Preview (Kino): Saving Mr. Banks

Vor (knapp) 50 Jahren feierte der Musical-Fantasyfilm Mary Poppins in Amerika Premiere und bescherte Walt Disney damit einen weiteren weltweiten Filmerfolg, der in insgesamt 13 Kategorien für einen Oscar nominiert wurde und auch fünf gewann. Weiterhin wurde der Film mit dem Golden Globe (1965), dem Grammy (1965) und zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet. Die Romanvorlage schrieb die Kinderbuchautorin P. L. Travers. Disney zeigt nun 50 Jahre später, in Saving Mr. Banks, die ziemlich holprige Begegnung zwischen dem erfolgreichen Geschäftsmann Walt Disney und der Autorin P. L. Travers, die ihren Roman eigentlich nicht verfilmt haben wollte ...

Bereits seit 20 Jahren versucht Walt Disney (Tom Hanks) die Rechte an der Verfilmung des Kinderbuchs Mary Poppins zu bekommen und eine Adaption für die große Kinoleinwand zu produzieren, dass seine Töchter so sehr lieben. Die mittlerweile finanziell fast ruinierte Autorin P. L. Travers (Emma Thompson) weigerte sich aber beharrlich, dem Disney Konzern die Rechte für eine Verfilmung einzuräumen, lässt sich von ihrem Agenten aber wenigstens von zu einem Besuch in Kalifornien überreden. In Los Angeles angekommen, macht die Britin kein Geheimnis aus ihrer Abneigung gegen das „vulgäre“ Amerika und glaubt nicht daran, das ihr Kinderroman angemessen verfilmt werden kann. Schon gar nicht von dem Konzern, der die in ihren Augen so schrecklichen Cartoons produziert. Aber genötigt durch das Wissen um Ihre eigene finanzielle Situation, willigt sie ein, den Kreativen bei Walt Disney zu erläutern, unter welchen Bedingungen sie bereit wäre, die Filmrechte zu verkaufen.

Es ist äußerst amüsant zu sehen, wie Emma Thompson in ihrer Rolle als sture und steife Britin kein gutes Haar an so gut wie gar nichts in Amerika lässt. Wie sie den ihr zur Verfügung gestellten Chauffeur mit spitzzüngigen Bemerkungen zurechtweist und die geduldigen Kreativen, die wirklich versuchen ihr alles recht zu machen, mit ihren Änderungen am Drehbuch langsam in den Wahnsinn treibt. Auch ihr Auftreten gegenüber einem der einflussreichsten Männer Hollywoods, Walt Disney persönlich, bringt einen unweigerlich zum Schmunzeln.

Aber schnell wird klar, dass es noch um etwas anderes geht. In kurzen Rückblenden wird die Kindheit der Autorin gezeigt, in der sich ihr Vater (Colin Farrell) über die Jahre ihrer Kindheit hinweg von einem liebevollen und verspielten Vater langsam zum Alkoholiker entwickelt. „Mary Poppins und die Banks' sind wie Familie für mich“ sagt sie, und spätestens hier wird deutlich, dass sie mit ihrem Kinderroman auch versucht hat, ihrer eigenes Kindheitstrauma zu verarbeiten.

Fazit

Man muss Mary Poppins nicht gesehen haben, denn man bekommt alles Notwendige vermittelt, was man über den Film wissen muss, um den Anspielungen folgen zu können, um die Probleme, die die Autorin P. L. Travers mit der Verfilmung hatte, zu verstehen.
Der zuvor schöne Kinderfilm - bleibt auch immer noch ein schöner Film, der zu begeistern weiß - bekommt mit der in Saving Mr. Banks aber eine Hintergrundgeschichte, die man bisher nicht vermutet hätte, und macht Lust sich auch das 50 Jahre alte Meisterwerk noch einmal anzusehen.

6. März 2014, von Amrit 'GrollTroll' Thukral