Review (Xbox 360): Need for Speed: Most Wanted

Nach den zuletzt eher enttäuschenden Ablegern hieß es bei den Machern von Need for Speed „back to the roots“, zumindest namentlich. Denn mit Need for Speed: Most Wanted hat man zwar den Namen von einem der besten Ableger der Serie recycelt, hat jedoch dank Criterion Games einiges an dem alten Prinzip geändert. Wie gut das neue Most Wanted wirklich ist, schauen wir uns mal genauer an.

Grafik

Auf dem ersten Blick ist Most Wanted ein absoluter Hingucker. Fairhaven, die Stadt in der man die Rennen absolviert, strotzt nur so vor schönen Texturen, hervorragenden Lichteffekten (besonders das Blenden der Sonne ist beeindruckend realistisch) und tollen Schattenwürfen und Spiegelungen. Auch die Boliden sehen erstklassig aus, mit sehr vielen Details. Wunderschön auch, wie sich die Umgebung auf den Wagen widerspiegelt. Leider trifft das nicht auf die Wagen der anderen Verkehrsteilnehmer zu. Aber da man sowieso meistens einfach an denen vorbeirast, fällt das nicht so auf, genauso wie manche Gebüsche, die recht hässlich texturiert sind. Immer mal wieder kommt es auch zu Fade-Ins einiger Straßenobjekte, doch die merkt man nur, wenn man wirklich peinlichst genau auf sie achtet.

Sound

Auch hier weiß Need for Speed: Most Wanted definitiv zu gefallen. Das fängt bei dem erstklassigen Soundtrack mit vielen Lizenztiteln an, welcher von Muse über The Who bis zu Skrillex prinzipiell alles beinhaltet. Und wem der Soundtrack trotzdem nicht gefällt, kann ohne Weiteres eine auf seiner Konsole gespeicherte Playlist verwenden. Die „Geräusche der Straße“, wenn man sie so nennen will, sind auch top. Die PS-geladenen Motoren röhren vor sich hin, dass es eine wahre Wonne ist (besonders Fahrten durch die Tunnel von Fairhaven machen akustisch viel Spaß), und bei Crashs kracht es überall. Auch die Lokalisierung des Spiels ist in Ordnung. Die Synchronisierung des Intros reißt keine Bäume aus, ist aber definitiv ok, und der Polizeifunk ist auch nicht grässlich trotz schneller Repetition. Doch man achtet so oder so nur auf einige Signalwörter („Nagelbänder“ ...), weswegen einem das nicht so auffällt.

