Review (Kino) : Der Teufelsgeiger

Regisseur Bernard Rose rechtfertigte seine Besetzung mit David Garrett, dass er einen attraktiven und begnadeten Violinisten für die Verkörperung seines berüchtigten Paganinis benötigte. Er verglich dies mit einem Tanzfilm, den man nicht mit Schauspielern drehen kann, die nicht tanzen können. Dass Garretts musikalisches Talent alleine aber nicht für eine gute Darbietung reicht, zeigt Der Teufelsgeiger ...

Der TeufelsgeigerNiccoló Paganinis (David Garrett) Karriere befindet sich im Jahr 1830 auf dem Höhepunkt. Durch zahlreiche Skandale und wilde Spekulationen um seine Figur gerät er immer mehr in Verruf. Sein Manager Urbani (Jared Harris) fördert durch gezielte Inszenierungen die Gerüchteküche und macht ihn berüchtigt. Damit er auch in London erfolgreich wird, investieren schließlich der britische Impresario John Watson (Christian McKay) und seine Geliebte Elisabeth Wells (Veronica Ferres) ihren gesamten Besitz…

Was der sehr erfahrene und talentierte Garrett umso authentischer als geigender Virtuose Paganini verkörpert, bleibt bei dem Schauspiel-Neuling Garrett leider umso mehr auf der Strecke. Zwar ist es sein Schauspiel-Debüt, aber erschreckend monoton und blass erscheinen seine Dialoge neben dem starken Harris, der in der Rolle des Urbani fabelhaft den Verführer und Manipulierer mimt. Die erste Begegnung zwischen Paganini und dem vermeintlichen Hausmädchen Charlotte (Andrea Deck), das später zu seiner großen Liebe wird, wirkt unfreiwillig komisch und flach. Da hilft es ihm auch nicht, sein Gesicht zusehends hinter seinen zerzausten Haaren zu verstecken, seine Palette an Ausdrücken bleibt begrenzt.

Einzige Glaubwürdigkeit erntet Garrett in Dialogen, in denen er über den Sinn von Musik philosophiert. Böse formuliert muss er sich in diesen auch nicht sonderlich verstellen. Für den Rest hat sich der Schmuse-Geiger das Bild des leidenden Künstlers ein bisschen zu sehr ans Herz gelegt. Aber darüber, warum er leidet, erfährt man wenig. Ein kleiner Rückblick lässt vermuten, dass Paganini sehr unter der Strenge seines Vaters litt. Jedoch bleibt er unnahbar für den Zuschauer und erscheint die meiste Zeit, begünstigt auch durch seine monotone Stimmlage, eher benebelt. Und nein, man kann dies nicht nur mit Paganinis ausgeprägtem Drogenproblem rechtfertigen. Der Film zeigt, es macht doch einen Unterschied, ob David Garrett mit seinen sowohl klassischen als auch Cross-Over-Stücken überzeugend überfüllte Konzerthallen begeistert oder als flacher, leidender Paganini vergeblich versucht, die Kinobesucher zu verführen.

Der Violinist Paganini war schon zu Lebzeiten umringt von Legenden und Skandalen. Es hieß, dass der Italiener mithilfe seiner Musik beliebig Frauen willenlos machen konnte. Daneben führten sein ungewöhnliches, musikalisches Talent, eigenwillige Rituale und Selbststilisierung zu seinem Ruf als „Teufelsgeiger“. Dieses Motiv des Dämonischen setzt Regisseur Bernard Rose, der gleichzeitig auch das Drehbuch schrieb und Chef-Kameramann war, gerne und viel ein. Er zeigt mit starkem Gegenlicht die dunkle Silhouette von dem umherwirbelnden Garrett mit wehenden Haaren oder kleidet ihn in einen langen schwarzen Mantel mit breiten Schultern. Doch vielmehr erscheint sein vermeintlicher Diener Urbani (Harris) als der Verführer, der die Strippen in der Hand hält und Paganini von sich abhängig macht. Bei der Einführung seiner Figur bietet Urbani, Mephisto gleich, dem verkaterten Paganini den Pakt an, ihn weltweit berühmt zu machen. Als Gegenleistung muss der Virtuose ihm im Jenseits dienen. Durch ein Schattenspiel baut sich Urbani als übergroßer Teufel mit Hörnern und Kinnbart hinter dem geigenden Paganini auf, der ihn wie eine winzige Marionette bewegt. Auch die musikalische Untermalung der einzelnen Figuren, besonders des Urbani, sind in sich stimmig.

Zudem zeigt Rose ein intrigantes und ausbeuterisches Musikbusiness, das von journalistischen Schmutzkampagnen begleitet wird. Als seine Stellvertreter gelten Urbani, der dämonische Manager, der mit allen Mitteln (wenn nötig, auch mit Opium) seinen Schützling gefügig macht. Ebenso die enthusiastische und burschikose Journalistin Ethel Langham (Joely Richardson), die sich auch nicht zu schade ist, sich selbst zu verkaufen, um an ihre Story zu gelangen.

Fazit

Rose hat sichtlich viel Spaß an der Inszenierung des Mythos um Paganini. Dabei greift er auf geschickt gewählte Elemente aus Goethes Faust zurück. Jared Harris überzeugt als teuflischer Verführer und Manipulierer. Auch glänzt Der Teufelsgeiger durch seinen Soundtrack: David Garrett mimt authentisch den geigenden Virtuosen, aber auf der schauspielerischen Ebene bleibt er leider hinter den Erwartungen zurück. Lieber Herr Garrett, bitte bleiben Sie auf der Konzertbühne, wo Sie hingehören!

16. November 2013, von Katharina 'Katharina S.' Späth

Der Teufelsgeiger
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