Review (Kino): A Nightmare on Elm Street (Remake)

Die junge und gutaussehende Blondine Kris (Katie Cassidy) trifft sich mit ihrem neuen Freund Dean (Kellan Lutz) in einem Imbiss-Restaurant. Zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass dieser völlig fertig mit der Welt ist, da er seit mehreren Tagen nicht mehr geschlafen hat. Einen Moment später springt er schreiend auf, brüllt immer wieder...

..."Du bist nicht real" und schneidet sich schließlich selbst die Kehle durch - eine grausame Tat, deren Zeugin die junge Kellnerin Nancy (Rooney Mara) ebenfalls wird.

Kurz darauf wird Kris von seltsamen Alpträumen gequält, in denen ein Mann mit komplett entstelltem Gesicht auftaucht, der an den Fingern seiner rechten Hand lange Klingen trägt und sie damit jagt - und tatsächlich in der Lage zu sein scheint, sie damit in ihren Träumen zu töten! Wie sich bald herausstellt, hat nicht nur Kris diese grausamen Visionen, sondern auch Nancy und ihr heimlicher Verehrer Quentin (Kyle Gallner) sowie Kris Ex-Freund Jesse (Thomas Dekker). Doch werden sie es schaffen, nicht einzuschlafen? Und was für ein düsteres Geheimnis haben sie gemeinsam? Nancys Mutter Gwen (Connie Britton) behauptet, dass es keine Verbindung zwischen ihnen und der Gestalt aus ihren Träumen, die auf den Namen Freddy zu hören scheint, geben würde... doch sie scheint zu lügen!

Als allerneuestes Produkt der aktuellen Reboot/Remake-Welle bietet "A Nightmare on Elm Street" als Neuauflage des Horror-Klassikers von Wes Craven natürlich einige Steilvorlagen für Kritiker. Und dementsprechend herrscht im Gegensatz zu der vor originellen Einfällen übersprudelnden Originalversion hier eher kreative Langeweile. Neue Ideen gibt es kaum und am besten funktionieren tatsächlich immer noch die Sequenzen, die aus dem Original übernommmen wurden. Ein Beispiel hierfür ist die berühmte Badewannenszene, die visuell einfach enorm einprägsam ist. Was es neu gibt, wirkt hingegen meistens einfallslos.

Das hier mit Samuel Bayer ein Musikclip- und Werbespot-Regisseur sein Kinodebüt gibt, merkt man leider auch öfters. Viele Szenen wirken eigenartig verkürzt und hätten Raum für interessante Handlungsstränge gegeben, werden jedoch einfach abgewürgt. Typisches Beispiel hierfür ist die Haftszene von Jesse: Die Genervtheit seines Zellenmitinsassen hätte man sogar zuspitzen können, stattdessen wird nicht einmal gezeigt wie Jesse scheinbar aus dem Nichts ermordet wird.

Was die Wirkung von Bildern angeht, versteht Samuel Bayer jedoch sein Handwerk. Es sind viele optisch beeindruckende Szenen im Film zu sehen, meisten von einem düster-dreckigen Grundton geprägt. Auch bei der Auswahl der Locations hatte man ein gutes Händchen, genau so wie einige Sets (beispielsweise ein völlig verbranntes Klassenzimmer mit Freddy als Lehrer) ein beeindruckendes Design aufweisen können.

Größtenteils nicht gelungen sind übrigens die CGI-Effekte, die teilweise unangenehm schlecht sind, glücklicherweise aber auch nicht so häufig auftauchen. Die hervorragenden Soundeffekte des Originals sind bei der "A Nightmare on Elm Street"-Neuauflage leider kaum vorhanden, stattdessen gibt es den typischen "Kawumm"-Effekt. Ziemlich ärgerlich ist außerdem die weichgespülte Neufassung des im Original ziemlich einprägsamen "Nightmare"-Themes - Freddy in der Fahrstuhlmucken-Variante.

Da es sich ja um eine Neufassung eines Klassikers aus den 80er Jahren handelt, gibt es natürlich Dinge, die es im Original noch nicht gab: Handys, Recherche via Internet, Energydrinks usw. Diese Art von Modernisierung stört jedoch nicht weiter. Auffallend ist, dass der Teenager-Eltern-Konflikt des Originals heutzutage nicht mehr so richtig klappt, stattdessen leben die Teenager in Erwachsenenzimmern ohne Poster oder Sportwimpeln an den Wänden und die Eltern sehen teilweise aus wie ihre Kinder (bei Kris und ihrer Mutter Nora (Lia Mortensen) fällt dies besonders auf). Außerdem sind die hier gezeigten Erziehenden eher so etwas wie Freunde, welche einen versehentlich missverstehen und meistens nur am Rande auftauchen. Die Polizei, im Original noch Freund und Helfer, ist im übrigen hier nur ein anonymer Apparat und vieles, was im Original einfach so war, versucht man hier zu erklären.

Sämtliche Teenager-Darsteller bei "A Nightmare on Elm Street" wirken erstaunlich blaß, was auch daran liegen könnte, dass eine Charakterisierung kaum vorhanden ist. Am ehesten fällt hierbei noch Kyle Gallner als Quentin auf, da dieser ein erstaunlicher Jammerlappen ist und bei einem jugendlichen Publikum im Jahre 1984 völlig durchgefallen wäre. Aber schon bei seiner Mitsteiterin Nancy ist die Zeichnung des Charakters mächtig gebremst, einzig ihre Neigung viel zu malen soll wohl eine gewisse Kreativität und Nichtangepasstheit symbolisieren. Beeindruckend gut ist hingegen Jackie Earle Haley als Freddy Krueger.

Und damit wären wir bei der größten Stärke des Films, nämlich der Neudarstellung von Freddy. Der neue Look mag sicher gewöhnungsbedürftig sein (auch wenn sein hübscher Ringelpullover wieder von der selben Requisiteurin gehäkelt wurde), geht aber durchaus in Ordnung. Was beim "Freitag, der 13."-Remake nicht funktionierte, klappt hier jedoch hervorragend: Die Darstellung des Oberbösewicht als echte und ernste Bedrohung ohne ein Hauch von Humor und Ironie. Der Freddy Krueger von 2010 wird mit beeindruckender Konsequenz als derart widerlicher Kinderschänder dargestellt, dass er keine Figur mehr ist, die man mit einem flotten Spruch auf seinem Tisch tragen will oder mit dessen Maske man zu Halloween die kleine Nachbarstochter erschrecken möchte.

Insbesondere die gelungene Krueger-Darstellung sorgt letztendlich dafür, dass "A Nightmare on Elm Street" die Fans des Originals zwar nicht glücklich machen wird, aber dennoch solide, nicht allzu blutige Horrorkost bietet - und Einschlafen wollte bei dem Film auch keiner!

12. Mai 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß