Tarzan 3D: Gespräch mit dem WWF-Afrika-Experten Johannes Kirchgatter über Regenwälder, ihre Bedrohung und ihren Schutz

„Jeder von uns kann sehr viel tun“

Gespräch mit dem WWF-Afrika-Experten Johannes Kirchgatter über Regenwälder, ihre Bedrohung und ihren Schutz

Wenn sich Tarzan ab dem 20. Februar 2014 in 3D über die Kinoleinwände schwingt, wird man ihn oft im Kreise seiner Gorilla-Familie sehen können, mit der er im dicht bewaldeten Dschungel Zentralafrikas lebt. Um das Verhalten von Affen und das Aussehen eines echten Dschungels zu studieren, reiste der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von Tarzan, Reinhard Klooss, mehrfach nach Afrika und besuchte dabei auch den Virunga Nationalpark. Diesem Naturjuwel droht- wie so vielen - die Zerstörung.

Aus diesem Grund sprachen wir mit dem deutschen Afrika-Experten des World Wide Fund For Nature (WWF) über die Bedeutung des Regenwalds, seine Bedrohung und seinen Schutz. Johannes Kirchgatter stammt aus Hall, hat in Marburg Biologie und Geographie studiert und arbeitet seit drei Jahren beim WWF in Berlin.

  • Können Sie in einem Satz erklären was ein Regenwald eigentlich genau ist?

Wie der Name sagt gibt es Regenwälder überall dort, wo es sehr viel regnet - und zwar mindestens 2000 Liter pro Jahr und Quadratmeter (das sind 30 Badewannen voll Wasser und mehr als 3 mal soviel wie im Durchschnitt in Deutschland!). Dort wachsen dann ganz viele Bäume und unglaublich viele andere Pflanzen, die alle zusammen dann Regenwald heißen. Solche Wälder gibt es nicht nur in den heißen Tropen, sondern sogar in Kanada!

  • Warum sind Regenwälder für uns so wichtig?

Regenwälder sind so etwas wie die grünen Lungen des Planeten Erde - sie produzieren Sauerstoff, den wir zum Atmen brauchen - und sie speichern sehr viel Kohlendioxid, das ansonsten die Erde heiß und unbewohnbar machen würde. Außerdem speichern sie wie ein großer Schwamm große Mengen Wasser, das sie dann langsam wieder in die Luft verdampfen lassen. Damit machen sie in einem großen Kreislauf den Regen selbst - den brauchen nicht nur sie, sondern auch die Felder der Menschen. Ohne die Wälder würde auch der ganze fruchtbare Boden weggespült, den die Bäume mit ihren Wurzeln festhalten. Ohne diese Wälder wären weite Teile der Welt unbewohnbar. Außerdem gibt es in den Regenwäldern mehr Pflanzen- und Tierarten als irgendwo sonst auf der Welt. Diese sind auch ungeheuer wichtig für uns Menschen. Viele Nutzpflanzen (wie die Banane) kommen dorther und ständig werden beispielsweise neue Heilmittel entdeckt, gewonnen aus Pflanzen und Tieren der Regenwälder. Ich selbst finde außerdem, dass die Regenwälder wunderschön sind und der Mensch einfach kein Recht hat, sie zu zerstören!

  • Im Film Tarzan 3D hat es ein großes Energieunternehmen auf eine riesige Energiequelle im Regenwald abgesehen und möchte diese ohne Rücksicht auf die Natur abbauen. Was sind in unserer Welt die Hauptgründe für die Zerstörung des Regenwaldes?

Die Regenwälder werden überall auf der Welt in erschreckendem Tempo zerstört - jede Minute verschwindet eine Fläche so groß wie 35 Fußballfelder unwiederbringlich von der Erde! Oft wird der Wald abgeholzt, um Soja-Bohnen für Kühe und Schweine anzubauen, weil die Menschen immer mehr Fleisch essen wollen. Aber auch für Ölpalmen, Rinderzucht oder Holzplantagen wird der Wald vernichtet. Immer häufiger wird auch nach Rohstoffen wie Eisenerz, Gold oder Öl gesucht - in dem Land Ecuador sind dabei riesige Waldflächen komplett verseucht worden. Überall sieht man Öl aus verseuchtem Abwasser oder Lecks austreten. Die Menschen, Tiere und Pflanzen werden krank und sterben daran. Jetzt will die Ölfirma Soco International Plc aus England auch noch mitten im Schutzgebiet Virunga in Afrika, in dem auch die letzten Berg-Gorillas leben, nach Öl bohren.

  • Wo befinden sich die besonders gefährdeten Regionen?

Fast alle Regewälder der Erde sind bedroht, besonders schnell werden sie in Indonesien und anderen Ländern Asiens zerstört. In Südamerika nimmt die Abholzung auch wieder zu.

  • Wenn wir wissen, dass der Regenwald wichtig ist, warum wird nicht mehr gegen seine Zerstörung gemacht?

