Review (PC): Men of War - Red Tide

Der zweite Weltkrieg gilt in allen Genres als, gelinde ausgedrückt, ausgereiztes Thema. Der neuestes Ableger der Strategie-Reihe Men of War kitzelt aus dem Szenario aber noch ein paar bislang wenig beachtete Schauplätze und Schlachten heraus. Während der Sturm auf Omaha Beach und die Häuserkämpfe im Kessel von Stalingrad wohl allseits bekannt sein dürften, kennen sich höchstwahrscheinlich nur die besonders geschichtskundigen unter uns mit den Black Coats aus, welche wir bei Red Tide durch mehr als 20 Missionen schicken dürfen.

Wie am Untertitel unschwer zu erahnen, kämpfen wir in Red Tide auf Seiten der Roten Armee. Genauer, wir schlüpfen in die Rolle der berüchtigten Schwarzmäntel, Stalins Elite-Einheiten, die auf die Erstürmung von Küstengebieten spezialisiert sind, quasi das sowjetische Pendant zu den US-Marines. In mehr als 20 Missionen sind wir selten allein, manchmal zu zweit oder dritt, allermeistens aber mit vielen Einheiten unterwegs und arbeiten uns chronologisch durch die ganze Europa-Offensive der Sowjets im 2. WK.

Natürlich können es die Marines allein nicht richten. Wir steuern Panzerabwehreinheiten, Offiziere, Scharfschützen oder MG-Infanterie einzeln oder in Gruppen über das Schlachtfeld und müssen dabei taktisch absolut fehlerfrei vorgehen, denn Red Tide verzeiht kaum Fehler. Wie man es von der Serie gewohnt ist, segnen wir schnell das Zeitliche wenn wir uns nicht geschickt von Deckung zu Deckung vortasten und gezielt und präzise mit unseren Ressourcen umgehen. Waffen, Munition und Healthpacks müssen wir dabei selbst von gefallen Gegnern einsammeln, was mitten im Getümmel ein enorm gutes Timing erfordert.

Bei der Steuerung unserer Einheiten sind wir sehr frei. Wir können für Gruppen oder einzelne Männer präzise Angriffs- und Verteidigungbefehle erteilen, die Haltung bestimmen (Schleichen, Kriechen, Knien) etc. Je nach Einheitstyp können wir Häuser, Panzer, Artillerie- oder Panzerabwehrgeschütze besetzen und dann auch frei bewegen.

Das Ressourcenmanagement von Company of Heroes und die Freiheit von World in Conflict? - Nunja, nicht ganz. Red Tide krankt an einigen Macken, die für einen amtosphärischen Dämpfer sorgen. Da wäre die KI-Wegfindung, die teils zu wünschen übrig lässt, sowohl auf eigener als auch auf gegnerischer Seite. Manch ein Manöver scheitert daran, dass unserer Kameraden einfach doof umherlaufen und sich von kleinen Hindernissen aufhalten lassen. Gegner dagegen stehen in der Gegend rum und greifen nicht an, obwohl sie unsere Einheiten sehen müssten oder sie rennen chaotisch umher.

Der sowjetische Patriotismus der aus jeder Pore des Spiels trieft hat ja noch etwas übertrieben witziges an sich, allerdings sind die entweder un- oder übermotivierten Synchronsprecher ein echtes Ã"rgnernis. Es kommt kaum Spannung und Vorfreude auf beim Start der Mission, denn die schlechte Vertonung lässt eine richtige Identifikation mit der Story, den Schauplätzen und unseren Helden nicht zu.

Fans der Serie könne sich erneut auf fordernde Missionen freuen und das erfrischend unverbrauchte Teil-Szenario des WWII lässt einen bei den Feldzügen auch tatsächlich mitfiebern, denn im Gegensatz zu den allseits bekannten Schauplätzen kennt man hier den Verlauf nicht schon in und auswendig.

30. Juli 2011, von Stefan S. 'Stefan S.'