THE RIOT CLUB: Die geheime Welt der Dining Societies

Cambridge, Oxford, kurz einfach "Oxbridge" genannt, sind die Kaderschmieden des Königreichs. Wer dort aufgenommen wird, dem steht die Welt offen. Doch unter den tausenden Studentinnen und Studenten gibt es noch eine viel exklusivere, geheime Welt, über die niemand spricht: Die Dining Societies.

Zum Beispiel der "Bullingdon Club" von 1780 in Oxford. Seine Mitgliederliste ist lang und voller Namen mit Klang: Der britische Premier David Cameron war ebenso dabei wie Schatzkanzler George Osborne und Londons Bürgermeister Boris Johnson. Bei den geheimen Treffen erhoben Männer ihr Glas, die später Macht und Einfluss in England hatten: Abgeordnete, Banker und CEOs, Barone, Lords und Prinzen - und mit Edward VII. und Edward VIII. auch zwei leibhaftige Könige.

Was den Club so berüchtigt macht, sind seine Rituale: Einmal jährlich treffen sich die "Members" zum totalen Exzess: Sie essen und trinken, bis sie nicht mehr können. Sie werden gewalttätig und nehmen das Restaurant komplett auseinander. Am Ende der Nacht holen sie ein dickes Geldbündel raus, denn sie können es sich leisten. In einer Nacht im Mai 1894, so wird berichtet, zerstörten Bullingdon Mitglieder alle Lampen und 468 Fenster des "Peck"-Gebäudes der Christ Church in Oxford. 1927, in einem offensichtlichen Mangel an neuen Ideen, taten sie es erneut. Seitdem dürfen sie sich in einem Umkreis von 15 Meilen von Oxford nicht mehr treffen.

"Die Geheimgesellschaften in Oxford sind so interessant, weil man wissen will, was sich hinter all diesen Turmspitzen und Fenstern aus Buntglas befindet", sagt Lone Scherfig, die Regisseurin von THE RIOT CLUB. Die Dänin zeigt in ihrem neusten Film genau so einen Club. Und die angesagtesten Jungstars Englands, darunter Sam Claflin, Max Irons und Douglas Booth, verkörpern die Clubmitglieder.

Booth berichtet: "Wir haben ehemalige Mitglieder eines solchen Clubs in Oxford getroffen und ihnen das Drehbuch gezeigt. Sie meinten, die Realität sei weit schlimmer als das, was wir uns da ausgedacht haben."

Auf die gut geordnete britische Welt hatte Lone Scherfig bereits in "An Education" einen liebevollen und präzisen Blick geworfen. Kurze Zeit später hatte sie mit der Romanverfilmung "Zwei An Einem Tag" einen großen Kinohit auch in Deutschland.

Dass ausgerechnet eine Frau aus Dänemark die hemmungslose Männerwelt der Dining Societies überzeugend auf die Leinwand bringen kann, zeigt THE RIOT CLUB, ab 9. Oktober 2014 im Kino.

29. September 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch