FFF-Review (Kino): Ghost Machine

Jess, Soldatin eines geheimen Sondereinsatzkommandos, hat ein echtes Problem: Nicht nur, dass sie gerade bei einer virtuellen Übungssimulation versagte, ihr Vorgesetzter hat sie anschließend auch noch massiv sexuell belästigt. Als sie Trost bei ihrem Freund Tom suchen will, erhält sie die Nachricht, dass er sich mit einigen Kameraden in einem heruntergekommen ehemaligen Militärgefängnis befinden würde. Doch was zum Henker...

...macht er dort eigentlich?

Was Jess nicht weiß: Tom, der das extrem realistische virtuelle Trainingsprogramm des Militärs programmiert hat, will diesen Ort nutzen, um eine neue Kampf-Software zu testen. Dabei werden in dem alten Gefängnis überall Minikameras mit Sender angebracht, die dem zentralen Rechensystem originalgetreue 3D-Simulationen des Gefängnisbaus liefern, in die man sich dann als Spieler einklinken und gegen virtuelle, extrem realistisch wirkende Gegner kämpfen kann.

Wachmann Ian ist von der Idee jedoch nicht so begeistern, da er der Meinung ist, dass es in den Gemäuern der Haftanstalt einen Geist geben würde. Dieses Gespenst sei eine ermordete Hackerin, die im Zuge des Antiterrorkampfes in einem der Keller zu Tode gefoltert wurde. Tom überredet Ian jedoch sich an der Simulation zu beteiligen - und schon bald taucht in dem Programm eine Anomalie auf, die die Spielenden nicht nur gefangen hält, sondern sich als Geist der Hackerin entpuppt - und der will nur eines: RACHE!

Kurze Zeit später wird einer der Spielteilnehmer prompt vom Maschinengeist schwer verletzt - doch einen verwundeten Kameraden lässt man nicht im Stich! Und so stellen sich die inzwischen dazu gekommene Jess, ihr Kumpel Vic und Tom der blutdurstigen Bedrohung - nicht ahnend, dass der Geist sogar in der Lage ist, die von Tom erschaffene virtuelle Realität zu manipulieren!

"Ghost Machine" mopst zwar fleißig aus anderen Genren, bietet aber in seiner Kombination eine interessante und originelle Mischung aus Science-Fiction, Gruselfilm, Slasher und Action-Streifen, was sich ja gar nicht mal so schlecht anhört und teilweise recht chic aussieht. Leider ist dies auch das Hauptproblem des Films: Er bietet von allem nur ein bisschen und wirkt gerade dadurch recht gebremst.

Die Science-Fiction-Elemente sind beispielsweise akzeptabel, aber teilweise recht preiswert getrickst und leiden unter einigen Logiklöchern. Der Gruselfaktor ist leider nur an wenigen Stellen vorhanden (immer wenn die Hackerin auftaucht), hier hätte man sich einfach mehr gewünscht. Der Slasher-Part ist auch recht kurz und in Sachen Blutgehalt eher gebremst, obwohl man mit der untoten virtuellen Kettenschwingerin sogar einen interessanten Charakter hat.

Und auch die Action-Elemente sind durchwachsen: Die Folterszenen werfen zwar ein kritisches Licht auf die militärischen Greueltaten der sogenannten Allianz gegen den Terror, verpuffen aber irgendwie im Gesamtkontext des Films. Die Schießereien selbst sind solide, aber visuell etwas bieder inszeniert und hauen einen auch nicht gerade vom Hocker. Außerdem leidet der gesamte Film ein wenig darunter, dass er am Anfang so gar nicht in die Gänge kommt und der interessante Twist von "Ghost Machine" hat dann auch noch ein Logikproblem.

Die Darsteller selbst sind verhältnismäßig blass, gerade bei Tom-Cruise-Lookalike Sean Faris als Tom (!) weiß man nicht so richtig, ob er eigentlich einen Unsympath, einen Frauenschwarm oder einen Supernerd darstellen soll. Richard Dormer als böser Vorgesetzter ist immerhin schön fies, hat aber dafür viel zu wenig Screentime. Einzig Rachael Taylor kann als Jess überzeugen und hat glücklicheweise eine Hauptrolle, auch wenn "Ghost Machine" irgendwie gar keinen Maincharakter besitzt.

Immerhin wartet der Film mit einem großen Plus auf: Soundeffekte sowie die Industrial-angehauchte Musik können wirklich überzeugen und verpassen "Ghost Machine" einige atmosphärisch interessante Szenen. Sehr gut gewählt ist im Übrigen das alte verlassene Gefängnis als Drehort, eine an für sich schon gruselige Kulisse, die die passende Geisteratmosphäre schon automisch mit sich bringt.

"Ghost Machine" wird ab dem 08.10.2010 im Handel als DVD und Blu-Ray von Sunfilm erhältlich sein. Die Freigabe wird voraussichtlich bei FSK-16 liegen und als Extras sind ein Making of und ein Interview mit dem Drehbuchautor geplant. Leider ist nicht bekannt, ob beim Fantasy Filmfest eine Blu-Ray-Projektion gezeigt wurde - wenn ja, ist das Bild der Scheibe sehr gut - das Cover sieht jedenfalls schonmal recht chic aus.

Fazit: "Ghost Machine" ist ein Film der etwas vertanen Möglichkeiten, allerdings auch kein totaler Reinfall. Die Kombination verschiedener Genres in Verbindung mit ein paar ganz originellen Ideen ist recht interessant, leider aber etwas bieder inszeniert. Insgesamt also nicht der Ãœber-Hammer, aber für einen gemütlichen Filmabend durchaus geeignet!


31. August 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß

Sunfilm Entertainment

Publisher

Websitesunfilm.de

Mehr zu diesen Themen