Preview (Kino): The Words

In dem Drama The Words - Dieb der Worte verschwimmen nicht nur für Bradley Cooper als Schriftsteller die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, sondern auch für den Zuschauer. Dabei geht es um die Frage, was passiert, wenn man sich mit einer geschriebenen Geschichte so sehr identifiziert, dass man sich wünscht, sie wäre die Widerspiegelung des eigenen Lebens?

Rory Jansen (Bradley Cooper) ist ein junger Schriftsteller, dessen größter Traum es ist, eine Geschichte zu schreiben, die die Menschen berührt. Von seiner geliebten Frau Dora (Zoe Saldana) wird er unterstützt und trotzdem bleibt sein ersehnter Erfolg aus. Durch Zufall findet Rory schließlich ein Skript, das sein Leben verändert. Gefesselt von der Geschichte veröffentlicht er sie und gibt sie als sein eigenes Werk aus. Endlich erhält er die Anerkennung, die er sich immer gewünscht hat. Den Betrug schon fast vergessen, sucht ihn eines Tages ein alter Mann (Jeremy Irons) auf und wirft ihm vor, die Geschichte seines Lebens geklaut zu haben…

Das Besondere an The Words ist, dass die Regisseure Brian Klugman und Lee Sternthal die Geschichte auf drei verschiedenen Erzählebenen darstellen: In der Rahmenhandlung liest der Schriftsteller Clay Hammond (Dennis Quaid) vor einer Gruppe Studenten aus seinem neuen Buch „The Words“ vor. Er fungiert als Erzähler aus dem Off (man hört lediglich seine Stimme) und berichtet in Rückblicken von dem jungen Autor Rory (Bradley Cooper). In der Binnenhandlung erfährt somit der Zuschauer, wie Rory zu seinem Ruhm kam. Auf der dritten Erzählebene wird die Vergangenheit des alten Mannes (Jeremy Irons) inszeniert, der als junger Schriftsteller (Ben Barnes) einen schweren Schicksalsschlag überwinden muss. Diese dritte Ebene wird wie durch einen Filter gezeigt. Dadurch wirken die Einstellungen, die in den 40er Jahren spielen sollen, wie die Verfilmung eines Buches. Und in der Tat sind dies die Erzählungen des alten Mannes, der zur Verarbeitung seines schweren Verlustes sein Leben niederschrieb. Dessen bediente sich schließlich Rory und gab es als sein Werk aus.

Schnell liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei Rory um Clays jüngeres Ich handelt. Doch nach und nach verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und so muss sich der Zuschauer am Ende fragen, welche dieser drei Geschichten wahr ist und welche aus der Feder welches Schriftstellers stammt. Dadurch wird der Zuschauer selbst zum Autor und konstruiert schließlich die für ihn am plausibelsten erscheinenden Zusammenhänge zwischen den drei Männern. Diese müssen jedoch nicht bei jedem die gleichen sein. Dennis Quaid sagt in seiner Rolle, man müsse sich zwischen Fiktion und Realität entscheiden. Beide seien sehr unterschiedlich und berührten sich nicht.

Die Regisseure Brian Klugman und Lee Sternthal lassen durch eine clevere Inszenierung die Möglichkeiten offen, das Ende des Films auf drei verschiedene Arten auszulegen. Sie spielen mit der Wahrnehmung der Zuschauer. Durch Parallelen in dem Leben der drei Männer und durch einige Einstellungen, die auf mehreren Erzählebenen identisch, nur mit anderen Figuren, dargestellt werden, werden dem Rezipienten Hinweise darauf gegeben, dass das, was für die Realität gehalten wird, nicht zwangsläufig die Realität sein muss. Man bediente sich hier dem Stilmittel des unzuverlässigen Erzählens. Die Sehkonvention besagt, dass das, was die Kamera zeigt, auch innerhalb der Filmhandlung als wahr angenommen wird. Wenn sich aber die gezeigten Informationen als unwahr herausstellen, wird durch die Kameraführung das Wahrheitskonstrukt des Gezeigten infrage gestellt. Die Kamera erzählt also nicht zuverlässig. Interessant ist auch, dass der Name des „alten Mannes“ nie erwähnt wird.

Im Mittelpunkt von The Words steht das Thema des Gedankendiebstahls. Auf der Hand läge, dass der alte Mann Rory verklagen möchte, da dieser seine Lebensgeschichte fälschlicherweise als seine eigene ausgegeben hat. Jedoch geht es vielmehr um die menschliche Seite, um das Bedürfnis nach Absolution und um den quälenden Konflikt mit dem schlechten Gewissen. Jeremy Irons provoziert den Betrüger Bradley Cooper, warum er so naiv gewesen sei, dass der Diebstahl eines Lebens keinen Preis hätte. The Words zeigt auf mitfühlende Weise, wozu man bereit ist, wenn man Ruhm und Erfolg eine größere Bedeutung zuschreibt als Liebe und Familie.

Dadurch, dass die Story an sich schnell erzählt ist, hat der Film einige Längen. Aber es lohnt sich, sich auf die verstrickte Erzähltstruktur, die bis zum Ende immer komplexer wird, einzulassen. Zudem überzeugen Bradley Cooper, Jeremy Irons, Zoe Saldana und Dennis Quaid mit einer bewegenden schauspielerischen Leistung.

Fazit

Die ungewöhnliche Erzählweise macht The Words zu einem vielschichtigen Drama mit viel Handlungsfreiraum für den Zuschauer. Wenn man sich auf The Words einlässt, zeigt er mit überzeugenden Darstellern auf sehr menschliche Weise, wie geschriebene Wörter das Leben von Menschen retten, aber auch genauso gut für immer zerstören können.

23. Mai 2013, von Katharina 'Katharina S.' Späth