Gameplay

Die Story des Singleplayer ist denkbar rudimentär: Man kommt als Grünschnabel nach Fairhaven und will der beste illegale Rennfahrer der Stadt werden. Um das zu erreichen, stehen einem ca. 40 verschiedene Wagen zu Verfügung, welche in ganz Fairhaven versteckt sind. Sobald man auf eine dieser (zumeist) Edelkarossen stößt, reicht es, sie anzufahren, und schwupps wird das Auto dem eigenen Fuhrpark hinzugefügt. Zusätzlich kann man noch die Wagen der namensgebenden Most Wanted ergattern, indem man gegen sie ein Rennen fährt, nachdem man genug Punkte erreicht hat. Wenn man dann das Rennen gegen den Most Wanted Fahrer gewonnen hat, muss man den Wagen einmal crashen, damit sich auch dieser im eigenen Fuhrpark befindet. Die benötigten Punkte bekommt man, indem man mit den Wagen Rennen absolviert. Dazu stehen jedem Fahrzeug fünf Rennen zur Verfügung, welche sich leider viel zu schnell wiederholen. Diese Rennen werden zwar immer mit einem sehr abgedrehten Intro eingeführt (wann sieht man schon einmal einen Tornado, der aus Polizeiwagen besteht?), doch wenn man diese zum dritten Mal sieht, hat man auch von denen genug. Damit ist man aber gezwungen, mehrere Wagen des großen Fuhrparks zu benutzen, was ich wiederum gut finde.
Insgesamt fahren sich alle Wagen sehr arcade-lastig, lassen sich aber immer perfekt steuern, was eine Menge Spaß macht. Man driftet durch so gut wie jede Kurve, haut auf geraden seinen Nitro raus, und rammt seine Gegner, um Takedowns und auch Punkte zu bekommen. Ja, ihr habt richtig gelesen, Takedowns, die Neuheit in der Need for Speed Reihe. Dank Criterion Games, welche sich ihren Namen mit der Burnout-Reihe gemacht haben, bekommt man nun also Punkte und Nitro für das direkte oder indirekte zerstören seiner Gegner. Eine willkommene Ergänzung, wie ich finde, denn so kann es immer wieder vorkommen, dass sich die Rennen zu wahren Takedown-Arien entwickeln, wenn man sich an dem Idioten, der einem die Top-Platzierung vermasselt hat, rächen will. Eine herrliche Sache, die auch gut klappt. Leider sind die Schäden, die die Wagen durch die Takedowns und während der Rennen davontragen, allesamt nur optisch, haben also keinen Einfluss auf die Fahreigenschaften.
Altbekannt wiederum sind die Verfolgungsjagden mit der Polizei, die bei den Rennen das Adrenalin nochmals ansteigen lassen. Diese können zwar definitiv sehr frustrieren, wenn man z. B. kurz vor Ziel von einem Vertreter des Gesetzes gerammt wird, aber mit 3 Knopfdrücken kann man das Rennen einfach wieder neustarten. Was man während den Verfolgungsjagden merkt ist der leider zu stark ausgeprägte Gummibandeffekt von Need for Speed: Most Wanted. Egal mit welchem Auto man, wie gut fährt, die Polizei kommt meistens gut mit. Genauso die Most Wanted-Rivalen. Diese Rennen fühlen sich beinahe gescriptet an, denn selbst wenn man anfangs geschätzte tausend Mal crasht, kann man das Rennen immer noch gewinnen. Andersherum ist es aber genauso, man kann das ganze Rennen perfekt fahren, zehn Sekunden Vorsprung auf seinen Gegner haben, nur um in der letzten Kurve einmal zu crashen und damit das Rennen zu verlieren. In den normalen Rennen ist der Effekt nicht so stark, aber auch merkbar. Gelitten hat leider auch das Tuning der Wagen. Während man früher noch alle Fahreinstellungen und das äußere des Wagens selbst bestimmen konnte, bekommt man nun mit jedem Wagen das gleiche Update unter den gleichen Bedingungen: die „normalen“ Rennevents auf Platz eins oder zwei abzuschließen. Optisch kann man die Fahrzeuge überhaupt nicht verändern. Sehr enttäuschend.
Der Multiplayer fällt bei mir auch sofort in Ungnade, da es mal wieder keinen lokalen Multiplayer gibt, sondern nur online. Ich finde das nach wie vor eine Schande, aber was will man machen. Der Online-Multiplayer ist dafür sehr gelungen. Mit acht Leuten peitscht man durch Fairhaven, um Rennevents zu absolvieren, sich gegenseitig Takedowns zu verpassen, oder einfach nur Blödsinn zu veranstalten. Das klappt alles dank des Easydrive-Systems wunderbar schnell und einfach, und läuft auch durchgehend flüssig. Motivierend ist es darüber hinaus, da man für jede Aktion Speedpoints bekommt. Und mit jeder meine ich wirklich Jeder, selbst für das Rückwärtsfahren bekommt man welche.

Fazit

Need for Speed: Most Wanted muss in große Fußstapfen treten, war doch der namentliche Vorgänger ein hervorragendes Rennspiel. Das neue Most Wanted besitzt nicht die gleiche Klasse, ist jedoch immer noch ein sehr gutes Rennspiel, was für Einzelspieler zwar recht schnell eintönig wird, aber im Multiplayer immer wieder für Spaß sorgt. Der Thron, auf dem Forza Horizon sich momentan befindet, bleibt auch unberührt, aber Need for Speed: Most Wanted ist und bleibt ein sehr ordentlicher Racing-Titel.

7. März 2013, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Need For Speed: Most Wanted

GenreRennspiel
PublisherElectronic Arts ak tronic
EntwicklerCriterion Games
Websiteneedforspeed.com/most-wanted
Facebookfb/needforspeed.de
Release15.01.2014
EAN5030932047137

Electronic Arts

Publisher

Websiteea.com/de

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