Review (PC): Tropico 3

Nach dem weniger überzeugenden Szenariowechsel von Tropico 2 wechselt der Entwickler Kalypso mit Tropico 3 wieder zum diktatorisch regierten Inselparadies. Dank einiger Detailverbesserungen ist der neueste (Staats)streich genauso motivierend und unterhaltsam.

Erneut machen wir uns auf um auf unserer tropischen Insel ein Arbeiter- und Bauernparadies zu erschaffen. Wie bekannt wählen wir zu Beginn eine Identität aus. Uns stehen mehrere Avatare mit unterschiedlichen Biografien, unterschiedlichen Werdegängen und Charakter- eigenschaften zur Verfügung die teilweise auch das Spielgeschehen beeinflussen. So haben wir beispielsweise als jähzorniger Tyrann weniger Probleme Parlamentsfraktionen davon zu überzeugen dass sie Unrecht haben und haben von Anfang an mehr Respekt. Sind wir dagegen ein gediegener, gebildeter Intellektueller so haben wir mehr diplomatisches Glück, mit einer Herkunft aus armen Verhältnissen haben wir einen Sympathiebonus bei der Arbeiter-klasse. Regelmäßig müssen wir uns Wahlen stellen um im Amt zu bleiben - oder auch nicht. Haben wir kein Lust darauf oder empfinden die Infragestellung unserer uneingeschränkten Weisheit und Güte als infam können wir alternativ auch das Wahlergebnis etwas zu unseren Gunsten manipulieren oder diese lästige Pflichtaufgabe auch per Dekret ganz abschaffen, spart schließlich Geld und das Volk zweifelt eh nicht daran dass El Presidente der richtige Mann für den Job ist. Im schlimmsten Falle allerdings, bei allzu schlechter politischer- und Wirtschaftslage und damit verbundener Unzufriedenheit des Volkes werden wir mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt (oder verlieren eine ehrlich durchgeführte Wahl). Damit das Leben im Exil süßer wird haben wir allerdings die Möglichkeit im Spielverlauf ab und an ein paar Scheinchen auf unser schweizer Bankkonto zu scheffeln.

Am Anfang des sozialistischen Traums steht zunächst einmal der Aufbau einer florierenden Wirtschaft. Wie bekannt müssen wir Warenkreisläufe einfädeln indem wir (je nach Eignung der Insel) Nahrungsmittel wie Rum, Bananen, Ananas, Fleisch etc. produzieren und in Betrieben weiterverarbeiten lassen. Das schafft praktischerweise auch gleich die ersten Arbeitsplätze. Damit die Löhne auch eine Unterkunft haben müssen Wohnblöcke her, bauen wir die nicht oder setzen die Miete zu hoch an entstehen unschöne Blechhüttenviertel die beispielsweise Touristen abschrecken und das Ansehen der sozialistischen Fraktion senken. Weitere Bedürfnisse decken wir mit Krankenhaus, Kirche und Schule doch dabei stoßen wir schon auf das erste Problem: In unseren kleinen Arbeiter-und Bauernstaat verirrten sich bislang nur relativ ungebildete, einfache Arbeiter, wir müssen Fachpersonal ins Land holen. Dies können wir einmalig per Knopfdruck für einen geringen Betrag tun, auf Dauer jedoch benötigen wir eine Einwanderungsbehörde. Nur so haben wir die volle Kontrolle darüber wen wir von den regelmäßig per Schiff eintreffenden Einwanderern rein lassen.

Uns stehen verschiedene präsidiale Dekrete zur Verfügung um mit einem Handschlag Einfluss zu nehmen. Lebensmittelengpässe zum Beispiel lösen wir mit dem "Nahrung für das Volk"-Dekret das allerdings, wie alle anderen Eingriffe auch, einmalige oder laufende Kosten verursacht. Andere Beschlüsse beschleunigen die Ausbildungszeiten der Studenten und senken die Analphabetenrate, verschlechtern aber die Produktionen der Betriebe. Das diplomatische Geschick müssen wir im Wettstreit um die Gunst der beiden Supermächte USA und UdSSR einsetzen. Je nachdem wie wir uns verhalten belasten oder verbessern wir das Verhältnis zu den potentiellen Bündnispartnern, was Vor- und Nachteile, im schlimmsten Fall einen militärtischen Konflikt zur Folge hat. Verschiedene Dekrete nehmen Einfluss auf die Beziehungen zu den beiden großen Supermächten, Mit Atomtests (heißt in dem Fall wohlgemerkt, wir erlauben den Amis den Test ihrer Bomben auf unserem Staatsgelände) sind wir bspw. sofort der Liebling der Amerikaner. Mit Vorbereitungen zur Revolution des Prekariats oder dem Weg zu einer Marxistisch-Leninistischen Räterepublik ereifern wir uns die Gunst der Sowjets.

Neben dem Sandkastenmodus erwarten uns knifflige Kampagnen-Aufgaben, so müssen wir zum Beispiel innerhalb eines bestimmten Zeitraums unsere Insel zum Touristenmagnet machen mit einer Mindestzahl an Urlaubsbesuchern. Gar nicht so einfach, hat doch beispielweise ein hässliches Hüttenviertel oder eine zu nah am Luxushotel gelegene Fabrik Einfluss auf die Attraktivität der Gegend für Urlauber. Großen Einfluss auf die wirtschaftlichen Geschicke und die Staatskasse hat die richtige Balance bei den Arbeitergehältern die wir global oder einzeln für jeden Betreib festlegen können. Niedrige Löhne schonen die Staatskasse, verschlechtern aber die Produktivität und verlangsamen damit das Wirtschaftswachstum. Andersrum sind wir schnell pleite wenn wir finanziell Vollgas geben und die Exporteinnahmen dies nicht ausgleichen können. Während wir im Endlosspiel unser Budget frei festlegen können sind die Vorgaben in der Kampagne ziemlich schwierig. Mit einem relativ bescheidenen Anfangsbudget müssen wir z.B. innerhalb von ein paar Jahren eine beachtliche Exportquote erreichen und nebenbei die diplomatischen Beziehungen im Zaun halten wobei beide Partnern (USA und Sowjetunion) ganz unterschiedliche politische und wirtschaftliche Bedingungen verlangen.

Fazit:
Die Karriere als Diktator des Tropenstaates motviert erneut, dank einiger Detailverbesserungen. Grafisch tat sich auch etwas, die Präsentation ist ungefähr gleich geblieben. Die Kampagnenaufgaben sind recht fordernd, große Ãœberraschungen vermisst man aber.Der alte Spaßfaktor von Tropico ist wieder da, doch letzlich hätte dem Spiel eine größere Frischzellenkur gut getan. Da Tropico eine kleine aber feine Fangemeinde hat war dies dem Entwickler vielleicht zu riskant. Auf einen Teil 4 mit umfangreicher Kampagne, vielleicht mehr Abwechslungen im Szenario und noch mehr Möglichkeiten würde ich mich sehr freuen.

8. März 2010, von Stefan S. 'Stefan S.'

Tropico 3

PC Spiel

GenreManagement Strategie
PublisherKalypso Media
Release04.11.2010
DistributorNBG
EAN4260089413467