Cyberkrieg: die Gefahren des digitalen Schlachtfelds

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist in vollem Gange. Cybersicherheitsexperten mahnen in Zuge dessen auch die kriegerische Cyberfront ganz genau im Auge zu behalten. Diese Front bildete sich lange vor dem Überschreiten der ukrainischen Grenze durch russische Truppen. Das virtuelle Schlachtfeld hat sich mit Beginn der Invasion zu einem ausgewachsenen Cyberkrieg entwickelt, den das Hacker-Kollektiv Anonymous gegenüber Russland erklärte.

„Als Reaktion auf die russischen Kriegshandlungen startete das Hacker-Kollektiv Anonymous eine Reihe von Angriffen gegen Russland, wobei die staatlichen Medien des Landes das Hauptziel sind. In diesem Cyberkrieg überfluten neue Arten von Schadsoftware beide Länder, wobei Tausende von Webseiten unter DDoS-Angriffen zusammenbrechen. Außerdem beflügelt der Konflikt auf beiden Seiten den sogenannten Hacktivismus“, sagt Daniel Markuson, Cybersicherheitsexperte bei NordVPN.

Die Methoden der Cyberkriegsführung
In den letzten zehn Jahren ist die Zeit, die Menschen online verbringen, drastisch gestiegen. Untersuchungen von NordVPN haben ergeben, dass die Deutschen fast 25 Jahre ihres Lebens online verbringen. Da unser Leben so sehr vom Internet abhängt, können Cyberkriege sehr realen Schaden anrichten. Hier einige Ziele, die „Online-Soldaten“ verfolgen:

  • Sabotage und Terrorismus

    • Viele Aktionen der Cyberkriegsführung zielen darauf ab, zu sabotieren und wahllos Schaden anzurichten. Sei es, um eine Webseite mit einer DDoS-Attacke offline zu schalten oder Webseiten mit politischen Botschaften zu überschwemmen - jedes Jahr starten Cyber-Terroristen zahlreiche solcher Aktionen. Ein Ereignis mit den größten Auswirkungen spielte sich in der Türkei ab, als es iranischen Hackern gelang, das Stromnetz für etwa zwölf Stunden lahmzulegen, wovon mehr als 40 Millionen Menschen betroffen waren.

  • Spionage

    • Cyberspionage findet zwar auch unter Unternehmen statt, wenn Wettbewerber um Patente und sensible Informationen konkurrieren, aber sie ist auch eine wichtige Strategie für Regierungen, die einen verdeckten Krieg führen. Chinesische Nachrichtendienste werden regelmäßig als Schuldige für solche Operationen genannt, obwohl sie diese Anschuldigungen stets abstreiten.

  • Ziviler Aktivismus (Hacktivismus)

    • Der wachsende Trend des Hacktivismus hat dazu geführt, dass sich zivile Cyberaktivisten gegen Regierungen und Behörden auf der ganzen Welt wenden. Ein Beispiel für Hacktivismus ist Anonymous, eine Gruppe, die sich bereits zu Angriffen auf Regierungsbehörden in den USA bekannt hat. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine erklärte Anonymous der russischen Regierung den Cyberkrieg, um die russischen Behörden lahmzulegen und russische Propaganda zu bekämpfen.

  • Propaganda und Desinformation

    • Im Jahr 2020 wurde festgestellt, dass 81 Länder eine Form der Manipulation sozialer Medien eingesetzt hatten. Diese Art der Manipulation wurde in der Regel von Regierungsbehörden, politischen Parteien oder einzelnen Politikern angeordnet. Solche Kampagnen, die größtenteils auf die Verbreitung von Fake News abzielen, verfolgten in der Regel drei Hauptziele: Ablenkung von wichtigen politischen Themen, verstärkte Polarisierung zwischen religiösen, politischen oder sozialen Gruppen und Unterdrückung grundlegender Menschenrechte wie dem Recht auf freie Meinungsäußerung oder Informationsfreiheit.

Die Zukunft des Cyberkriegs

„Regierungen, Unternehmen und die Öffentlichkeit müssen diese neue Art der Kriegsführung verstehen lernen und sich schützen, indem sie sich um ihre Cybersicherheit kümmern. Von den massiven Cyberangriffen im russisch-georgischen Krieg 2008 bis zu den Cyberangriffen in der Ukraine ist heute absehbar, dass in Zukunft die Schlacht ziviler und internationaler Konflikte verstärkt im Netz stattfinden wird“, sagt Daniel Markuson.

Markuson sagt zudem voraus, dass der Cyberkrieg in Zukunft ein noch wichtigerer Kriegsschauplatz für die globalen Supermächte werden wird. Er glaubt, dass sich Terrorzellen auf zivile und kritische Infrastrukturen konzentrieren werden: Terroristen wären dann noch schwerer zu belangen und könnten überall auf der Welt Anschläge verüben. Außerdem glaubt Markuson, dass der Aktivismus digitaler werden wird und es den Bürgerinnen und Bürgern auf diese Weise gelingen kann, Regierungen zur Rechenschaft zu ziehen.

Ein einzelner Mensch kann nicht viel tun, um in einen Cyberkrieg einzugreifen oder sich vor den Folgen zu schützen. Es ist wichtig, sich über die Zuverlässigkeit von Informationsquellen zu erkundigen und eine kritische Haltung gegenüber allem, was online geschieht, einzunehmen. Gerade bei Desinformationskampagnen ist das von Bedeutung.

2. April 2022, von Markus 'Markus S.' Schaffarz