Feature | Die Fee

Im zauberhaften Kinomärchen DIE FEE (Kinostart 06.09.2012) zeigt das belgische Trio Dominique Abel, Fiona Gordon und Bruno Romy wieder sein ganzes Können als Komiker mit dem speziellen Sinn für gleichermaßen warmherzige wie verrückte Clownerei. Ein Hang zum Skurrilen und die augenzwinkernde Reflektion der harten Realität scheint belgischen Filmemachern im Blut zu liegen. Regelmäßig produziert das kleine Land Perlen des Independent-Kinos, die internationale Preise abräumen. Hier ein paar der schönsten Beispiele in unserer TOP 8.

  • LOFT – TÖDLICHE AFFÄREN – Seit Februar 2009 der erfolgreichste belgische Film aller Zeiten. Fünf Freunde teilen sich ein Apartment, um sich dort ungestört mit ihren jeweiligen Liebhaberinnen vergnügen zu können. Eines Tages wird die Leiche einer jungen Frau in der Wohnung gefunden. Die Männer verdächtigen sich gegenseitig, da nur sie einen Zugang zu den Räumlichkeiten haben. In Verhören mit der Polizei und Rückblenden erzählt der spannende Thriller die Geschichte des Verbrechens. Es wird klar, dass die fünf Männer sich gegenseitig bei weitem nicht so gut kennen, wie sie immer dachten.

  • TOTO DER HELD – Mit seinem Regiedebüt landete Jaco Van Dormael gleich einen Volltreffer: Seine Tragikomödie über verpasste Chancen erhielt auf den Filmfestspielen in Cannes sowohl die Caméra d’Or für den besten Nachwuchsregisseur wie auch den Preis des Publikums. Als vereinsamter alter Mann ist „Toto“ davon überzeugt, dass ihm sein ehemaliger Nachbar Alfred Kant alle Chancen im Leben raubte, nachdem sie (in seiner Phantasie) als Neugeborene im Krankenhaus vertauscht wurden. Während er ein langweiliges Leben als Landvermesser führte, schnappte sich Alfred auch noch Evelyn, Totos Traumfrau. Toto sinnt auf Rache.

  • DER JUNGE MIT DEM FAHRRAD – Eine Übersicht über belgische Filme kann nicht vollständig sein ohne ein Werk der Dardenne-Brüder Jean-Luc und Pierre. Ihre Filme erhielten zahlreiche Preise, DER JUNGE MIT DEM FAHRRAD holte den Großen Preis der Jury in Cannes und war für den Golden Globe nominiert. Der zwolfjährige Cyril möchte nach Jahren im Kinderheim endlich seinen Vater wiedersehen und kehrt an die alte Wohnung zurück. Doch der Vater wohnt dort nicht mehr, stattdessen nimmt die Besitzerin eines nahegelegenen Friseursalons Cyril bei sich auf. Das Zusammenleben mit dem Jungen gestaltet sich zunächst alles andere als einfach.

  • MANN BEISST HUND – In dieser bitterbösen Mediensatire im Gewand einer Mockumentary begleitet ein Filmteam den Serienmörder Ben bei seiner „Arbeit“. Die Journalisten werden nach und nach von Beobachtern zu Mittätern, helfen sogar bei der Beseitigung von Leichen. Selbst der Tod eines Teammitglieds hält sie nicht davon ab, weiter mitzumischen – für eine gute Story gehen sie buchstäblich über Leichen. Während der Originaltitel eigentlich übersetzt „Es geschah in Ihrer Nähe“ heißen würde, entschied sich der Verleih zu einem Bezug auf die „Man bites dog“-Regel im Journalismus: Wenn ein Hund einen Mann beißt, ist das keine Nachricht, weil das dauernd passiert. Andersrum aber eher selten, deswegen ist das eine News wert.

  • HASTA LA VISTA – Eine der vielen schrägen Geschichten, die auf einer wahren Begebenheit beruhen: Drei behinderte Mitt-Zwanziger aus Belgien leiden neben ihren Krankheiten vor allem darunter, dass sie alle noch nie Geschlechtsverkehr hatten. Um das zu ändern, planen sie eine Reise nach Nordspanien, um ein auf Behinderte spezialisiertes Bordell zu aufzusuchen. Das ganze Unternehmen wird als Wein-Tour getarnt, damit die übervorsichtigen Eltern ihre Genehmigung geben. Gemeinsam mit der Fahrerin Claude (die sie eigentlich aufgrund ihres Namens als Mann engagiert hatten) machen sie sich im Kleinbus auf den Weg. Ihre Krankheiten lassen ihnen nicht mehr viel Zeit.

  • JCVD – Belgiens früherer Action-Superstar Jean-Claude Van Damme ist in dieser Tragikomödie in einer ganz besonderen Rolle zu sehen: Er spielt sich selbst. Nach Jahren in Amerika kehrt Jean-Claude in seine Heimat Belgien zurück und sucht verzweifelt nach neuen Filmangeboten, um seine Geldprobleme zu lösen. Dann gerät er bei Besorgungen allerdings plötzlich mitten in einen Banküberfall und wird als Geisel genommen. Noch schlimmer: Die Polizei hält ihn für einen Mittäter, weil er die Verhandlungen für die Gangster führen muss. Die Situation scheint ausweglos. Van Damme erhielt für seine Schauspielerleistung in dieser selbstironischen Geschichte viel Lob.

  • KOKO FLANEL – Fast zwanzig Jahre lang hielt die Komödie von Stijn Coninx den Titel als erfogreichster belgischer Film. Auf dem Sterbebett droht der Vater von Placide Smellekens seinem Sohn damit, ihn als Geist heimzusuchen, falls er nicht bald eine Frau fürs Leben findet. Die Aufgabe erscheint zunächst kaum lösbar, bis Placide durch Zufall auf einem Werbeplakat landet und dadurch Sarah kennenlernt, die in einer Werbeagentur arbeitet. Er verliebt sich Hals über Kopf und setzt alles daran, Sarahs Herz zu gewinnen und den Nachstellungen seines toten Vaters zu entkommen. Sarah gibt ihm auch seinen neuen Spitznamen: Koko Flanel. In der Hauptrolle überzeugt der belgische Komiker, Comicautor und Sänger Urbanus.

  • DIE FEE - Dom ist Nachtwächter in einem Hotel. Eines Abends spaziert die eigenwillige Fiona herein, behauptet, sie sei eine Fee und gewährt ihm drei Wünsche. Zwei davon löst er ein und sie gehen sofort in Erfüllung. Als Fiona nach einer gemeinsamen Nacht verschwindet, setzt der Verliebte alles daran, sie wiederzufinden, und sein Leben nimmt einen absurden und abenteuerlichen Verlauf. Die Hauptdarsteller Dominique Abel und Fiona Gordon bilden als „Abel et Gordon“ schon seit vielen Jahren ein erfolgreiches Komik-Duo. Ihr Humor erinnert an die guten alten Zeiten des Stummfilms mit Buster Keaton, Charlie Chaplin oder auch die Werke von Jacques Tati.

8. September 2012, von Markus 'Markus S.' Schaffarz