Preview (Kino): The Purge: Anarchy

#Überlebediesenacht. Mit diesem Hashtag bewirbt Universal den Nachfolger des 2013 erschienenen Psycho-Thrillers The Purge namens The Purge: Anarchy. Dieses Mal ist die Purge, also die Säuberung, jedoch nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Kernstück des Films. Ob es den Mannen um Regisseur James DeMonaco gelungen ist, einen ähnlich packenden Film wie den Ersten zu produzieren, konnten wir uns im Zuge eines Double Features bereits genauer ansehen.

Mittendrin statt nur dabei

Wir schreiben das Jahr 2023. Die Arbeitslosigkeit sowie die Kriminalitätsrate sind auf einem rekordverdächtigen Tiefstand in den USA. Verantwortlich dafür: Die alljährliche Purge-Night, in der den Bewohnern der USA für 12 Stunden ein Freifahrtsschein gegeben wird, was kriminelle Aktivitäten angeht. Doch nicht jeder ist von dieser Säuberung angetan, da diese ihr eigenes Leben entwickelt hat und soziale Missstände offenbart. Dementsprechend hat sich eine Anti-Purge Gruppierung gebildet, die unter der Leitung von Carmelo (Michael K. Williams) alles daran setzt, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Nichtsdestotrotz laufen die Vorbereitungen für die diesjährige Purge auf Hochtouren. Das Mutter-Tochter-Gespann Eva (Carmen Ejogo) und Cali (Zoë Soul) verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung, das ehemalige Liebespaar Shane (Zach Gilford) und Liz (Kiele Sanchez) versuchen noch schnell, in Sicherheit zu kommen, und Sergeant Leo Barnes (Frank Grillo) bereitet sich auf das Ende eines Kapitels vor. Durch eine Reihe von tragischen Zufällen kommt es dazu, dass sich die fünf Leute zu einer Gruppierung zusammenschließen, um die Nacht zu überleben.

Nachdem der erste The Purge die namensgebende Nacht, eher als ein Vehikel für einen grundsoliden Thriller mit Horror-Elementen nutzt, gibt es bei Anarchy sozusagen die volle Ladung Purge-Night. Eine sehr gute Entscheidung, da damit der Film nicht nur plot-, sondern auch genretechnisch sich vom ersten Teil abhebt und somit eine eigene Einheit im gleichen Universum bildet. Demnach ist es nicht nötig, den ersten Teil gesehen zu haben, um The Purge: Anarchy folgen zu können. Immer noch ein Thriller ist Anarchy deutlich actionlastiger, da man die Gruppe bei ihrem Versuch, irgendwie in Sicherheit zu kommen, beobachtet. Dies geschieht natürlich nicht, ohne dass sie in zahlreiche Shoot-Outs und andere prekäre Situationen kommen. Fügt man zu dem Ganzen noch eine Prise Regierungsmanipulation und sozialen Klassenkampf hinzu, so hat man eine sehr interessante und vielversprechende Mischung an der Hand. Zum Teil hält der Film auch, was er verspricht. Man fühlt mit der Gruppe mit und will, dass sie so schnell wie möglich in Sicherheit kommt. Gleichzeitig scoutet man beinahe schon selbst, wo die nächsten Gefahren lauern könnten, und würde am liebsten den Jungs und Mädels hin und wieder einen Tipp geben. Natürlich gibt es einige vorhersehbare Situationen, doch insgesamt ist der Überlebenskampf sehr ansprechend inszeniert. Leider macht man nicht mehr aus den Plotsträngen bzgl. der Anti-Purge-Bewegung und der Rolle der Regierung in dem ganzen Tohuwabohu. Hin und wieder bekommt man mal einen Einspieler von Carmelo zu Gesicht, in dem er gegen das Ganze wettert, aber bis auf einen kurzen Auftritt im letzten Drittel des Films bleibt es recht still um diesen Mann und seine Gruppierung. Von der titelgebenden Anarchie ist leider wenig zu spüren. Auch die Involvierung der amerikanischen Regierung in der Purge wird öfters angeteasert, letzten Endes aber auch nur gegen Ende kurz und unzureichend erläutert. Hier wäre noch sehr viel Potenzial vorhanden gewesen.

Charaktere aus der Stereotyp-Maschine

„Was brauchen wir für Typen, die damit die Leute nicht denken, wir würden es nur auf Effekthascherei absehen?“ - „Also einen Badass-Abräumer brauchen wir schon.“ Diesen findet man in diesem Film in Leo Barnes, gespielt von Frank Grillo. So ein Charakter muss nicht viel machen, außer grimmig dreingucken, bewaffnete Leute ohne Weiteres platt machen, und einfach allgemein ein Tough Guy sein. Das macht Grillo auch zur Perfektion. Sein Gesicht verzieht sich nur minimal, wenn er angeschossen wird, er lässt sich nicht in seine Pläne reinreden, und nimmt sofort die Rolle des erfahrenen Leaders der Gruppe an. Hier gibt es keinen Grund sich zu beschweren, beinahe perfekt besetzt. „Wir brauchen dann aber noch Leute, mit denen das Publikum sich identifizieren kann…“ - „Hmm… ich habs, Mutter und Tochter, die gegen ihren Willen in das Ganze hineingezogen werden“ - „Exzellent!“ In diesen Rollen finden sich Ejogo und Soul wieder. Oscars werden die beiden für ihre Darstellungen von Eva und Cali nicht bekommen, jedoch kann man sich auch hier nicht wirklich beschweren. Das zieht sich per se durch die ganze Cast. Die Charaktere sind alle ziemlich flach und durchlaufen, wenn überhaupt, nur minimale Entwicklungen. Das ist vielleicht nicht das Gelbe vom Ei, bei einem solchen Film, der mit dem permanenten Kampf ums Überleben wirbt und sich dementsprechend auf die omnipräsente Gefahr fokussiert, aber zu verschmerzen. Unfreiwillig komisch wirkt nur Michael K. Williams, der wohl für seine Rolle seinen inneren Samuel L. Jackson versucht hat, rauszuholen, was aber eher belustigend als Angst einflößend wirkt. Über die deutsche Synchronisation kann man sich auch nicht wirklich beschweren. Qualitätstechnisch ist diese natürlich weit entfernt von z. B. der Synchro von The Wolf of Wall Street, insgesamt aber solide.

Fazit

Es wäre unfair zu sagen, dass The Purge: Anarchy besser als sein Vorgänger ist. Es sind zwar beide Thriller, im Endeffekt sind die beiden Filme aber doch sehr unterschiedlich. Insgesamt ist Anarchy ein solider Action-Thriller, der sein Potenzial leider nicht vollends ausschöpft. Wer Langeweile und Lust auf Kino hat, kann sich den Film angucken, ohne es nachher zu bereuen.

30. Juli 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Universal Pictures

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THE PURGE: Anarchy

Kino

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Release24.07.2014
GenreAction Thriller
DistributorUniversal
Laufzeit1h 43m
DarstellerFrank Grillo Zach Gilford Kiele Sanchez Michael K. Williams
RegieJames DeMonaco
MusikNathan Whitehead

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