Review (Kino): Jack Reacher

Mit Jack Reacher kam diese Woche ein weiterer Tom Cruise-Actionfilm in die Kinos, bei dem der Schauspieler auch wieder als Produzent fungierte. Es handelt sich um eine Adaption von Lee Childs Roman Sniper aus dem Jahr 2005, das zu den seit 1997 geschriebenen 17 Büchern über seine Figur des Ex-Militär-Ermittlers Jack Reacher gehört. Tom Cruise ist zwar keine 1,96 m groß wie sein Vorbild Reacher und sieht ihm auch kaum ähnlich, aber dessen Körperkraft und Ethos bringt er laut Lee Child dennoch auf die Leinwand.

Der vermeintliche Scharfschütze James Barr (Joseph Sikora), der für den Tod an fünf Zivilisten verantwortlich gemacht wird, wird schnell von dem Polizisten Emerson (David Oyelowo) und dem Staatsanwalt Alex Rodin (Richard Jenkins) verhaftet. Alle Beweise sprechen gegen ihn. Während der Vernehmung schreibt er lediglich auf einen Zettel, dass er den ehemaligen Militärpolizisten Jack Reacher sehen möchte. Ohne ein weiteres Wort sagen zu können, wird er ins Koma geprügelt. Reacher gilt inzwischen als Geist, bis dieser bei Emerson auftaucht. Jedoch stellt sich heraus, dass er noch eine offene Rechnung mit Barr hat und ihm deshalb nicht entlasten möchte. Dennoch stellt sich Reacher die Frage, warum ein so hochqualifizierter Soldat wie Barr eine so stichhaltige Beweislage hinterlassen konnte ...

Ungewöhnlich an der Inszenierung des Protagonisten ist, dass Jack Reacher erst in den Plot eingeführt wird, als die Handlung schon längst am Laufen ist. Dadurch, dass zuerst ehrfürchtig von ihm gesprochen wird, als einer, den man nicht finden kann, wenn dieser es nicht möchte, erscheint er wie ein Mythos, der plötzlich in der Tür des Polizisten auftaucht.

Ein weiteres ungewöhnliches Stilmittel bei Jack Reacher ist das des unzuverlässigen Erzählens, das auch bei der Erfolgsserie Mission: Impossible gerne verwendet wird: Die Figuren um den IMF-Agenten Ethan Hunt reißen in unerwarteten Situationen Masken von ihren Gesichtern und geben damit zu erkennen, dass sie nicht die Personen sind, die sie vorgaben, zu sein. Somit wurde der Zuschauer getäuscht, die Kamera hat also nicht „zuverlässig“ erzählt. Auf dieses Stilmittel wird auch in Jack Reacher zurückgegriffen, indem man zwei mögliche Attentäter gezeigt bekommt und erst mit Jacks Nachforschungen nach und nach klar wird, wer der eigentliche Scharfschütze ist.

Reachers Alleingang gegen das Böse erinnert stark an die Rolle von Ethan Hunt in den Mission: Impossible-Filmen. Beide sind die typischen Actionfiguren, die selbst nach dem schwersten Autounfall noch weiterrennen können. Ein großer Unterschied besteht jedoch in ihrer Moral. Jack Reacher handelt auch aus Rache und er schert sich nicht darum, was andere von ihm halten. Dies entspricht der Romanvorlage und lässt seine Emotionen menschlicher erscheinen. Weitaus tiefgründiger sind Tom Cruise' schauspielerische Leistungen jedoch in Filmen wie Rain Main (1988), Vanilla Sky (2001), Minority Report (2002), oder in The Last Samurai (2003). Die Figur des Jack Reacher ist hier vielmehr eine Überzeichnung des scheinbar unzerstörbaren coolen Draufgängers, der so viel Charme zu versprühen scheint, dass er von jeder Frau im Film bewundert wird.

Unglaubliche Autoverfolgungen durch die Innenstadt von Pittsburgh, wo die Geschichte spielt, machen den Film zu einem klassischen Thriller. Der Oscar-nominierte Kameramann Caleb Deschanel inspirierte sich bei seiner Arbeit von legendären Thrillern wie The Taking Of Pelham One Two Three (1974). Jack Reacher ist zudem wie die Thriller aus den Sechziger- und Siebzigerjahren im anamorphen Breitbildformat gedreht.

In Nebenrollen glänzen vor allem Robert Duvall, der bereits vor 22 Jahren mit Tom Cruise in The Days of Thunder zusammenarbeitete, Richard Jenkins, Werner Herzog und Rosamund Pike, die Reachers Verbündete Helen Rodin mimt.

Der Oscar-prämierte Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie (Die üblichen Verdächtigen, 1994), aus dessen Feder unter anderem auch das Drehbuch von The Tourist (2010) stammt, arbeitete bereits in Operation Wallküre (2008) mit Tom Cruise zusammen. Medienberichten zufolge sei er auch im Gespräch an Mission: Impossible 5 oder Top Gun 2 mitzuwirken.

Fazit

Jack Reacher ist ein spannender Actionthriller, der auf rasantes Tempo und viele spektakuläre Stunts setzt und leider nicht auf tiefgründige Figuren. Aber der Jack Reacher-Vorlage wird Tom Cruise' Darbietung laut Lee Child mehr als gerecht.

5. Januar 2013, von Katharina 'Katharina S.' Späth

JACK REACHER

Kino

Websitejackreacher.de
Release03.01.2013
GenreAction Thriller
DistributorParamount
Laufzeit2h 10m
DarstellerTom Cruise ROSAMUND PIKE Robert Duvall Richard Jenkins Werner Herzog David Oyelowo
RegieChristopher McQuarrie