Review (Xbox 360): Pro Evolution Soccer 13

Täglich grüßt das Murmeltier und jährlich der neue Teil der Pro Evolution Soccer Serie von Konami. In den letzten Jahren hinkte man dem großen Konkurrenten von EA Sports hinterher, doch dieses Jahr soll alles anders werden. Ob dies mit den neuen Gameplay-Features gelungen ist, schauen wir uns mal näher an.

Nachdem man Cristiano Ronaldo, der einen auf dem Startbildschirm begrüßt, per Knopfdruck zum Flüchten gebracht hat, kommt man in die, für alteingesessene PES-Fans, bekannten Menüs. Diese sind also immer noch alles andere als schön, aber funktionell, und mehr braucht man ja eigentlich nicht. Der Soundtrack jedoch ist sehr, sagen wir mal eigen. Man wird sehr oft mit einem „Nossa“ begrüßt (also „Ai Se Eu Te Pego“ von Michel Teló), woraufhin zumindest ich immer auf Durchzug stelle. Der Rest vom Soundtrack ist leider auch alles andere als überragend.

Bezüglich der Spielmodi lässt sich eine krasse Stagnation feststellen. Es gibt zwar viele Spielmodi, doch leider sind die meisten schon aus den Vorgängern bekannt. Wenn überhaupt wurden die Meister Liga, der Werde-zur-Legende-Modus, oder die Champions League / Copa Libertadores nur durch Kleinigkeiten erweitert. Die Online-Modi funktionieren auch wie gewohnt im Großen und Ganzen recht flüssig. Und der Editor wurde zwar um ein paar neue Jubelanimationen und andere Elemente erweitert, wurde aber doch insgesamt einfach recycled. Hier muss in den nächsten Jahren definitiv etwas passieren. Einen neuen Modus gibt es immerhin, und der ist auch mehr als nötig. Das Training wurde um das sogenannte „Grundlagentraining“ erweitert, in denen Neulingen als auch erfahrenen PES-Spielern die neuen Gameplay-Funktionen beigebracht werden wie z. B. das perfekte Annehmen eines Balles, oder die neue Manual Shot/Pass Funktion. Und das ist auch essenziell wichtig, da einige dieser Features wirklich den Ausgang eines Matches beeinflussen können.

Ein altbekanntes Problem gibt es auch wieder bei den Lizenzen, aber das sollte eigentlich mittlerweile allen, die sich auch nur annähernd für Fußballspiele interessieren, bekannt sein. EA Sports hat nun einmal die FIFA-Lizenz, sodass Konami mit allem arbeiten muss, was Sie bekommen. Und dies ist in diesem Jahr die französische Ligue 1, sowie die komplette spanische, niederländische, italienische und brasilianische Liga sowie einige einzeln lizenzierte Teams. Die einzigen deutschen Vertreter sind der FC Bayern München und der FC Schalke 04. 45 Stadien stehen zur Auswahl, darunter auch die Allianz Arena, leider aber nicht die Veltins Arena. In dieser Kategorie wird Pro Evolution Soccer wohl zwangsläufig ewig EA Sports hinterherlaufen.

Gameplay

Aber wie heißt es doch so schön: Was zählt is‘ aufm Platz. Und dort entfacht Pro Evolution Soccer 13 auch sein volles Potenzial. Selten habe ich ein Fußballspiel gespielt, was solch eine steile Lernkurve hat. Doch genau das ist das Motivierende. In jedem Spiel lernt man etwas Neues dazu, was einen hilft, seine zukünftigen Gegner alt aussehen zu lassen. Somit ist jede erfolgreiche Grätsche, jeder wunderschöne Pass in die Spitze und jedes Tor einfach eine Genugtuung, wie man sie selten spürt.
Das Abwehrsystem wurde überarbeitet, sodass es nun etwas an FIFA erinnert. Sprich, es kommt sehr auf das Timing der Grätschen an, ob man dem Gegenspieler den Ball abnimmt, ihn gnadenlos umhaut, oder man sogar getunnelt wird. An dieses System muss man sich erst gewöhnen, doch wenn man es beherrscht, fühlt sich das wie ein weiterer Sieg an. Doch nicht nur das Abwehrsystem an sich, sondern auch die KI der Verteidigung wurde überarbeitet, sodass die Gegenspieler die Passwege klüger zustellen, und somit auch mehr Pässe abfangen. Und das ist auch bitter nötig, denn im Gegenzug laufen sich die Stürmer auch viel besser frei, als das in vorigen Teilen der Fall war. Und sollten sie sich mal weigern zu laufen, kann man sie mit einem Druck auf den rechten Analogstick auch direkt dazu auffordern, sich freizulaufen. Somit kann man wunderbare Konter in die Wege leiten, verursacht aber leider auch genauso oft Abseitsstellungen.
Dank der neuen Dribbelsteuerung sind "1 vs. 1" Situationen auch taktischer geworden. Nun kann man willentlich den Gegenspieler tunneln, an ihm vorbeiziehen, oder ihn einfach aussteigen lassen. Das klappt natürlich besser mit einem technisch beschlagenen Spieler wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo. Ein Per Mertesacker würde große Schwierigkeiten haben, einen Gegenspieler zu tunneln. Andersherum ist es natürlich auch einfacher, mit einer Abwehrkante wie Mats Hummels einem Marko Arnautovic den Ball abzunehmen, als mit einem Mittelfeldspieler. Allgemein kommt das Gameplay recht realistisch rüber. Dazu trägt auch die beinahe freie Schuss- und Passwahl bei. Man kann lange, kurze oder hohe Pässe spielen, und diese dank der neuen manuellen Zielfunktion auch selbst ausrichten. Dies funktioniert natürlich auch bei Schüssen, bei denen man außerdem zwischen einem normalen Schuss, einem angeschnittenen oder einem Vollspannschuss auswählen kann. Ich persönlich habe jedoch nicht so oft von der manuellen Zielfunktion Gebrauch gemacht. Einen großen Schandfleck hat das Gameplay leider, und zwar die Torhüter. Diese befinden sich mal auf Weltklasse-Niveau, ein anderes Mal hat man den Eindruck, der käme von den Bambinis. Es gibt einfach viel zu oft Situationen, in denen man als Spieler denkt: „Was zur Hölle machst du denn da?!“ Ein Beispiel: Ich spiele mit Schalke gegen Paris St. Germain, welche einen Freistoß aus 30 Metern hatten. Diese schießt Ibrahimovic auf Lars Unnerstall, der die Flugkurve des Balls perfekt sehen kann, schlussendlich aber bei dem Versuch, den Ball wegzufausten, ca. 30 cm neben den Ball springt. Ich glaube ich muss nicht beschreiben, wie ich mich gefühlt habe…

