Kinostart | Grand Budapest Hotel: Verschroben, detailverliebt und skurril

Regisseur Wes Anderson im Porträt

Wes Anderson - Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und der nächste Martin Scorsese. Letzteres behauptet jedenfalls die Regielegende höchstpersönlich von seinem talentierten Fachgenossen. Kein Wunder, denn Kritikerliebling und ehemals Philosophie-Student Wes Anderson gehört seit Jahren zu den gewichtigsten, künstlerischen Stimmen seines Handwerks.

Ob Charaktere mit exzentrischen Macken und verschrobenen Ansichten oder auch seine verspielte bis absurde Komik - Wes Anderson hat seinen ganz eigenen Stil. Passend zum Kinostart seines neuen Werkes Grand Budapest Hotel (Starttermin: 06. März 2014) stellen wir einige Filme des 45-Jährigen vor, die seinen Widererkennungswert bis heute prägten:

Die Royal Tenenbaums (2001)

Die Royal Tenenbaums ist der wahrscheinlich ehrlichste und zugleich bizarrste Film in Wes Andersons Filmkarriere. Bitter-böse wird die Geschichte einer zum Scheitern verurteilten Familie erzählt, bei der wirklich jedes Familienmitglied mit ihren eigenen Ängsten und Depressionen zu kämpfen hat. Das Aufzeigen von problematischen Familienverhältnissen ist ein Thema, welches sich durch Andersons komplette Filmografie zieht. Eine Vielzahl seiner Figuren würden in der Realität als gesellschaftliche Außenseiter abgestempelt werden - und dennoch entwickelt man echte Sympathie für diese "Verlierer". Die Dialoge und Situationen sind dabei derart skurril, dass einem bei der absurden Komik das Lachen förmlich im Halse stecken bleibt. Seinen Filmfiguren gesteht Wes Anderson ihre ganz individuelle Lebensweise zu und findet trotz des immer wiederkehrenden Surrealismus einen starken Lebensbezug.

Wiedererkennungsmerkmale: Owen Wilson, kindische Erwachsene, altkluge Kinder, hellbraune Anzüge, geschwisterliche Rivalität, Kumar Pallana, Slow-Motion-Aufnahmen zu britischer Popmusik, Hotels

Darjeeling Limited (2007)

Ein indischer Zug, drei entfremdete Brüder und eine Menge Koffer. Klingt auf Anhieb nach einem typischen Wes-Anderson-Film, das ist er auch. Schon die ersten Minuten von Darjeeling Limited zelebrieren den unverwechselbaren Look seiner Werke. Ob die komplette Entfaltung der Farbenpracht Indiens oder die komplexe und experimentelle Bildmontage - Der Film lebt förmlich von seiner Ausstattung und Szenerie. Hinter jedem Bild steckt ein Symbol und ein tieferer Sinn, der darauf wartet, entdeckt zu werden. [Darjeeling Limited] ist Andersons spirituellster Film, wenn man sich die Motive der einzelnen Figuren ansieht. Hier ist die Frage nach dem Sinn des Lebens von zentraler Bedeutung. Besitztümer und Statussymbole haben plötzlich keine Wert mehr und es kommt vielmehr darauf an, seinen Platz in der Familie zu finden. Ein Film, der lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt.

Wiedererkennungsmerkmale: Jason Schwartzman, Bademäntel, Koffer, schnelle Kameraschwenks, geschwisterliche Rivalitäten, Owen Wilson, hellbraune Anzüge, Bill Murray

Der Fantastische Mr. Fox (2009)

"Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her": Ein traditionelles Kinderlied besang schon vor hunderten Jahren das lästige Problem vieler Bauern. Der Fantastische Mr. Fox handelt dagegen von einem Fuchs, der zwar keine Gänse, dafür aber Hühner stiehlt - und das im ganz großen Stil. Eine Geschichte, die für einen Wes-Anderson-Film wie gemacht zu sein scheint. Kein Wunder also, dass sich der Regisseur der Kinderbuch-Adaption annahm und einen Stop-Motion-Film mit detailverliebten Tierpuppen schuf. Selbst in einem für das jüngere Publikum abgezielten Film kann Wes Anderson es nicht lassen, Mr. Fox ebenfalls als egozentrische und verschrobene Vaterfigur darzustellen. Besonders interessant ist Andersons sehr kritische Stellungnahme zu der von Geld und Gier geprägten Gesellschaft, was er mit schwarzem Humor und spitzen Bemerkungen perfekt zur Geltung bringt.

Wiedererkennungsmerkmale: hellbraune Anzüge, gelbe Filmtitel, Pyjamas, lustige Fahrzeuge, elegante Halsbekleidung, Bill Murray, altkluge Kinder, Jason Schwartzman

Moonrise Kingdom (2012)

Zwei Kinder mutterseelenallein im Wald verschanzt? Nein, es handelt sich hierbei nicht um eine Neuverfilmung des Märchenklassikers "Hänsel und Gretel". Die Rede ist vielmehr von Wes Andersons verspieltestem Film Moonrise Kingdom, in dem ein zwölfjähriger Pfadfinder und seine Brieffreundin der Erwachsenenwelt den Rücken kehren und sich in die umliegenden Wälder aufmachen. Dumm nur, dass die Eltern der beiden und der Pfadfinderleiter dies nicht dulden können und eine große Suchaktion veranlassen, was gleichzeitig die Liebe der beiden Kinder zu bedrohen scheint. Eine Geschichte, die nicht romantischer sein könnte - und gerade hier spielt Wes Anderson seine Stärken geschickt aus. Von selbst gestalteten Büchern über Mützen im Waschbär-Look bis hin zu poetisch geschriebenen Briefzeilen - einfach alles ist mit viel Liebe zum Detail entwickelt worden und gehört genau deshalb zu den schönsten Filmen Wes Andersons.

Wiedererkennungsmerkmale: Pyjamas, altmodische Brillen, altkluge Kinder, abwesende Erwachsene, klimpernde Chembalomusik, Briefe, Haustiere, Jason Schwartzman

Grand Budapest Hotel (2013)

Ralph Fiennes, Jude Law, Tilda Swinton, Bill Murray, Adrien Brody und viele, viele mehr. Grand Budapest Hotel zählt schon jetzt zu den spannendsten Filmen Wes Andersons, wenn man sich die endlos lange Liste der Top-Darsteller ansieht. Und dabei ist einer talentierter als der andere. Auch wenn sein neuester Geniestreich erst am 6. März in den deutschen Kinos startet, versprechen die ersten Bewegt- und Szenenbilder bereits viel. Vom speziellen Look bis hin zur farbenfrohe Ausstattung ist Andersons Stil unverkennbar. Die Hauptfigur ist Concierge Gustave H., der eine intensive Freundschaft zu einem Hotelangestellten aufbaut, während im Hotel ein Kunstdiebstahl vonstattengeht. Gerade ist Gustave noch mit dem Familienerbe beschäftigt, da ermittelt die Polizei schon den Mord an einer Madame D., und plötzlich steht die Polizei auch vor Gustaves Tür ...

Wiedererkennungsmerkmale: Hotels, Owen Wilson, elegante Halsbekleidung, hellbraune Anzüge, kindische Erwachsene, Eric-Anderson-Gemälde, schnelle Kameraschwenks, Adrien Brody

28. Januar 2014, von Birgit 'Gewinnspielfee' Bruckner