Review (Kino): Jackass Presents: Bad Grandpa

Nach dem Tod von Ryan Dunn in 2011 ist es still um die Mannen der Jackass-Crew geworden. Doch vor Kurzem meldeten sie sich mit Bad Grandpa zurück. Wirkt dieser als „Experiment“ beworbene neue Film eher wie ein Abklatsch alter Zeiten, oder kann er nahtlos an diese anknüpfen?

Viele werden sich vielleicht fragen: Warum „Experiment“? Nun, Bad Grandpa ist der erste Film der Jackass-Mannen, der einen richtigen Plot besitzt. In dem Film geht es um Irving Zisman (Johnny Knoxville), der von seiner Tochter die Aufgabe bekommt, ihren Sohn Billy (Jackson Nicoll) zu seinem Vater nach Raleigh, North Carolina zu bringen, da sie ins Gefängnis gehen muss. Damit startet ein verrückter und oft auch sehr unappetitlicher Roadtrip durch die USA. Wie zu erwarten ist der Plot recht dünn. Er fungiert aber sowieso nur als eine grobe Rahmenhandlung, um die ganzen Sketches in eine gewisse kohärente Abfolge zu bringen. Wer einen zweiten Citizen Kane oder Inception erwartet hat (wobei ich keine Ahnung habe, wer das hier erwarten würde) wird eine herbe Enttäuschung erleben. Revolutionäre Kameraeinstellungen oder Montagen sucht man auch vergebens, aber man merkt doch, dass die Macher von Bad Grandpa einige für sie neue Sachen ausprobieren wollen, was doch zu der einen oder anderen schönen Einstellung führt. Nichtsdestotrotz sollte man im Kopf behalten, dass es bei dem Film auf ungeschönte Reaktionen unwissender Passanten ankommt, weswegen oftmals auf versteckte und / oder Sicherheitskameras zurückgegriffen wird. Dementsprechend ist die Bildqualität auch nicht mit High-Budget Hollywoodproduktionen vergleichbar, passt aber wunderbar zu Bad Grandpa und lässt den altbekannten Jackass-Flair ziemlich schnell wieder aufkommen.

Von schauspielerischen Leistungen kann man hier schwer sprechen, schließlich lebt der Film von den echten Reaktionen der, die nicht wissen, dass sie gerade gefilmt werden. Inwiefern diese nun wirklich unwissend waren beim Dreh sei mal dahingestellt, aber in den Outtakes während den Credits sieht man, dass zumindest ein Teil der Sketches wirklich nicht gestellt sind. Schauspielern tun nur Knoxville und Nicolls, und beide machen ihre Sache beeindruckend gut. Egal wie die Passanten reagieren oder wie abstrus die gespielten Situationen sind, beide bleiben immer in ihren Rollen. Von Johnny Knoxville ist man das ja gewohnt, immerhin ist die Rolle des Irving Zisman nichts Neues für ihn, da er ihn bereits in der Serie als auch in den anderen Jackass-Filmen darstellte. Nicolls jedoch, der wohl nur den wenigsten Zuschauern ein Begriff sein wird, da er vorher nur kleinere Rollen gespielt hatte (wie z. B. in The Fighter), beeindruckt dafür umso mehr, da auch er nicht aus seiner Rolle fällt. Hin und wieder erwischt man ihn zwar dabei, wie er in die Kameralinse schaut, bei solch einem Film ist das jedoch zu verschmerzen. Man sieht ihm auch an, dass er seinen Spaß gehabt hatte, wildfremde Leute auf der Straße anzusprechen und Unfug mit ihnen zu treiben.

Natürlich sind nicht die Einstellungen, die Kamerafahrten oder die Leistung der Schauspieler das Wichtigste von Bad Grandpa, sondern die Sketches und Skits. Bei denen macht sich die zweijährige Pause auch sehr bemerkbar, da viele der Sketches frisch wirken, obwohl sie so oder so ähnlich schon in den anderen Filmen oder in der Serie vorgekommen sind. Der Sketch, in dem Irving in einen Laden geht, um Sachen zu klauen, indem er diese in seine Klamotten steckt, ist wirklich nicht neu und kam auch schon im ersten Jackass-Film vor, doch da man solche Sachen lange nicht mehr gesehen hat und Nicolls einen frischen Wind in die altbekannten Sketches bringt, sind sie beinahe so lustig, wie beim ersten Mal, als man sie gesehen hat. Die besten Skits des Films sind natürlich die, in denen die Passanten aktiv mit einbezogen werden, doch sind diese oftmals leider nicht ganz so kooperativ. Nicolls und Knoxville schaffen es aber trotzdem, die Ausschnitte interessant zu machen. Natürlich zünden nicht alle Sketches, doch der Großteil weiß zu gefallen und zaubert mindestens ein Gefühl von Fremdscham hervor, gepaart mit einem Lächeln.

Fazit

Es hängt wirklich vom eigenen Humor ab, ob man Bad Grandpa witzig findet; kann man über infantile Furzwitze, vulgäre Szenen und teilweise sehr makabere Sachen lachen, sollte man in Betracht ziehen, sich Bad Grandpa anzusehen. Jackass-Fans sei der Film auf alle Fälle ans Herz gelegt. Die Mannen rund im Knoxville erreichen zwar nicht das „Niveau“ der älteren Filme, beleben deren Feeling aber mit ihrem neuen Werk wieder. Experiment geglückt.

25. November 2013, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Jackass Presents: Bad Grandpa

Kino

Websitejackassbadgrandpa.de
Release24.10.2013
DistributorParamount
DarstellerJackson Nicoll Johnny Knoxville