Preview (Kino): Transformers: Ära des Untergangs (OV)

Aus alt mach neu dachte sich wohl Michael Bay und versucht, der Transformers-Franchise mit einer beinahe komplett neuen Cast neues Leben einzuhauchen. Wahrscheinlich der richtige Ansatz, wurden die letzten Teile von den Kritikern doch ziemlich auseinandergenommen, obwohl sie kommerziell sehr erfolgreich waren. Kann Herr Bucht mit seinem neuen Machwerk nun auch uns zum Schweigen bringen?

Autobots, Dinobots, Decepticons, Oh My!

Seit dem Angriff auf Chicago, den wir in Transformers 3 miterlebt hatten, sind vier Jahre vergangen. Es ist still um die Transformers geworden. Die Decepticons, und sogar die Autobots sind undercover gegangen, da sie kein beliebter Anblick mehr auf der Erde sind. Mehr noch, sie werden sogar von einer Spezialeinheit der CIA namens „Cemetry Wind“, gegründet von Harold Attinger (Kelsey Grammer) und angeführt von James Savoy (Titus Welliver), gejagt und eliminiert. Dabei bekommen sie Hilfe von einem intergalaktischen Kopfgeljäger-Transformer, Lockdown. Das alles hat mit dem Leben des Erfinders Cade Yeager (Mark Wahlberg), der mit seiner Tochter Tessa (Nicola Peltz) auf einem abgeschiedenen Stück Land in Texas wohnt, eigentlich recht wenig zu tun. Als Cade jedoch einen alten Truck in seinen Schuppen befördert, diesen untersucht und etwas zurechtmacht, fällt ihm auf, dass es sich nicht um einen normalen Truck handelt. Es stellt sich nämlich heraus, dass es sich bei dem Truck um den Anführer der Autobots Optimus Prime handelt! Daraufhin beginnt ein Spießrutenlauf um Leben und Tod, sowohl der Autobots als auch der Yeagers und Tessas Freund Shane (Jack Reynor). Als wäre das nicht schon genug, arbeitet die mysteriöse Firma KSI, unter der Leitung des exzentrischen Joshua Joyce (Stanley Tucci), daran, eigene Transfomer zu bauen. Was sie dabei nicht bemerken: Der Erzfeind von Optimus Prime benutzt die Technik von KSI, um wiedergeboren zu werden…

Fangen wir mit den Sachen an, die mir an dem Film gefallen haben. Einerseits hätten wir da die grandiosen Effekte, die einen schon das ein oder andere Mal zum Staunen bringen. Sei es, wie echt die Transformer aussehen, die Milliarden von Explosionen während des Films, oder einfach die Kampfszenen zwischen den Transformern selbst, das alles, ist einfach sehr beeindruckend. In einer Szene wirkt zwar der Hintergrund etwas billig, aber da kann man mal ein Auge zudrücken. Ich bin auch eigentlich kein 3D-Fan, und auch hier ist es eigentlich wieder überflüssig, aber insgesamt doch recht nett eingesetzt. Endlich kann man die verschiedenen Transformers in den Kampfszenen auch auseinanderhalten, dank der etwas geregelteren Kamera während den Szenen sowie den markanteren Designs der Autobots. Bay hat es auch geschafft, namhafte Sprecher für die neuen Autobots zu finden, namentlich John Goodman, John DiMaggio und Ken Watanabe. Peter Cullen feiert auch sein Comeback als Optimus Prime. Es war auch eine gute Entscheidung, den gegen Ende mehr als nervigen Shia LaBeouf mit Mark Wahlberg zu ersetzen. Die billigen Comedy-Versuche mit Sams Eltern der letzten Teile sind damit auch nicht mehr vorhanden, wodurch der Film einfach um einiges erwachsener wirkt, was sehr zu begrüßen ist. Ohne zu viel vorwegzunehmen, muss ich an dieser Stelle auch Stanley Tucci loben, der für mich der beste Darsteller in diesem Film ist. Die Musik, für die sich Steve Jablonsky (u.a. Gears of War) verantwortlich zeichnet, weiß auch zu gefallen. Auch „Battle Cry“ von der Band Imagine Dragons passt in die ganze Szenerie.

