Review (PC): Patrizier IV

"Patrizier IV – Segel setzen! Kurs lautet: „Tolle Wirtschaftssimulation"" - Klassiker erwacht zu neuem Leben.

Bei Patrizier IV, einer Fortsetzung der historischen WiSim- Reihe mit Tiefgang aus dem Hause Gaming Minds, darf man in die Fußstapfen seines Vaters treten und übernimmt die Rolle eines Händlers im nordeuropäischen Seeraum des..."

...Spätmittelalters mitten in der Blütezeit der Hanse. Das Ziel ist es natürlich, zum erfolgreichsten und womöglich einflussreichsten Mitglied der Hanse aufzusteigen und auch die Position des Vorsitz der Hansegilde zu besetzen.

Während man zunächst in der Hansestadt Lübeck als kleiner Händler startet und noch eine eigene Produktion von Gütern aufbauen, mit einfacheren Waren handeln und Handelsflotten errichten muss, so gewinnt man im Laufe des Spiels immer mehr politischen Einfluss und gründet auch neue Städte, die sich dann nicht willkürlich anordnen, sondern nach historischem Vorbild von Städten aus selbiger Epoche vom Stadtkern aus ausbreiten. Je näher Wohnhäuser dem Zentrum einer Stadt und dem Marktplatz ist, desto wohlhabender sind die Bewohner.

Für "Patrizier IV" wurde ein dynamisches Wirtschaftssystem entworfen, so dass beim Einkauf größerer Mengen auch der Preis ansteigt, da das Gut dort langsam knapp wird. Bei einer Lieferung derselben Ressource in größeren Mengen an einen Handelsplatz, fällt der Preis drastisch nach unten. Jede Stadt produziert ab Spielbeginn bestimmte Waren, leidet aber gleichzeitig Mangel an anderen. Lübeck kann mit Eisenwaren dienen, muss Fleisch aber teuer importieren.

Außerdem ist die hübsch gestaltete Nordeuropakarte, auf der Sie Ihre Geschäfte tätigen, in acht große Regionen eingeteilt, in denen jeweils ein spezielles Gut produziert wird, das in den anderen Bereichen gar nicht herstellbar ist. Deutschland bietet Bier an, Russland glänzt mit dicken Fellmänteln. Durch die Handelstätigkeit erlangt man in jeder Stadt einige Bekanntheit. Bei der Anlieferung von Waren, die in der Siedlung zuvor nicht vorhanden waren, steigt das Ansehen.

Später können ab einem gewissen Bekanntheitsgrad im Gildenhaus neue Rechte hinzugekauft werden, so dass in jeder Stadt, in der man einen Kontor besitzt, Gebäude gebaut oder regionale Waren produziert werden können. Zudem können nicht nur Wirtschaftsgebäude, sondern auch Brunnen, Plätze und Wohnhäuser für die Bürger gebaut werden. So kommt auch ein wenig „Anno- Feeling"" auf :-)

Im Hinterland jeder Stadt sitzt ein Landesherr, welcher ab und zu Forderungen stellt. Wenn diese nicht erfüllt werden, so wird dieser mit einer Armee antanzen, um einem den Stadtsäckel zu plündern.....zum Glück kann man gewisse Vorkehrungen treffen und Geschütztürme zur Verteidigung aufstellen ;-) Der Einfluss auf die Kämpfe bleibt aber sonst sehr dünn.

Man findet sich nach ein wenig Anlaufzeit schnell in das Spielsystem ein und schnell hat man ein funktionierendes Handelsnetz - die Kampagne ist daher oft ein wenig simpel. Durch die frei wählbaren Schwierigkeitsgrade kommt bei dem Spiel dennoch keine Langeweile auf und man wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wie z.B. Hungersnöte seiner Bürger, Dürren, zugefrorene Häfen, Seuchen, Stürme oder man muss sich in den verschiedenen Schwierigkeitsgraden gegen die harte Konkurrenz durchsetzen, die mit wirtschaftlichem Wettbewerb wie Preiskämpfen aber auch mit unlauteren Mitteln wie Sabotage und Schlachten auf hoher See bekämpft werden muss.

Bei letzteren hat man sogar die Wahl, ob man sich gegen die auflauernden Freibeutern zur Wehr setzt oder selbst auf dessen Seite stellt und Piraterie betreibt. Die Handelsrouten können dank Drag & Drop- Verfahren sehr viel komfortabler gestaltet werden. Auch die Automatisierung von Ein- und Verkäufen durch Verwalter erleichtert oftmals den Spielfluss; ebenso die automatisierte Ausrichtung der Gebäude beim Platzieren und das automatische Anlegen von Straßen.

Zu bemängeln sind lediglich einige kleine Details wie z.B. die Tatsache, dass die Geschwindigkeit nicht geändert werden kann, während ein Menü geöffnet ist. Leider ist Patrizier IV ein reines Singleplayer- Spiel; ein Wettstreit mit seinen Freunden um den Vorsitz der Hanse bleibt daher aus.

Das Spiel besticht aber von Anfang an durch seine detailierte, ansehnliche Grafik. Gebäude wie auch Transportmittel sind ansprechend und glaubwürdig gestaltet, Wettereffekte wie Schnee und Regen legen sich wunderbar animiert über das Land. Die Übersichtskarte glänzt zwar mit einem gewissen „Retro- Charme", genügt aber auch modernen Ansprüchen. Zudem erscheinen in der oberen linken Bildschirmecke für besondere Ereignisse kleinere Videosequenzen, die das Geschehen auflockern und die Atmosphäre weiterhin untermalen und bereichern.

Insgesamt ist "Patrizier IV" von Kalypso, bis auf einige kleine Mängel, ein doch sehr gelungenes Wirtschaftsspiel mit netter Grafik, einem ausgeklügelten Handelssystem und wunderbar historischem Touch. Wer sich allerdings mit seinen Freunden messen will, muss auf andere Spieletitel zurückgreifen oder auf eventuelle Verbesserungen in Patchs oder Add- Ons warten."

1. Oktober 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß

Patrizier IV

PC Spiel

GenreManagement
PublisherKalypso Media ak tronic
Release15.01.2014
DistributorUbisoft
EAN4260089412651