Majestätisch, pompös und dekadent - Die fünf schönsten Grand Hotels Europas

Sie sind die Drehtür zur Alten Welt. Sie sind königliche Paläste kultivierten Stils. Und man lebt in ihnen wie Gott in Frankreich. Grandhotels erfreuen sich seit Jahrhunderten großer Beliebtheit - jedenfalls bei denjenigen, deren Bankkonto stets prall gefüllt ist. Ob sie als Kulisse für Film und Geschichte oder als Flucht vor dem grauen Alltag verstanden werden - hier trifft sich die ganze Welt unter einer bunten Glaskuppel. Genauso bunt geht es auch in Wes Andersons neuem Geniestreich GRAND BUDAPEST HOTEL zu, der am 06. März 2014 bundesweit in den Kinos startet.

Jedes Grand Hotel, auch das eines Wes Anderson, erzählt seine eigene Geschichte. Denn sie sind ebenso die Drehtür zur Weltgeschichte. Im Inneren fanden die ungehörigsten Politdiskussionen bei abendlichen Barbesuchen, charmantesten Teestunden und haarsträubendsten Stareskapaden statt. Ein Grund mehr hinter die alten Mauern der fünf attraktivsten Grand Hotels in Europa zu schauen:

AMSTEL HOTEL (Amsterdam)
Das Amstel Hotel darf sich einer Besonderheit rühmen, denn die Gründung des Grandhotels geht auf das Engagement von zwei Ärzten zurück. Sie verordneten der Stadt Amsterdam ein Grandhotel, das den internationalen Gästen den gesundheitsförderndsten Komfort versprach. Das Rezept war einfach: Genügend Platz drumherum, eine gute Nachbarschaft und ein wundervoller Ausblick. Somit eröffnete 1867 das Amstel am Ufer des gleichnamigen Flusses und war ganz und gar nicht in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum. Heute gilt das Amstel im Renaissance-Stil als "Grande Dame" der Amsterdamer Hotellerie, in dem Musikgrößen wie Paul McCartney oder Elton John sowie Hollywoodstar Elizabeth Taylor ein- und auscheckten.

"Hier, in der Halle, bleibe ich sitzen. Sie ist die Heimat und die Welt, die Fremde und die Nähe, meine ahnenlose Galerie!" (Joseph Roth, Schriftsteller)

HOTEL ADLON (Berlin)
Hätte Lorenz Adlon, als er 1907 das Hotel Adlon in Berlin eröffnete, geahnt, dass das Schicksal seines Hauses eng mit dem Deutschlands verbunden sein sollte, hätte er wahrscheinlich einen anderen Standort gewählt. Letzten Endes überlebte das Hotel, welches durch Journalisten aus aller Welt zum Zentrum des Informationsaustausches avancierte, die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges. Doch als am 02. Mai 1945 eine Gruppe von NS-Offizieren den Weinkeller des Adlons unsicher machten, war es wahrscheinlich ein Zigarettenstummel, welcher das historische Grandhotel in Schutt und Asche versinken lies. 1997 erhob sich das Hotel wie ein prachtvoller Phönix aus genau dieser Asche. Einzig und allein der Brunnen ist vom alten Adlon geblieben, aber auch heute finden dort wichtige Konferenzen und Besprechungen statt, die vor allem Filmstars und Politiker in seinen Bann zieht.

"Ich möchte das Adlon wieder aufbauen - aber nur dann, wenn man nicht mehr von einem West- oder Ostsektor spricht, und nur dort, wo es gestanden hat und wo ich die glücklichsten Jahre meines Lebens verbrachte: Im Herzen Berlins - Unter den Linden 1!" (Hedda Adlon, 1955)

THE DORCHESTER (London)
Im Dorchester gab sich in den 30er Jahren vor allem die Crème de la Crème der Sport- und Geschwindigkeitsbegeisterten die Klinke in die Hand. Der Bugatti-Club, Golfer, Tennisspieler und Fußballer wählten in erster Linie das Hotel am Hyde Park, ist doch der Park für die morgendlichen Joggingstunden direkt vor der (Dreh-)Tür. Auch Regisseur Alfred Hitchcock bevorzugte das Dorchester. Seiner Meinung nach war es der ideale Schauplatz für einen Mord, da der Hyde Park viel Erde bot, um ganze Mengen von Leichen zu verscharren. Typisch Hitchcock eben. Stars und Sternchen wie Boxerlegende Muhammad Ali, Hollywoodschönheit Elizabeth Taylor oder auch Schriftsteller Ernest Hemingway machten es sich außerdem im Dorchester gemütlich. Weniger gemütlich wurde es im Hotel, wenn die "Grand Prix Drivers Association" tagte. Hier erprobte man, nachdem im Rennen immer häufiger tödliche Unfälle passierten, den Komfort spezieller Schutzanzüge. Ironie des Schicksals war es, dass dreizehn Männer dieser Tagung später bei Rennunfällen starben.