Viele Länder haben sich sehr angestrengt, ihre Wälder besser zu schützen. Doch leider kann man mit der Zerstörung kurzfristig viel Geld verdienen, weshalb viele Menschen und große Firmen ohne Rücksicht auf die Zukunft der Erde den Wald zerstören. Diese reichen und mächtigen Unternehmen machen auch Druck auf die Regierungen. Deshalb hat zum Beispiel Brasilien seine strengen Waldschutzgesetze wieder abgeschwächt und neue Gesetze gemacht, die die Abholzung erneut erlauben. In Brasilien und auf der ganzen Welt kämpfen aber immer mehr Menschen - beispielsweise mit dem WWF - dafür, die Wälder zu schützen. Dabei kann jeder mithelfen!

Neben Pflanzen sind in den Regenwäldern natürlich auch Tiere durch die Menschen bedroht. Im Film wird Tarzan von einer Gruppe Berggorillas aufgenommen und aufgezogen. Wo kann man Gorillas heute noch finden und wie gefährdet sind sie?

Berggorillas leben heute nur noch in zwei kleinen Gebieten: den Virunga-Vulkanbergen und dem Bwindi-Wald. Dort werden sie jetzt zum Glück streng geschützt, so dass es inzwischen wieder ungefähr 850 Tiere gibt. Das ist toll - aber es sind immer noch sehr, sehr wenige! Die Wilderei, die weitere Zerstörung ihrer Wälder, aber auch vom Menschen eingeschleppte Krankheiten sind für sie eine große Bedrohung. Westliche Flachlandgorillas gibt es noch deutlich mehr, aber ihre Heimat, der Tieflandregenwald Afrikas, wird immer schneller zerstört. Der WWF hat deshalb mehrere Schutzgebiete eingerichtet, um die verschiedenen Gorilla-Arten zu schützen.

  • Für viele ist es ungewohnt einen Menschen wie Tarzan zu sehen, der in der wilden Natur leben kann. Gibt es noch Menschen, die in den Tiefen der Urwälder zuhause sind?

In den Regenwäldern Afrikas leben seit tausenden von Jahren die von den Europäern so genannten „Pygmäen“, die sich selbst beispielsweise „BaAka“ nennen, (das heißt in ihrer Sprache einfach „Menschen“). Sie haben immer als Jäger und Sammler im Wald gelebt, ohne ihn zu zerstören. Aber ihr Wald wird immer kleiner und so sind heute auch sie selbst vom Verschwinden bedroht und werden immer weniger, da sie ohne ihren Wald nicht überleben können. Sie sind deshalb die Verbündeten im Kampf um den Schutz des Waldes - auch weil niemand so viel über den Wald weiß wie sie! Der WWF arbeitet ganz eng mit ihnen zusammen, zum Beispiel um die Gorillas zu erforschen und sie besser zu schützen!

  • Tarzan kämpft im Film mutig gegen die Zerstörung seiner Welt. Wie können wir hier in Deutschland zum Schutz der Regenwälder und den darin lebenden Tieren und Pflanzen beitragen?

Jeder von uns kann sehr viel tun - zum Beispiel kann man nur noch Holz und Papier kaufen, das nach den strengen Regeln des auch vom WWF mitentwickelten sogenannten „FSC“-Siegels produziert wurde - ohne dass der Wald dabei zerstört wird. Wenn weniger Fleisch gegessen wird, wird ebenfalls viel weniger Wald zerstört. Fleisch, Kaffee oder Bananen aus Bioproduktion und dem sogenannten „fairen Handel“ (Fairtrade) sind ebenfalls viel besser für den Regenwald. Überhaupt hilft ein umweltbewusstes Verhalten auch dem Regenwald: Je weniger Öl und Rohstoffe aller Art wir verbrauchen, desto weniger Natur wird zerstört um diese Rohstoffe zu gewinnend. Und natürlich kann man Naturschutzorganisationen wie den WWF dabei unterstützen, den Regenwald zu schützen. Wichtig ist auch, sich und andere zu informieren und die Menschen in seiner Umgebung zu fragen, was sie für den Umweltschutz tun!

Die Umwelt- und Naturschutzorganisation WWF kämpft mit einer großen Öffentlichkeitskampagne gegen Ölbohrungen im Virunga Nationalpark und konnte in jüngster Vergangenheit bereits erste Erfolge verbuchen: So hat die französische Ölfirma Total SA auch auf Druck des WWF angekündigt, von ihren Förderplänen innerhalb der Grenzen des Parks abzulassen. Virunga ist zugleich ein Weltnaturerbe, das heißt ein Ort von einzigartiger Naturschönheit, den die Menschheit für spätere Generationen erhalten will. Besonders erfreulich ist daher, dass Total auch in anderen Weltnaturerbestätten nicht mehr nach Öl bohren wird. Der WWF fordert nun den britischen Öl-Konzern Soco International dazu auf, ebenfalls auf seine Ölförderpläne innerhalb von Virunga und allen anderen Weltnaturerbestätten, also besonderen Naturjuwelen, zu verzichten.

WWF-Film zum Virunga Nationalpark bei YouTube:

Infos zur Kampagne „SOS Virunga“: www.wwf.de/sos-virunga/

14. Februar 2014, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

TARZAN 3D

Kino

Websitetarzan-film.de
Facebookfb/Tarzan3D
Release20.02.2014
GenreAnimation
DistributorConstantin Film
DarstellerKellan Lutz Spencer Locke
RegieReinhard Klooss
MusikDavid Newman