Neues aus der Welt der Ritter in ZDF-"Terra X"-Dreiteiler

Männer in Eisen heißt der erste Film der neuen Dokumentationsreihe Die Welt der Ritter über eine schillernde Epoche deutscher und europäischer Geschichte. In einem aufwändigen Dreiteiler lässt Terra X ab Sonntag, 27. April 2014, 19.30 Uhr, diese Welt detailreich auferstehen und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte zwischen Aufstieg und Niedergang des Rittertums.

Bilder von Burgen und Turnieren, von reitenden Kriegern, loyalen Vasallen, todesmutigen Kämpfern aber auch von Kriegen und Kreuzzügen prägen unsere Vorstellung. Der Dreiteiler Die Welt der Ritter bietet aber auch neue Einblicke: Die Heere der Kreuzzüge waren nicht nur auf dem Landweg unterwegs. Nicht selten wurden die Ritter mitsamt ihrer Pferde auf dem Wasserweg verschifft. Der Transport war eine logistische Meisterleistung. Im Bauch der Schiffe waren Pferde und Ritter Stürmen ausgesetzt und leichte Beute für Piraten. Wer überlebte, war geschwächt von Seekrankheit, Strapazen und fauligem Wasser.

Dass die zurückgebliebenen Frauen während der langen Abwesenheit ihrer Männer die Verteidigung der Burganlage und des zugehörigen Landbesitzes übernahmen, war nicht die Regel, kam aber vor. Auch vor Gericht durften Frauen ihr Recht durchsetzen. In seinem berühmten Fechtbuch widmet Fechtmeister Hans Talhoffer ein ganzes Kapitel den speziell für Frauen empfohlenen Techniken. Auch von echten Ritterinnen berichten historische Quellen. Wunschbild der mittelalterlichen Männer scheinen solche Frauen aber nicht gewesen zu sein. Der Minnesang beschwor ein ganz anderes Frauenbild.

An über 20 Drehtagen wurde an mehr als zehn verschiedenen Orten gedreht. Neben sechs Hauptdarstellern gab es 41 "Neben"-Darsteller, 70 Stuntleute, 100 Reitereinsätze und genau so viele Pferde. 17 Experten unterstützten das Projekt. Neue Techniken ermöglichen fotorealistische Szenerien mit lebensnaher Action. Experimente und High-Speed-Kameraaufnahmen zeigen zum Beispiel, wie ein Kettenhemd gegen Schwerter und Pfeile schützte oder was passiert, wenn zwei Ritter im Turnier aufeinander krachten.

Die Folge "Männer in Eisen" beschäftigt sich mit der Frage, wann aus dem Reiter ein Ritter wurde. Einer der ersten wahren Ritter könnte Heinrich Tangel aus Tannroda in Thüringen gewesen sein. Mit seiner Geschichte im Jahr 955 beginnt die "Terra X"-Zeitreise in "Die Welt der Ritter".

Die zweite Folge, "Für Ruhm und Ehre", ist am Sonntag, 4. Mai, und die dritte, "Die Letzten ihrer Art", am Sonntag, 11. Mai 2014, jeweils um 19.30 Uhr, im ZDF zu sehen.

Unter terra-x.zdf.de können die Zuschauer neben den ganzen Sendungen alle Hightech-Experimente sowie 24 "Ritter Wikis", kleine animierte Erklärstücke aus dem Leben der Ritter, einzeln abrufen.

Copyright: Jiri Skupien

Halb Mensch halb Mythos - Der Ritter, ein Typ für die Ewigkeit

Eins der erfolgreichsten Programme bei „Terra X“ war die Reihe „Wege aus der Finsternis“ über Europa im Mittelalter. Obwohl dieser Vierteiler schon 2004 im ZDF ausgestrahlt wurde, gehört er auch heute noch zu den meistabgerufenen „Terra X“-Dokumenta­tionen im Internet. Auch solche digitalen Werte bekräftigen die Erfahrung von uns Geschichtsredakteuren, dass das Mittelalter eine ungebrochene Faszination auf die Jetztzeit ausübt. Schla­gendes Herz der Mittelalterbegeisterung ist die Kulturfigur des Ritters. Unser Mittelalterbild wäre nicht denkbar ohne den Tur­nierkämpfer in seiner eisernen Rüstung, seine mythisch über­höhte Gralssuche und die Romantik der hoch gelegenen Burgen.

