Preview (Kino): Vampire Academy
Ringelpiez mit Anknabbern
Vampire. Was habe ich aufgeschrien, als der Film, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen, den guten alten Mythos kaputt machte, ihm alles Gefährliche, alles „Böse“ nahm. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Andere Kreaturen folgten, Werwölfe, Zombies (ja, sogar die) und zuletzt sogar Frankensteins Monster himself. Weichspülmumien fehlen wohl noch.Und weil man sich an diese seichte Unterhaltung, meist ungeschminkt auf weibliche Zuschauer ab Beginn der Geschlechtsreife zugeschnitten, so sehr gewöhnt hat, überrascht es auch nicht, dass im nicht abebbenden Fahrwasser der großen Vorbilder neue Genrebeiträge auftauchen.
Einer davon ist die Romanreihe „Vampire Academy“ von ...
... Richelle Meads, die erst die Bestsellerlisten erstürmte und nun gleiches auch mit den Kinosälen dieser Welt vorhat.
In dieser Variante der Beißereien gibt es drei verschiedene Arten von Vampiren: Die Moroi, das Adelsgeschlecht und die Herrscherklasse wohl planetenweit. Die Dhampire, halb Mensch halb Vampir sind sie lichtunempfindlich, brauchen kein Blut und dienen den Moroi als Leibwächter. Und die bösen, animalischen Strigoi, die sich von allem menschlichen losgesagt haben und einzig die Vernichtung der anderen beiden Rassen herbeiführen wollen. Menschen sind hier nur eine Randerscheinung, die als freiwillige Blutspender dienen. In anderen Zusammenhängen tauchen Sie hier nicht auf.
Rose Hathaway (Zoey Deutch - „Beautiful Creatures“) ist ein Dhampir und die beste Freundin von Moroi und sehr möglicher Thronanwärterin Lissa (Lucy Fry - „Alien Surfgirls“). Blöderweise sind beide schon vor Beginn des Films aus dem behüteten Lehrstuhl „St. Vladimir“ oder der „Vampire Academy“, wie das Internat für Vampire und halbsolche von den Schülern genannt wird, abgehauen und verstecken sich vor den Häschern der Schule in Oregon.
Nachdem der beste unter den Wächtern, Dimitri (Danila Kozlovsky - „Rasputin - Hellseher der Zarin“), sich den Flüchtigen jedoch annimmt, dauert es nicht mehr lang, dass sie sich wieder in den Mauern ihrer Highschool wiederfinden. Immerhin, ein Jahr lang waren sie weg. Lissas Freund ist mit der biestigen Mia (Sami Gayle -Detachement“) zusammen, die Rektorin Kirova (Olga Kruylenko - „Oblivion“, „Ein Quantum Trost“) ist alles andere als erfreut über die Rückkehr der beiden und auch sonst scheint Merkwürdiges in der Vampire Academy vorzugehen. Und das ist alles erst der Anfang ...
Was hier nach Versatzstücken aus Blade, dem Film, dessen Namen wir hier nicht nennen, Harry Potter und so einigen anderen, gerade bei Teenagern erfolgreichen Franchises klingt, ist auch genau das. Aber es bestätigt sich, dass gut geklaut eben doch besser ist, als dröge selbst gemacht. Hier finden wir alle Klischees. Seien es die Vampire (und ihre Unterarten), die Magie (welche nur die Moroi beherrschen), oder die doch recht platten Highschool-Charaktere, die nun einmal jeder Film haben muss, der einen Großteil seiner Zeit an einer Highschool spielt.
Da haben wir die Bitch (wenn die im Film so genannt wird, darf ich das auch), hier ist der aus hinterfragungswürdigen Gründen ausgestoßene Creepy Guy. Die naive, fast unschuldige Lissa und ihr ganz privater Bodyguard und Tough Girl Rose. Eine verrückt gewordene Lehrerin (Wo hab ich das nur schon mal gehört?!), eine tyrannische Schulleiterin und ein "hunky" Lehrer/Love Interest dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Das Ganze wirkt tatsächlich recht kalkuliert nach Schema F runtergerasselt. Und erschwerend hinzu kommt, dass das ganz große Filmgefühl nicht aufkommen will. Die Flucht und das Jahr in Freiheit sind rum, als wir gerade mal einsteigen. Schwupp geht es ans titelgebende Hogwarts für Blutsauger und alles, was man vielleicht über dieses Universum und seine Regeln kennen sollte bekommt man entweder in Erklärbär-Dialogen präsentiert oder es ist eben einfach so.
Man hat bei „Vampire Academy“ das Gefühl die Pilotfolge einer neuen Serie zu schauen. Einer mit hohem Budget, aber die Mehrteiligkeit lässt sich schon hier nicht mehr wegleugnen. Die Fahrigkeit, mit der allerortens mal eben ganz neue Dinge, die vorher keinerlei Rolle spielten, eingestreut werden, geht dann trotzdem recht flink aufs Trockengebäck.
ABER! *Donnergrollen* ab hier möchte ich etwas tun, wozu ich selten komme. Ich möchte loben. Und zwar die Dialogschreiber (bzw. die Autorin der Vorlage) für das Gespür für trockenen, jugendlichen Humor, der sich in Roses One-Linern niederschlägt, dass man zum Teil denkt, das ganze ist möglicherweise gar nicht so ernst gemeint, wie es den Anschein hat. Auch die überzeugend „junge“ Sprache verdient Anerkennung. Oder ich bin einfach zu alt, dieses gekünstelte Teenagersprech, dass man so oft in so vielen Filmen erlebt, nicht mehr von der echten Lockerheit jungmenschlichen Ausdrucks unterscheiden zu können. Sagt man das noch? „Locker“? (Anmerkung der Redaktion: Unser Autor Mirco Puder steht kurz vor der Rente und ist schon scheintot - wir bitten um Nachsicht)
Das zweite große Lob geht tatsächlich an die Schauspielriege. Sowohl Fräulein Deutch, als auch Lucy Fry sehen vielleicht nicht mehr ganz nach 17 aus, spielen es aber durchaus überzeugend. Christian Ozera als „Freak“ des Jahrgangs und (Spoiler) Lissas Love-Interest gibt eine etwas fehlbesetzte (mit dem Gesicht ist der nie und nimmer ein Außenseiter) aber durchaus engagierte Performance ab. Nur Danila Kozlovsky (Dimitri) fällt etwas ab, was aberauch an der stoischen Figur liegen kann.
Fazit
Die Gebrüder Waters (Mark Waters - Regie, Daniel Waters - Drehbuch) haben hier bei „Vampire Academy“ im schlimmsten Fall schnell verdauliche Unterhaltungskost abgeliefert. Die Action kommt, wenn auch zappelig geschnitten, nicht zu kurz, es gibt hier und da sogar Blut zu sehen und obwohl einem so manches noch nicht ganz einleuchtet (Warum müssen alle Vampire in die Kirche? Wenn Strigoi nur von Vampirblut leben können, warum gibt es dann so viele? etc. pp.), kann man hiermit ruhig mal etwas über anderthalb Stündchen verbringen. Ob das ganze im Kino stattfinden muss, ist dann aber doch wieder Geschmackssache.
Quelle: Mirco Puder für GamesUnit.de