Review (Gesellschaftsspiel): The Border - Setze deine Grenzen!

Was haben ein Brunnen, ein Segelboot und ein riesiges Windrad gemeinsam? Diese Frage beschäftigte uns nach der ersten Partie des neuen Würfelspiels The Border von Michael Kiesling und Reinhard Staupe. Offensichtlich lässt sich ein recht kurzweiliges Roll & Write erzeugen, indem man Abbildungen der genannten Dinge zusammen mit anderen Motiven wie einer Burg oder einem fliegenden Adler auf einen Spielplan druckt und jedes dieser recht willkürlichen Bilder mit sechseckigen Feldern in verschiedenen Farben umgibt. Die Spieler müssen alle Felder, die an ein Motiv angrenzen, markieren, um zu punkten - so die Grundidee des neuen Werkes aus dem Nürnberger-Spielkarten-Verlag (NSV), das mit einer interessanten Spielidee daher kommt, thematisch aber - man verzeihe das Wortspiel - etwas „zusammengewürfelt“ wirkt.

The Border - Setze deine Grenzen! ist ein Spiel für vier Spieler ab acht Jahren, das mit seiner handlichen Verpackung kaum Platz im Spieleregal verbraucht. Die erste positive Überraschung ergibt sich gleich nach dem Öffnen des Deckels, denn die Hersteller haben uns auf dessen Innenseite eine weiche Filzeinlage spendiert. So lässt sich die Abdeckung prima als gepolsterte, leise Würfelschale verwenden. Eine sehr gute Idee.
Auch das übrige Spielmaterial kann überzeugen. Dazu gehören fünf Würfel, vier abwaschbare schwarze Filzstifte und vier Spielpläne mit jeweils neun Gebieten, die von Feldern in den Farben rot, grün, blau, gelb, orange und grau umgeben sind. Anfangs hatten wir die Sorge, dass diese Farbauswahl Menschen mit Rot-Grün-Schwäche vom Spiel ausschließen könnte - doch in unserer Runde war dies kein Problem. Der betroffene Spieler konnte alle Felder problemlos auseinander halten.

Und so funktioniert The Border: Jeder Spieler erhält einen Spielplan samt Stift. Dann wird gewürfelt. Jeder der fünf Würfel zeigt die sechs Farben der Spielplanfelder, die es im Spielverlauf anzukreuzen gilt. Wer am Zug ist, darf nach dem ersten Wurf zweimal mit allen oder einem Teil der Würfel neuwürfeln. Ziel ist es, farbliche zusammenhängende Felder auf dem eigenen Spielplan zu markieren. So muss man beispielsweise drei rote Würfel verwenden, um drei benachbarte rote Felder anzukreuzen. Dabei müssen immer alle Felder eine Gruppe markiert werden. Im Beispiel wäre es also nicht nicht erlaubt, nur zwei von drei Feldern abzustreichen. Daraus ergibt sich, dass ein Spieler nicht immer alle gewürfelten Farben in seinem Zug verwenden kann - und hier kommt des besondere Kniff von The Border ins Spiel: In einer zweiten Phase dürfen alle Mitspieler ungenutzte Farben des aktiven Spielers verwenden, um Felder auf ihren Spielplänen anzukreuzen, ohne dabei zusammenhängende Farbfelder vervollständigen zu müssen. Für sie gilt jedoch, dass sie ihre Kreuze nur neben anderen bereits angekreuzten Feldern machen dürfen. Dann gehen die Würfel nach links zum nächsten aktiven Spieler. Sobald jemand alle Felder markiert hat, die an eines der neun durch Bilder dargestellten Gebiete angrenzen, darf er dieses Gebiet werten. Die Punktezahl variiert abhängig von der Größe des Gebiets. So gibt es beispielsweise 4 Punkte für den Brunnen und 12 für das Windrad. Spieler, die diese Gebiete später ebenfalls eingrenzen, erhalten die Hälfte der Punkte.

