Review (Xbox 360): Dishonored - Die Maske des Zorns

Wenn heutzutage ein Ego-Shooter angekündigt wird, weiß man beinahe schon vor Enthüllung des eigentlichen Spiels, um was für eine Art von Shooter es sich handeln wird. Umso überraschender reagierten Fachpresse und Spieler nach der Ankündigung von Bethesdas neuem Game aus der Ego-Perspektive, Dishonored. Hier steht endlich mal kein sinnloses in irgendeinem Krieg Leute über den Haufen schießen im Vordergrund, sondern überlegtes Vorgehen in einer vom Steampunk inspirierten Welt. Schauen wir mal, wie sich dieser ungewöhnliche Titel im Test schlägt - Gespielt haben wir die XBox360 Version.

Story

Der Spieler schlüpft in die Haut von Corvo Attano, der persönlichen Leibwache der Kaiserin. Nach einem wichtigen und zeitintensiven Auftrag kommt er zurück nach Dunwall, nur um zusehen zu müssen, wie die Kaiserin vor seinen Augen umgebracht und ihre Tochter entführt wird. Anschließend wird Corvo die Schuld für die ganze Angelegenheit zugeschoben, und er wird ins Gefängnis geworfen, um auf seine Hinrichtung zu warten. Doch dank der Hilfe der Kaisertreuen kann er ausbrechen, um Rache zu üben und die Tochter der Kaiserin zu befreien und auf den Thron zu setzen. Die Story ist also insgesamt nichts Besonderes, reicht aber völlig aus, um den Spieler zu motivieren, den Rachezug Corvos zu unterstützen. Denn Rache ist und bleibt ein sehr guter Motivator.
Während diesem Streifzug fällt die von Bethesda geschaffene Welt sehr positiv aus. Wie schon in Oblivion oder Skyrim gibt es sehr viele Bücher und Notizen, die die Religion und Mystik von Dunwall erläutern. Alleine mit diesen Dokumenten kann man sehr viel Zeit verbringen. Leider sind die Charaktere, die in dieser Welt leben, nicht annähernd so interessant. Womöglich liegt es an der deutschen Synchronisation (näheres dazu später), doch alle Bewohner wirken sehr blass und flach. Der einzige interessante Charakter ist Emily, die Tochter der Kaiserin, da diese sich gemäß der Spielweise, die man an den Tag legt, entwickelt.

Grafik

Technisch weiß Dishonored durchaus zu überzeugen. Die Charaktermodelle sind sehr detailliert und erinnern mit ihren sehr markanten Gesichtern und etwas zu großen Händen z.T. sehr an die Charaktere von Team Fortress 2. Kein Wunder, schließlich haben einige Designer von Dishonored bereits bei der Half-Life-Serie mitgearbeitet. Diesen Einschlag merkt man auch an den Tallboys, Gegner, die sehr an die Strider von Half-Life 2 erinnern. Auch Dunwalls Architektur selbst weiß sehr zu gefallen. Man merkt, dass die Entwickler sich sehr viele Gedanken um die Levels gemacht haben. So eine große, wunderschön ausgearbeitete Steampunk-Welt sieht man leider viel zu selten.
Gleichzeitig findet man aber auch einige kleinere grafische Mängel. Von Zeit zu Zeit kommt es zu Fade-Ins von Texturen, besonders wenn man ein neues Areal betritt. Dann kann es schon mal 1-2 Sekunden dauern, bis sich alle Texturen aufgebaut haben. Zudem kommt es immer mal wieder zu kleineren Pop-Ups von Objekten. Beides zerstört den Spielfluß nicht im Geringsten, wirkt aber dennoch unschön. Einige Texturen lassen auch zu wünschen übrig. Besonders im Boot von Samuel, in dem man von Mission zu Mission fährt, fallen einem die recht hässlichen und matschigen Texturen auf. Das ist aber nichts weiter als die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt. Insgesamt ist Dishonored ein sehr schönes Spiel.

Sound

Die Tonabteilung könnte man in einem Wort abhaken: Großartig. Was Daniel Licht, bekannt als Komponist der Musik der TV-Serie Dexter, für das Spiel produziert hat, sucht seinesgleichen. Seine Musikstücke untermalen das Geschehen perfekt. Während Schleichpassagen bleibt die Musik im Hintergrund, sorgt aber stets für eine angespannte Atmosphäre, und wenn es zum offenen Kampf versetzt sie einen zusätzlichen Adrenalinschub. Genauso weiß sie in den Abschnitten, in denen Corvo mal zur Ruhe kommt, auch den Spieler zu beruhigen. Herrlich.
Aber nicht nur die Musik, auch die restliche Soundkulisse weiß zu gefallen. Während den Kämpfen kann man alleine am Geräusch der Waffe seine Kraft hören. Man weiß genau, wann man eine Wache mit dem Schwert erwischt hat, und die Macht der Pistole lässt sich auch wunderbar am Schussgeräusch erkennen. Die deutsche Synchronisation ist auch gut, lässt jedoch im Vergleich zur englischen Originalsynchronisation, wie gewohnt, sehr zu wünschen übrig. Öfter hatte ich das Gefühl als würden einige Stimmen nicht zu den Charakteren passen, was sich manchmal aber geändert hat. So musste ich mich z.B. an Kim Haspers, bekannt als die Stimme von Zach Braff, als Outsider erst gewöhnen, nach einiger Zeit hatte ich aber den Eindruck, dass er doch sehr gut zum Charakter passt. Des Weiteren hatte ich oft den Eindruck, als würden einige Charaktere ihre Sätze merkwürdig betonen. Immerhin ist die Lippensynchronität akzeptabel, wenn auch weit davon entfernt perfekt zu sein.

Gameplay

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase lässt sich Corvo wunderbar durch die Straßen Dunwalls manövrieren. Dabei gehen das Herumschleichen, die angenehm anspruchsvollen Kämpfe, sowie der Einsatz der Kräfte locker von der Hand. Und eben diese Kräfte, die Corvo zu Spielbeginn vom Outsider verliehen bekommt, sind, neben dem Setting das Besondere an Dishonored. Denn was die Gadgets für Batman sind, sind Teleport, Übernahme oder Windstoß für Corvo. Durch diese Kräfte gibt es schier unendliche Möglichkeiten, die Missionen zu bewältigen. Als ob es nicht schon genug wär, dass Corvo diese schier nach Belieben (sprich Füllstand der Mana-Anzeige) einsetzen darf, kann man sie sogar noch weiter upgraden, sodass man sich noch weiter teleportieren, oder sogar in die Körper von Wachen schlüpfen kann. Dies geschieht durch sogenannte Runen, die sich dank eines Items in jedem Missionsabschnitt finden lassen. Leider muss man dabei anmerken, dass man sehr schnell zu mächtig wird, und die normalen Wachen somit keinerlei Bedrohung mehr darstellen. Mit dem Teleport kann man sich z.B. in Windeseile aus brenzligen Situationen befreien (oder sich in eben jene begeben), und durch die Nachtsicht sieht man jeden Gegner und, nach dem Upgrade, jedes aufnehmbare Objekt in der näheren Umgebung. Schön, um seine Routen zu planen, jedoch macht es das Spiel teilweise zu einfach. Corvo wird zudem noch stärker durch das Finden und Einsetzen sogenannter Knochenartefakte, durch welche er mehr Gesundheit oder Mana bekommt, oder Objekte weiter werfen kann.
Was mir besonders gefallen hat, ist die Veränderung von Dunwall je nachdem, welchen Spielstil man an den Tag legt. Wenn man sich schleichend durch die Missionen bewegt und niemanden, oder nur ganz wenige Wachen tötet, bleibt Dunwall ein recht einladender Ort, an dem Ratten Mangelware sind. Pazifisten dürfen sich freuen, denn man kann das komplette Spiel beenden, ohne auch nur eine einzige Person zu töten. Metzelt man sich jedoch in bester Expendables-Manier durch die Missionen wird die Welt immer dunkler, und die Zahl an Ratten und Weinern (an der Pest Erkrankte, die kurz vor dem Tod stehen) nimmt gewaltig zu. Wie schon anfangs gesagt wirkt sich das alles schlussendlich auch auf das Ende des Spiels aus, wodurch ein gewisser Wiederspielwert gesichert ist.
Vom Umfang her muss sich Dishonored auch nicht verstecken. Je nachdem, wie schnell man die Missionen beendet, kommt man auf eine Spielzeit von 8 bis 15 Stunden, was heutzutage durchaus ansehnlich ist. Des Weiteren ist der erste DLC mit dem Namen „Dunwall City Trials“ bereits auf dem Weg. Ähnlich wie schon bei Batman: Arkham City handelt es sich bei dem DLC um Herausforderungen, in denen man seine im Hauptspiel erworbenen Fähigkeiten testen und ausbauen darf. Für 2013 wurden auch bereits zwei weitere, handlungsgetriebene DLCs angekündigt. Mit Dishonored wird man also noch etwas länger seinen Spaß haben.

Fazit

In Zeiten, in denen das Ego-Shooter Genre durch Call of Duty und Battlefield bestimmt wird, sehnen sich viele Spieler nach Abwechslung. Und diese bekommen sie mit Dishonored. Es ist vielleicht nicht das Meisterwerk geworden, was sich viele bei der Ankündigung erhofft haben, doch hat Bethesda einen sehr guten Titel entwickelt, der mit einem erfrischend ausgefallenen Setting und Spielideen zu überzeugen weiß. Die Leute, die mit dem Gedanken spielen, sich Dishonored zu holen, sollten aufhören zu überlegen und einfach zugreifen.

6. Dezember 2012, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Dishonored - Die Maske des Zorns

PC Spiel

GenreAction
PublisherBethesda Softworks (ZeniMax) ak tronic
EntwicklerArkane Studios
Websitedishonored.com
Release15.06.2014
EAN4012160451598

Dishonored - Die Maske des Zorns

GenreAction
PublisherBethesda Softworks (ZeniMax)
EntwicklerArkane Studios
Websitedishonored.com
Release12.10.2012
EAN0093155119192

Dishonored - Die Maske des Zorns

GenreAction
PublisherBethesda Softworks (ZeniMax) ak tronic
EntwicklerArkane Studios
Websitedishonored.com
Release15.06.2014
EAN4012160251884

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