grünen Diamanten

Rebecca Gablé 13.10.

Gisbert Haefs 11.10.

Neuerscheinungen 2012
- Matzbach-Reihe -
Erstveröffentlichung:
FINALER RETTUNGSKUSS – Baltasar Matzbachs 9. Fall

Wiederveröffentlichung:
MORD AM MILLIONENHÜGEL – Baltasar Matzbachs 1. Fall
UND OBEN SITZT EIN RABE – Baltasar Matzbachs 2. Fall
DAS DOPPELGRAB IN DER PROVENCE – Baltasar Matzbachs 3. Fall
MÖRDER UND MARDER – Baltasar Matzbachs 4. Fall
MATZBACHS NABEL – Baltasar Matzbachs 5. Fall

Frühjahr 2013:
Erstveröffentlichung:
ZWISCHENFÄLLE - Neue Fälle für Baltasar Matzbach

Wiederveröffentlichungen:
KEIN FREIBIER FÜR MATZBACH – Baltasar Matzbachs 6. Fall
SCHMUSEMORD – Baltasar Matzbachs 7. Fall
FEUERWERK FÜR MATZBACH – Baltasar Matzbachs 8. Fall

Carsten Sebastian Henn 10. und 11.10.

Jürgen Kehrer 10.10.

F.G. Klimmek 10.-12.10.

Regine Kölpin 10.10.

Neuerscheinung 2012:
AUFGEBOCKT UND ABGEMURKST (Hg.) – Kurzkrimis für Campingfreunde
MUSCHELN, MÖWEN, MORDE (Hg.) – Eine kriminelle Reise vom Darß bis Fehmarn Mordlandschaften
Regine Fiedler – VERSCHWUNDEN IN DEN DÜNEN - Die Deichbande Band 3 – Krimi-Kids

Ralf Kramp 10.-14.10.

Neuerscheinung 2012:
STARKER ABGANG – Kriminelle Kurzgeschichten
DEM VULKANMAGIER AUF DER SPUR – Das schwarze Kleeblatt - Band 4 - Krimi-Kids

Tatjana Kruse 13.10.

Neuerscheinung 2012
KALTE PLATTE – Köstliche Krimi-Häppchen

Cornelia Kuhnert 11.10.

Neuerscheinung 2012:
NIEDERTRACHT IN NIEDERSACHSEN (Co.-Hg.) – Kurzkrimis zwischen Ems und Elbe Mordlandschaften

Fritz-Peter Linden 10.-14.10.

Sandra Lüpkes 10.10.

Andreas Schmidt 11. und 12.10.

9. Oktober 2012, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

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