Review (Xbox 360): Medal of Honor: Warfighter

Der letzte Teil der Medal of Honor-Reihe hat gute Wertungen bekommen. Für die Leute von EA und Danger Close Games war das ein Ansporn, noch einen draufzusetzen. Das haben sie mit dem neuesten Ableger namens Medal of Honor: Warfighter versucht. Ob es ihnen auch gelungen ist, den Vorgänger zu übertrumpfen, schauen wir uns genauer an.

Grafik

Durch die Frostbite 2 Engine übertrumpft Warfighter zumindest grafisch seinen Vorgänger. Frostbite 2 sei Dank haben wir hier einen optischen Leckerbissen. Explosionen, Charaktere, Fahrzeuge, alles ist sehr detailliert und weiß zu gefallen. Besonders die Zwischensequenzen der Kampagne sehen dank realistischer Charaktermodelle, hervorragender Mimik und tollen Animationen sehr gut aus. Dabei bleibt die Frame-Rate zu so gut wie jedem Zeitpunkt erfreulich stabil, Slow-Downs sind mir während des Tests keine aufgefallen. Immer mal wieder müssen Texturen nachgeladen werden, was das Spiel an sich aber nicht unspielbar macht. Ähnlich verhält es sich mit den etwas häufiger vorkommenden kleinen Grafik-Glitches. Durch diese wird das Spiel zwar nicht viel schlechter, unschön ist es aber doch, wenn die Waffe eines Gegners durch seine Deckung hindurchschaut oder ein Gegner vor einem auftaucht, nur um im nächsten Augenblick Richtung Himmel (oder dem nächsten Stock) zu schweben. Trotzdem ist Medal of Honor: Warfighter immer noch ein sehr schönes Spiel.

Sound

Auch der Sound überzeugt im Großen und Ganzen. Der Soundtrack ist zu jedem Zeitpunkt passend und untermalt das Geschehen toll. Explosionen, Schüsse, und Nahkampfangriffe hören sich angenehm kernig an, ohne jedoch übertrieben zu wirken. Die deutschen Synchronsprecher machen ihre Sache durchgehend sehr ordentlich, auch wenn es hier und da eine etwas merkwürdige Intonation gibt, über die man aber hinwegsehen kann. Etwas nerviger ist da schon, dass der Voice-Track hin und wieder einfach mal kurz aussetzt, sodass man auf die Untertitel angewiesen ist. Darüber hinaus sind immer noch einige Relikte der englischen Sprachausgabe vorhanden. Es wirkt doch reichlich merkwürdig, wenn die Soldaten von jetzt auf gleich vom Deutschen ins Englische wechseln. Aber das sind nur kleinere Mängel, der Sound ist insgesamt auch ordentlich.

Einzelspieler

Die Story der Einzelspielerkampagne kann ich beim besten Willen nicht wiedergeben. Das liegt nicht daran, dass man sie nicht ohne Spoiler erzählen könnte oder dass sie so kompliziert ist. Das liegt daran, dass es sehr schwer ist, ihr zu folgen, da sie zeitlich andauernd hin und her springt, ohne dass man ein richtiges Muster erkennen könnte. Grundsätzlich verfolgt man die Missionen der beiden Tier-One Soldaten Stump und Preacher. Dabei verfolgt man sie jedoch nicht nur im Gefecht, in den Zwischensequenzen wollen die Entwickler auch zeigen, welche Folgen solch ein Job auf das Privatleben der Soldaten hat. Dank dieser schönen Sequenzen baut man doch eine gewisse Verbindung zu Stump und Preacher auf, auch wenn sie nicht die interessantesten Charaktere der Welt sind.
Mit einem Umfang von ca. 4-6 Stunden ist die Kampagne wahrlich nicht umfangreich ausgefallen. Jedoch wird alles versucht, diese Stunden so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, was den Mannen von EA und Danger Close Games auch gelungen ist. So gibt es neben den zu erwartenden großen Shootouts auch Stealth-Einlagen, Verfolgungsjagden, und sogar ein Katz-und-Maus-Spiel in Autos. Langeweile sollte sich also nicht wirklich einstellen. Leider sind das die Schusssequenzen aber doch. Man fühlt sich die ganze Zeit wie an der Hand genommen und bekommt stur gesagt, wen man abschießen und wo man hingehen soll. Manchmal fühlt sich das Game diesbezüglich beinahe wie ein Rail-Shooter an, sprich man läuft von Set-Piece zu Set-Piece, tötet soundsoviele Gegner, und läuft zum nächsten. Die KI sowohl der Gegner als auch der eigenen Mitstreiter weiß zudem auch nicht zu überzeugen. Während die eigenen Partner manchmal zu dumm sind, auch nur einen Gegner zu treffen (was zu einigen unnötigen und frustrierenden Ableben führen kann), rennen die Gegner teilweise blind auf einen zu, egal welche Waffe sie oder man selbst in der Hand hat. Taktische Manöver sucht man hier vergebens. Ein großes Problem habe ich auch mit dem Ende der Kampagne, welche das kitschigste und, ja schon ekelhaft patriotischste ist, was ich seit langen gesehen habe. Insgesamt weiß der Einzelspieler also nicht zu überzeugen.