Grafik

Grafisch ist das Spiel ein „hit or miss“. Die Animationen sind sehr flüssig und die Gesichter der Spieler sehr gut getroffen, und auch abseits des Platzes ist eine Menge los. Dort sieht man die Trainer wild gestikulieren, Kameramänner, die versuchen, das Spielgeschehen im Auge zu behalten und Ordner, die aufpassen, dass keine Flitzer den Platz betreten (was meiner Meinung nach aber mal ein tolles Feature wäre). Sobald die Spieler aber nicht starr in der Gegend rumgucken, sondern anfangen zu reden usw., sehen sie ein wenig leblos bis merkwürdig aus. Das fällt besonders bei den Zwischensequenzen, sprich den Jubelanimationen oder dem Einmarsch der Spieler auf das Feld auf. Als ich mit Deutschland im WM-Finale stand, war es zwar schön, das die Spieler die Nationalhymne mitsingen wollten (und zwar alle), doch leider sahen sie eher aus wie Fische, die nach Luft ringen. Und nach dem Sieg der Trophäe sah Manuel Neuer auch eher so aus, als wäre er fürs Jubeln bezahlt worden. Trotzdem ist Pro Evolution Soccer 13 immer noch ein recht ansehnliches Spiel.

Kommentatoren

Der Kommentar von Wolff-Christoph Fuss und Hansi Küpper ist dieses Mal leider sehr schlecht geworden. Sie sind zwar meistens auf der Höhe des Geschehens, doch ihre Sprüche wiederholen sich viel zu schnell. Man sollte doch heutzutage davon ausgehen können, dass man mindestens ein Spiel ohne einen wiederholten Kommentar auskommt. Das scheint aber bei Pro Evolution Soccer 13 nicht der Fall zu sein. Es kommt viel zu oft vor, dass die beiden die exakt gleichen Phrasen mindestens zwei Mal während eines Spiels von sich geben. Einfach nur eine Enttäuschung. Aber man kann den Kommentar ja abstellen. Doch die dann zu erwartende Stadionatmosphäre will auch nicht so recht aufkommen. Die Sprechchöre sind dafür einfach insgesamt zu generisch. Eine weitere Baustelle für Konami.

Fazit

Man sollte die Fehler von Pro Evolution Soccer 2013 nicht schönreden, doch jeder Fußballfan sollte aufgrund des großartigen Gameplays über die fehlenden Lizenzen und die Stagnation der Spielmodi hinwegsehen können. Denn es ist einfach ein sehr gutes Fußballspiel mit einem sehr hohen Suchtfaktor. Somit hat sich PES dieses Jahr bezüglich des Gameplays mindestens ganz eng an FIFA positioniert, wenn nicht sogar überholt. Die Mission für die nächsten Jahre: Gameplay weiter auf dem Level halten, und die Modi, den Sound, die Grafik, und die allgemeine Präsentation dem Gameplay anpassen.

29. Oktober 2012, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Pro Evolution Soccer 2013

GenreSport Fußball
Publisherak tronic
Websitekonami-pes2013.com
Facebookfb/PES
Release15.08.2013
DistributorKonami
EAN4012927037133