Warum ist der Ritter eine solch universale Figur, wohl für alle Zeiten? Nun, in ihm ist eine ungeheure Symboltiefe und Ge­schichtsmächtigkeit wirksam. Die Ritter stehen zum einen für eine verwunschene, archaische Welt, für dunkle Burgen, blutige Waf­fengänge, für halb Mensch halb Maschine. Zum anderen haben sie über mehrere hundert Jahre europäische Geschichte ge­schrieben. Mit ihren höfischen Tugenden stehen sie nach dem frühen, wahrlich dunklen Mittelalter ab 1100 für eine neue hellere Welt - den Beginn der Moderne. Vielleicht lässt sich auch sagen, dass der Ritter die erste profilierte Figur unserer westeuropäi­schen (auch deutschen!) Geschichte ist, nach der griechischen und römischen Antike, die uns nahe ist, der in gewisser Weise ein heimatlicher Erdengeruch anhaftet.

Nach unserem Mittelaltervierteiler 2004 machen wir uns daher jetzt bei „Terra X“ erstmals an eine umfassendere Beschreibung des europäischen Rittertums, von den Anfängen unter dem Sach­senkönig Otto bis zum Untergang unter Kaiser Maximilian. Wir folgen seinem glanzvollen Mythos, seinem Wirken vor der Kulisse großer Feste und Turniere, seiner Verehrung der hohen Minne, seinem heldenhaften Eintreten für die Armen und Schutzlosen - und sehen seine Lebenswirklichkeit, den Winter auf kalten, nas­sen Burgen, die schwierige Bewirtschaftung des Lehens, die ständige Kriegsrealität. Die Ritter hielten sich unablässig in be­waffneter Bereitschaft, mit einer Ausrüstung, die vom 9. bis ins späte 15. Jahrhundert hinein die Kriegswirklichkeit in immer radi­kaleren Formen prägte. Filmische Experimente zeigen Interes­santes und Kurioses aus der Waffentechnik der Ritter. So weisen wir nach, dass die berühmten englischen Langbögen, die bei der Schlacht von Crécy 1346 erfolgreich gegen die französischen Ritter eingesetzt wurden, die modernste Rüstung jener Zeit, die Plattenpanzer, allerdings nicht durchdringen konnten. Und wir demonstrieren, dass das saubere Zerteilen einer Kerze mit einem Ritterschwert (wie in Hollywood-Filmen oft zu sehen) ebenfalls unmöglich gewesen sein dürfte.

Es gibt wohl nur wenige Stoffe, die besser zu unserem „Terra X“-Sendeplatz passen als das Mittelalter mit seinen Rittern. Die Re­daktion und die für historische Stoffe bestens erprobte Produkti­onsfirma Gruppe 5-Filmproduktion in Köln geben übrigens auch gerne zu, dass es sich hier um ein wahres Lieblingsprojekt ge­handelt hat. Bei „Terra X“ können wir die großen, internationalen Kulturstoffe in attraktives, besonders für junge Zuschauer interes­santes Fernsehen überführen und zugleich sehr anspruchsvolle, bildende Inhalte anbieten. Wobei wir bei nahezu jedem Projekt versuchen, uns auf neue Umsetzungsformen einzulassen und uns nach den üblichen zwei bis drei Jahren Entwicklungszeit vom Er­gebnis auch überraschen lassen wollen.

A propos Wagnisse eingehen und sich überraschen lassen: Der meines Erachtens schönste Begriff aus dem Mittelhochdeutschen ist „âventiure“, der die Abenteuersuche des fahrenden Ritters meint (engl. adventure, franz. aventure). Erec, Lancelot und Parzival müssen ihren Mut und ihre Ehre immer wieder an neuen Abenteuern messen, die während ihrer Reisen sozusagen auf sie zukommen (ad-venire). Das Abenteuer des Ritters bedeutet Ri­siko und Wagnis, den Schritt aus dem Festgefügten heraus, was immer auch zu neuen Chancen und glücklichen Wendungen für ihn führen mag. Auch hierin liegt vielleicht ein Grund für unsere immerwährende Faszination der Ritterfigur: sein Abenteuer als eine Metapher auf unsere eigene, neugierige Suche nach neuen Lebenschancen.

22. April 2014, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

Copyright: Jiri Skupien

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