Feature | Der Ton macht den Horror – So kitzeln die Sound-Designer von Horrorfilmen an deinen Nerven

Angespannt sitzt man im Kinosessel und weiß, dass bestimmt jeden Moment etwas Grauenhaftes passieren wird. Eigentlich kann man kaum hinsehen, doch trotzdem ist alles auch faszinierend. Warum setzen sich Menschen über 90 Minuten in einen dunklen Raum, um sich Angst einjagen zu lassen?
Wahrscheinlich liegt es daran, dass ein guter Horrorfilm in Sphären der Hormonausschüttung vorzudringen vermag, die kein anderes Filmgenre erreicht. Am 22. November startet SINISTER in den deutschen Kinos und hier wird der Zuschauer meisterhaft in die Welt des Schreckens entführt.

Dabei hilft neben den verstörenden Bildern auch ganz klar der vollendete Einsatz des Sounds. SINISTER verlässt sich dabei nicht nur auf laute Schock-Momente, sondern schafft eine Atmosphäre langanhaltender Anspannung. Doch welche Merkmale machen den Sound von Horrorfilmen besonders? Folgende Eigenheiten kann man immer wieder beobachten:

Man nehme tiefe und hohe Töne
Wenn es auf der Leinwand richtig abgeht, soll der Sound den Zuschauer möglichst mitten ins Geschehen verfrachten. Hierbei spielen sowohl besonders hohe als auch besonders tiefe Töne eine große Rolle. Das nächstliegende Beispiel für die Wirkung von schrillen Klängen ist die Duschszene aus „Psycho“. Da sorgen diese ultrahohen Geigen noch immer dafür, dass sich einem alles zusammenzieht. Wenn danach die tiefen Töne einsetzen, folgt dazu ein flaues Gefühl im Magen und letztendlich kommt man sich vor, als hätte man selbst geduscht.

Spannung auch mal abbauen
Kein Horrorfilm möchte den Adrenalin-Spiegel des Zuschauers über die komplette Laufzeit am Überschwappen halten. Daher bieten sie ihrem Publikum auch immer wieder kleine Nischen der akustischen Entspannung, wenn gerade eine brenzlige Situation überstanden wurde. So setzt die Musik in diesen Momenten entweder komplett aus oder kontert mit einem Song der im krassen Gegensatz zu den Szenen davor steht.

Angst durch Kinder-Melodien
SINISTER beweist wieder einmal, dass Kinder richtig gruselig sein können. Wahrscheinlich rührt ihr Gänsehautfaktor gerade aus ihrer Unschuld, denn diese lässt sie auch leichtgläubig, unberechenbar und empfänglich für das Böse erscheinen. Musikalische Untermalung mit Kinderliedanstrich kann deswegen auch viel Wirkung generieren. Gute Beispiele wäre die Spieluhrmelodie aus dem Klassiker „Das Omen“ oder der Abzählreim aus „A Nightmare on Elm Street“.

Höre, was du nicht siehst
In der Realität sind wir es gewohnt, dass wir die Dinge sehen können, die wir hören. Aber da im Horrorfilm ja meist ein gehöriger Schuss Paranormales zum Unterhaltungscocktail beigemischt wird, hört man hier häufig Dinge, deren Ursprung sich einem nicht erschließt. Eine Stimme, ein Geräusch oder ein Schrei aus dem Nichts lässt zuverlässig erschauern.

Zuschauer aufs Glatteis führen
Ein Klassiker im Horror-Sounddesign ist es, die Spannung nach allen Regeln der Kunst zum kochen zu bringen (unheimliche Geräusche, tiefe Bässe und hohe Frequenzen), nur um die Situation dann als harmlos zu entlarven. Doch als Zuschauer sollte man nicht den Fehler begehen, sich danach beruhigt zurückzulehnen, denn häufig wird man gerade dann vom nächsten Schock-Moment kalt erwischt.

Konditionierung des Publikums
SINISTER verknüpft das Grauen sehr geschickt mit einem bestimmten Geräusch. Immer wenn der durch Ethan Hawke verkörperte Hauptcharakter den unheimlichen alten Projektor anwirft, weiß man, dass gleich die Spannungsschraube wieder kräftig angezogen wird. So braucht es nicht lange, bis allein das charismatische Projektor-Rattern genügt, um die Handflächen anzufeuchten.

Jeder der nun neugierig ist und wissen will, wie gut SINISTER die Orgel des Grauens bedienen kann, sollte am 22. November ins Kino gehen und sich mal wieder gepflegt gruseln.

19. November 2012, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

SINISTER

Kino

Websitesinister-derfilm.de
Facebookfb/Sinister.Film
Release22.11.2012
GenreGrusel
Laufzeit1h 50m
DarstellerEthan Hawke Juliet Rylance Fred Dalton Thompson James Ransone
RegieScott Derrickson