Die dunkle Seite der Medaille

Bisher klingt das ja alles ziemlich gut. Leider sind diese Sachen aber auch die einzigen Elemente, die mir an Transformers: Ära des Untergangs gefallen haben. Der Rest war schlichtweg schlecht bis lächerlich. Wie man aus meiner Plotzusammenfassung wohl bereits herauslesen kann, ist hier nicht nur eine Menge los, sondern schlicht und ergreifend zu viel. Dass es eine menschliche Unterhandlung geben muss, sehe ich ja irgendwo noch ein. Im neuen Transformers-Ableger gibt es aber ca. fünf Stück, dazu noch zwei Handlungsstränge von den Transformers selbst, sodass der Film einfach nur überladen wirkt. So was kann bei Serien funktionieren (siehe Game Of Thrones), bei Filmen wirkt es allerdings so, als würde die Handlung permanent hin und her springen. Der Bezug der Handlungsstränge zueinander ist oftmals auch kaum ersichtlich, sodass das Ganze ziemlich willkürlich wirkt. Das Ganze wirkt, als wäre es nur mit Ach und Krach zu einem ansatzweise kohärenten Film zusammengewürfelt wurden, wobei kein einziger der Stränge auch nur im Geringsten ausgearbeitet ist. Das mag daran liegen, dass der nächste Ableger nicht nur angeteasert, sondern ziemlich direkt angekündigt wird am Ende vom Film und da zumindest ein Plot weiter ausgeführt werden wird. Unbefriedigend ist das Ganze aber trotzdem. Logikfehler sollte man bei einem Michael Bay-Film eigentlich auch nicht beachten, nur sind diese in Transformers: Ära des Untergangs so offensichtlich und zahlreich, dass man sich nicht weiter helfen kann, als diese zu bemerken. Besonders die vielen, sinnlosen Tageszeitsprünge sind absolut nicht nachvollziehbar (auch wenn dadurch einige nette Bilder entstehen). Wie solche Kontinuitätsfehler beim Test-Screening nicht bemerkt wurden, ist mir ein Rätsel. Zudem hat man das Gefühl, als hätte Paramount für den Film nicht einen Cent hinlegen müssen, aufgrund der ganzen Sponsoren des Films, die durch das offensichtlichste Product Placement im Film gefeaturet werden, das ich je gesehen habe. Es ist schon beinahe eine Frechheit, wie oft bestimmte Marken einfach den Hauptteil des Bildes ausmachen. Auch scheint Bay die Lens-Flare-Liebe seines Kollegen J.J. Abrams übernommen zu haben, denn in beinahe jedem Shot ist dieser Effekt zu beobachten. Man könnte beinahe ein Trinkspiel anfangen: Für jede Lens-Flare, amerikanische Flagge, oder jede Einstellung aus der Froschperspektive muss man einen Shot nehmen. Ich garantiere euch, nach einer halben Stunde könnt ihr nicht mehr geradeaus gucken (wobei der Film dann wohl tatsächlich auszuhalten wäre). Bays Versuch, dem ganzen Film noch etwas Humor zu verpassen, scheitert im Großen und Ganzen leider auch kläglich. Ja, es gibt eins, zwei Lacher, sonst reicht es aber allerhöchstens zu einem gutwilligen Schmunzeln.

Aus „No no no no no!“ wird “Whoa whoa whoa whoa!”

Wie schon anfangs gesagt, finde ich den Tausch des Protagonisten sehr gut. Mark Wahlberg ist einfach ein besserer Schauspieler als Shia LaBeouf. Darüber hinaus hatte man schon alles aus dem „Charakter“ Sam Witwicky und seinem Umfeld herausgeholt, weswegen eine Frischzellenkur dem Film nur zugutekommt. Leider leidet sein Charakter, wie eigentlich alle, die in diesem Film vorkommen, an dem gleichen Problem: Sie sind eindimensional, langweilig, und lassen sich meist mit nur zwei Worten charakterisieren. Zwar wird versucht, Cade Yeager eine gewisse Charakterentwicklung zuzuschreiben, doch neben der typischen „Ich-akzeptiere-den-Freund-meiner-Tochter-nicht“-Story wird seine Entwicklung nur in einem Nebensatz (!!!), den die meisten vielleicht noch nicht einmal wahrnehmen werden, durchgezogen. Über den Rest der Cast verliere ich besser keine Worte, da ich sonst in Gefahr laufe, mich noch mehr in Rage zu schreiben. Der einzige Darsteller, der mit Charisma und, wie es mir schien, Spaß seinen Charakter darstellt, ist Stanley Tucci, der mir sehr gut gefallen hat. Sein Charakter ist zwar auch nicht mehr als ein typischer Technik-Mogul, der im Laufe des Films an seinem Vorhaben zweifelt, doch reißt er mit seiner Art einfach jede Szene an sich und wird zum heimlichen Star des Films. Zu den Sprechern der Transformers muss man auch nicht sonderlich viel sagen, da hier alle ihren Job sehr ordentlich machen. Jedoch bleibt die Frage: Warum hat der Böse Transformer einen britischen Akzent mit Anflügen eines schottischen, und warum muss der Samurai-Transformer unbedingt einen japanischen Akzent haben? Naja, ich hinterfrage wieder zu viel…

Fazit

Ich liebe Actionfilme, bei denen man nicht viel nachdenken muss. Gehirn aus, berieseln lassen, und alles ist gut. Würde man die Storyelemente aus Transformers: Ära des Unterganges entfernen, ginge das auch hier. Leider hat mich der Film nicht nur gelangweilt (die Kampfszenen der Transformers ausgenommen), sondern den Filmliebhaber in mir beinahe schon beleidigt. Kontinuitäts- und Logikfehler, zu flache Charaktere und Story, Product Placement ohne Ende und unterm Strich unterdurchschnittliche schauspielerische Leistungen führen dazu, dass ich jedem davon abraten würde, die 15 bis 20 Euro auszugeben, um diesen Film im Kino zu sehen.

17. Juli 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Paramount Pictures Germany GmbH

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Transformers: Ära des Untergangs

Kino

Websitetransformers-film.de
Release17.07.2014
GenreAction Science Fiction
DistributorParamount Pictures Germany GmbH
Laufzeit2h 45m
DarstellerMark Wahlberg Bingbing Li Stanley Tucci Kelsey Grammer Jack Reynor Nicola Peltz T.J. Miller Sophia Myles
RegieMichael Bay

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