"Wenn man sich zum Dinner an denselben Tisch begibt wie im letzten Jahr, und im Jahr davor, und wenn man seine Flasche Soave im Eiskühler warten sieht, so, wie es Jahr für Jahr gewesen ist, dann kann man nicht umhin, sich wohlzufühlen und wie zu Hause." (Somerset Maugham, Dramatiker)

DOLDER GRAND HOTEL (Zürich)
Was macht das Züricher Dolder Grand Hotel in erster Linie aus? Erstens: Die Lage auf dem Hügel (mitteldeutsch "toldo" bedeutet "kleiner Hügel") gab damals sowie heute den Hotelbesuchern einen wunderschönen Blick auf See, Berge und Stadt frei. Zweitens: Die außergewöhnliche Architektur, welche einer Mischung aus Jugendstil und "Schweizer Holzbaustil" gleicht, versteckte trotz der ländlichen Holzbauten Gold, Marmor und Kristall-Kronleuchter im Innenraum des Gebäudes. Das im Mai 1899 eröffnete Grand Hotel war ausschließlich als Sommerhotel gedacht, da es oben auf dem Hügel wesentlich kühler war als unten im Tal. Doch als während des ersten Weltkrieges immer mehr Flüchtlinge aus allen Ländern Unterschlupf fanden, nahm das Dolder Ganzjahresbetrieb auf. Mit einem Golfplatz, diversen Tennisplätzen und einer Kunsteisbahn kam egal zu welcher Jahreszeit niemals Langeweile auf.

"Dieses Hotel herrschte mit seiner Erscheinung und seiner Tradition allein über ganz Zürich; wie eine gesetzte Tante aus der Zeit King Edwards blickte es vom Gipfel seines Hügels hinab auf die Torheiten des hektischen Stadtlebens." (John le Carré, Schriftsteller)

HÔTEL NEGRESCO (Nizza)
Der aufstrebende Rumäne Henri Negresco hatte sich den Traum verwirklicht, ein Gesamtkunstwerk aus Prunk, Luxus und Überfluss ins Leben zu rufen: Das Hôtel Negresco. Allen voran der Salon Royal mit einer Glaskuppel, einem Kristall-Kronleuchter und einem 375 Quadratmeter großen französischen Teppich stand im Zentrum des Grand Hotels. Gleich nach der Eröffnung 1913 logierten russische Großfürsten im Negresco und sorgten mit ihren Liebesgeschichten für Klatsch und Tratsch während der Teestunden. Als der erste Weltkrieg ausbrach, war der Traum vom Luxus zerstört. Das Hotel setzte seine Karriere als Kriegslazarett fort, verwundete Soldaten verscheuchten die verwöhnte Klientel und Henri Negresco stand vor dem Ruin. Noch Jahrzehnte danach erholte sich das Hotel nicht vom wirtschaftlichen Debakel. Erst der einzigartige Fahrstuhl rettete das Grand Hotel vor dem endgültigen Abgang. Denn er war ausschlaggebend für Jean Paul Mesnages' Kauf 1957. Seine Tochter Jeanne Augier, begeisterte Antiquitätensammlerin, stattete alle Zimmer mit erlesenen Möbeln aus und schuf so eine unverwechselbare Atmosphäre. Bis heute zählt das Hôtel Negresco zu den schönsten Grand Hotels Europas.

"Alle Irren der Welt, alle Entgleisten und Hysterischen geben sich hier ein Stelldichein. Sie kommen aus Russland, Amerika, Tibet und Südafrika. Oh Riviera, blaues Paradies der Hochstapler und Ausgeflippten, die falschen Nasen blühen hier noch zahlreicher als die Mimosen." (Jean Lorrain, Dichter)

Lust bekommen, ebenfalls einmal in ein Grandhotel einzuchecken?
Aber es fehlt leider am nötigen Kleingeld?
Dann lassen Sie sich entführen in die Welt von Wes Andersons GRAND BUDAPEST HOTEL - ab dem 6. März 2014 nur im Kino.

25. Februar 2014, von Alex 'Alex B.' Börner