Review (DVD): Looper

Mit Looper zeigt Regisseur Rian Johnson eine düstere Zukunftsvision, in der Menschen, die entsorgt werden sollen, in die Vergangenheit geschickt werden, um dort von bereits wartenden Auftragskillern ermordet zu werden. Doch was passiert, wenn das ältere Ich eines Killers zurückgeschickt wird, um von seinem jüngeren Ich erschossen zu werden?

Im Jahr 2044 arbeitet Joe (Joseph Gordon-Levitt) als Auftragsmörder, als ein sogenannter „looper“. Da im Jahr 2074 das Beseitigen von Leichen fast unmöglich ist und die Zeitreise bereits erfunden wurde, werden Menschen 30 Jahre zurückgeschickt an einen Ort, an dem bereits ein Mörder mit gezogener Waffe auf diesen wartet, um abzudrücken. Dabei bekommen die Attentäter nie das Gesicht der Opfer zu sehen, weil die Zeitreisenden stets mit einem weißen Sack über dem Kopf verhüllt werden. Wenn der „loop“ (deutsch: Kreislauf) geschlossen werden soll, dann bekommt der Attentäter sein 30 Jahre älteres Ich verhüllt geschickt, um es zu töten. Von dort an weiß dieser, dass er nur noch 30 Jahre zum Leben hat. Doch als Joe von seinem älteren Ich (Bruce Willis) überwältigt wird, muss er ihn finden und töten, bevor er selbst von anderen Auftragskillern des Systems getötet wird…

Joseph Gordon-Levitt kennt der ein oder andere noch aus der Teenager-Komödie 10 Dinge, die ich an Dir hasse (1999), in der er den verunsicherten Cameron spielt, der sich nicht traut, seine Traumfrau anzusprechen. Die Rolle des schüchternen und strahlenden Sonnyboys spielt Gordon-Levitt auf eine liebenswürdige Art und Weise. In Inception (2010) und The Dark Knight Rises (2012) zeigt er sich endlich als Erwachsener, jedoch vorerst nur in Nebenrollen. In Looper übernimmt er den Part des Protagonisten und zeigt, dass er diese durchaus tragen kann. Mit überzeugender schauspielerischer Leistung mimt er den skrupellosen Auftragskiller Joe. Für die Rolle verbrachte Gordon-Levitt jeden Morgen drei Stunden in der Maske, damit dort Ähnlichkeiten mit Bruce Willis, seinem älteren Ich, geschaffen werden konnten. Auch die Gestik und Mimik von Willis studierte der junge Schauspieler im Voraus. Das Ergebnis lässt sich gut sehen.

Bereits die Anfangsszene zeigt dem Zuschauer unmissverständlich, was ihn die nächsten zwei Stunden erwartet: ein kühler und düsterer Science-Fiction-Thriller. Joe ist derjenige, der dem Zuschauer als Erzähler mit eintöniger Stimme aus dem Off erklärt, wie das mit den Zeitreisen und Auftragsmördern (den „Looper“) funktioniert. Auch gibt er dem Zuschauer Einblicke in seine Gedanken, bis sein älteres Ich auftaucht.

Ein Zeitraffer zu Beginn des Films von mehreren Ermordungen von Zeitreisenden und dem Aufstapeln von Goldbarren macht deutlich, dass es für Joe ein Geschäft ist, das schnell und sauber erledigt wird, ohne Fragen zu stellen. Schnelle Schnitte und unerwartete Soundeffekte sorgen für den einen oder anderen Schreckmoment. Graue und matte Farben verdeutlichen die triste und düstere Grundstimmung des Filmes. Dagegen erscheint die Frau, in die sich der ältere Joe verliebt, in ihrem leuchtend grünen Kleid wie die personifizierte Hoffnung, die Joe zu einem ruhigeren und friedlichen Leben im Alter verhilft.

Die erste Hälfte des Films erklärt das Geschäft der „Looper“ in kühlen Bildern auf rasante und schonungslose Weise. In der zweiten Hälfte geht es um die Wurzeln des Ermordungsgeschäfts der Zukunft. Mit langsamerem Erzähltempo, wärmeren Farben und einer Farm als Set liegt nun die Konzentration auf dem Zwischenmenschlichen. Es werden höchst moralische Fragen gestellt und wozu man bereit ist, wenn man einen geliebten Menschen vor dem Sterben retten will. Es entsteht eine Art Sog, der den Zuschauer immer tiefer in die Geschichte hineinzieht. Das Ende des Films erwischt den Rezipienten schließlich mit einer unerwarteten Intensität und Härte.

Wie Looper beschäftigt sich auch Butterfly Effect (2004) von Eric Bress und J. Mackye Gruber mit dem Thema der Zeitreise und der Konsequenzen auf die Zukunft, wenn man in der Vergangenheit etwas ändert. Butterfly Effect zeigt im Vergleich zu Looper dem Zuschauer in Zeitraffern, wie die Erinnerungen des Protagonisten Evan modifiziert werden, weil er in die Vergangenheit zurückreist und das Geschehen dort bewusst verändert. In Looper werden den Zuschauern jedoch keine Zeitraffer über abgewandelte Handlungen gezeigt, sondern es liegt bei den Zuschauern, das Geschehen selbst zu rekonstruieren. Und darin liegt der Kniff in Looper.

Auch wenn Looper nach der ersten Hälfte etwas an Tempo verliert, sollte der Zuschauer von der ersten Minute an aufmerksam die Geschichte verfolgen, um bei der komplexen Inszenierung der Zeitreisen nicht den Faden zu verlieren. Bruce Willis sagt in einem Gespräch mit seinem jüngeren Ich, dass sie nicht anfangen sollten, über Zeitreisen zu sprechen, denn dann würden sie nicht mehr aufhören, darüber zu diskutieren und am Ende Diagramme aus Streichhölzern legen. Der ein oder andere Zuschauer wird nach diesem Film erst mal zu Streichhölzern greifen müssen…

Wer Lust auf 20 zusätzliche, ungezeigte Minuten hat, sollte sich die DVD kaufen. Ebenso beinhaltet sie ein umfassendes Making-Of über die Entstehungsgeschichte von Looper und des Scores.

Fazit

Looper ist ein cleverer und bis zur letzten Minute durchdachter Science-Fiction-Thriller, der den Zuschauer mit seiner scheinbar simplen Story aber kniffligen Inszenierung auf Trapp hält und mit seiner Intensität kalt erwischt.

30. März 2013, von Katharina 'Katharina S.' Späth

Looper

DVD

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Release21.02.2013
GenreScience Fiction Thriller
Laufzeit1h 59m
DarstellerJoseph Gordon-Levitt Bruce Willis Emily Blunt Paul Dano
RegieRian Johnson