In unserer Vier-Spieler-Runde konnten wir positiv feststellen, dass der Zug der Mitspieler interessant bleibt, weil man immer auf Farben hofft, die einem selbst weiterhelfen. Allgemein verläuft eine Spielrunde recht flott, und man ist schnell wieder an der Reihe. Schade ist die Begrenzung der Spielerzahl auf vier Spieler, die für ein Würfelspiel dieser Art doch sehr niedrig ausfällt. Sicherlich ist dieses Limit der Spielmechanik geschuldet. Aufgrund der Tatsache, dass man im Zug der Mitspieler weitere Felder markieren kann, würde das Spiel bei höheren Spielerzahlen wahrscheinlich zu schnell zu Ende gehen.

Die Entwickler haben die farblichen Felder auf den vier Spielplänen unterschiedlich angeordnet. Somit hat nicht jeder Spieler die identische Anforderung vor sich. Mehr Unterschiede gibt es jedoch nicht. In unserer Runde kam der Wunsch nach mehr Abwechslung auf - Felder mit Sonderfähigkeiten oder andere Einflussmöglichkeiten außer dem Würfeln von Farben gibt es nicht. Schließlich ist uns das bereits erwähnte fehlende Thema aufgefallen. Die Bilder, die Sandra Freudenreich und Oliver Freudenreich für die neun Gebiete gemalt haben, sind schön gestaltet, lösen jedoch nicht die Frage nach dem thematischen Sinn des ganzen Felder markierens. Warum wir Grenzen um Windräder, Brunnen und Segelboote ziehen, bleibt unklar. Das mag für manchen keine großes Problem sein - schließlich gibt es auch schöne abstrakte Spiele. Dennoch hätte sich dieser Aspekt schöner umsetzen lassen. Warum keine Ländersymbole oder einfach unterschiedliche Planeten um die wir Grenzen ziehen? In unserer Spielrunde kam auch die Idee auf, man hätte mit den Granzmarkierungen entlaufenen Tiere einfangen können.

Kurz zusammengefasst:

  • Anleitung - Kurz und leicht verständlich

  • Material - Stifte lassen sich gut wieder vom Spielfeld abwaschen. Praktische Filzeinlage.

  • Mechaniken - Schnelle Züge. Alle Spieler sind in jeden der Züge eingebunden.

  • Thema - Trotz schöner Illustrationen wirkt die Spielmotivation unausgegoren.

  • Wiederspielreiz: Lässt sich schnell auf den Tisch bringen. Allerdings wenig Spieltiefe oder taktische Motivation, Neues zu probieren.

FAZIT

The Border ist schnell gelernt und relativ schnell gespielt. Allerdings überschritten wir in unserer Runde die angegeben Spielzeit von 30 Minuten, und ab diesem Punkt kam beim ein oder anderen Mitspieler dann schon langsam etwas Ungeduld auf. Der Neuling von Michael Kiesling und Reinhard Staupe ist ganz sicher kein schlechtes Spiel. Die Idee, dass Wüfelergebnisse vom aktiven Spieler und den Mitspielern unterschiedlich genutzt werden können, ist toll. Doch letztendlich stellt sich die Frage, ob The Border auf Dauer unterhaltsam und abwechslungsreich genug ist, um aus der Masse ständig neu erscheinender Brettspiele herauszustechen. Denn genauso schnell, wie man die Kreuze der abwaschbaren Filzsstift entfernt hat, könnte auch das Spielerlebnis kurz darauf wieder vergessen sein. Für ein schnelles Würfelspiel mit einfachen Regeln, das The Border offensichtlich sein will, ist das nicht unbedingt schlimm - aber es bleibt der Eindruck, dass mit der Grundidee noch mehr möglich gewesen wäre.

Zu empfehlen ist The Border für Gelegenheitsspieler, die ein kurzes Spiel für zwischendurch suchen, und für alle, die ein handliches Spiel für unterwegs gebrauchen können, das sich ohne großes Regelstudium mit der ganzen Familie spielen lässt.

30. Mai 2022, von Sascha 'Gamethulhu' Kröner

Nürnberger-Spielkarten-Verlag GmbH

Hersteller

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