Multiplayer

Hach ja, der Multiplayer, mittlerweile das Herzstück eines jeden Ego-Shooters. Bis auf ein paar Verbindungsprobleme hin und wieder läuft dieser angenehm flüssig und lagfrei. Nach einer kurzen Einfindungsphase können auch Neulinge des Genres einige Erfolge verzeichnen, was natürlich wiederum motiviert, weiterzuspielen und besser zu werden. Es gibt eine Menge freizuspielen, wie zum Beispiel neue Charaktere, Waffen, Skins, und Modifikationen. Bis man wirklich alles freigeschaltet hat, werden viele Stunden ins Land ziehen. Dank des mittlerweile standardmäßigen Erfahrungspunktesystems bleibt die Jagd nach neuen Gegenständen auch stets motivierend. Insgesamt gut gefallen hat mir die Fire-Team Mechanik, welche in Medal of Honor: Warfighter ihr Debut feiert. Die Spieler der beiden Teams sind nochmals in Zweierteams, eben den Fire-Teams, eingeteilt, und gehen (idealerweise) zusammen auf den Maps auf Punktejagd. Dabei sollten sich die beiden unterstützen, wo es nur geht, und falls einer von beiden das Zeitliche segnet, kann bei dem Buddy gespawnt werden.
Leider hat der Multiplayer auch einige Schwächen. Die Größte ist definitiv, dass Medal of Honor: Warfighter mit Ausnahme des Fire-Teams einfach nichts bietet, was so nicht schon einmal da gewesen wäre, und auch schon besser ausgeführt wurde. Neue bahnbrechende Modi sucht man vergebens, bei den Waffen gibt es nichts wirklich Neues, und selbst die Charaktere unterscheiden sich nur in ihren Klassen, z. B.unterscheidet sich ein deutscher Scharfschütze von einem kanadischen Scharfschütze lediglich im Aussehen. Sie haben noch nicht mal Zugriff auf verschiedene Waffen. Die Maps werden auch niemanden vom Hocker reißen, und sonderlich viele gibt es von ihnen auch nicht. Zu guter Letzt kann das Buddy-Spawnen auch zu sehr nervigen Spawn-Kills führen, wenn sich der Buddy beispielsweise gerade mitten im Gefecht befindet. Man kann zwar einstellen, ob man am originalen Spawn-Punkt oder beim Buddy wieder ins Gefecht eingreifen will, trotzdem kann das schon sehr frustrierend sein.

Fazit

Technisch "Hui", spielerisch nicht unbedingt "Pfui", aber definitiv nicht auf dem gleichen Level. Die Grafik und der Sound gefallen in Medal of Honor: Warfighter, das Gameplay jedoch enttäuscht. Die Einzelspielerkampagne ist insgesamt recht schwach, und auch wenn der Multiplayer solide ist, vermisst man doch die große Innovation. Was hier geboten wird, hat man bereits in anderen Spielen besser ausgeführt gesehen. Insgesamt ist Medal of Honor: Warfighter also nur Durchschnitt.


18. Januar 2013, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Medal of Honor: Warfighter

GenreEgo-Shooter Action
PublisherElectronic Arts ak tronic
EntwicklerDanger Close Games
Release15.01.2014
DistributorElectronic Arts
EAN5030932108883