Review (Blu-Ray): WWE - Goldberg: The Ultimate Collection

Viele Wrestling-Fans denken heute noch wehmütig an die Ära des Monday Night Wars zurück, als Ende der 90er die beiden großen Platzhirschen des Sports Entertainments, die WWF/E und der von Ted Turner finanzierte Emporkömmling WCW mit ihren Flagschiff-Shows Monday Night Raw (WWE) bzw. Monday Nitro (WCW) direkt gegeneinander liefen und zumindest den US-Fan, in einer Zeit vor digitalen Videorekordern und Streams, dazu zwangen, sich für eine Seite zu entscheiden - WWF/E- oder WCW-Fan zu sein war eine existentielle Entscheidung ...

Während die WWF unter dem Druck der Einschaltquoten die „Attitude Era“ mit neuen Stars wie The Rock oder Steve Austin einläutete, verließ man sich bei der WCW überwiegend auf von der direkten Konkurrenz abgeworbene etablierte Namen und die Zugkraft des revolutionären (und bis auf den letzten Tropfen ausgelutschten) „New World Order“-Angles, in dem sich WCW-Urgesteine wie Sting und Ric Flair mit den importierten Ex-WWF-Leuten wie Kevin Nash, Scott Hall und natürlich „Hollywood“ Hulk Hogan balgten. Erfolgreiche Eigengewächse waren die Sache der WCW nicht - mit einer Ausnahme: Bill Goldberg.

Als absolut unbeschriebenes Blatt trat Goldberg, ein mittelmäßig erfolgreicher Football-Profi, dessen Karriere verletzungsbedingt abgekürzt wurde, eines schönen Montags in den Ring - und die WCW machte ausnahmsweise mal alles richtig. Anstatt, wie’s üblich ist, einen neuen Star mit Video-Packages und wochenlangen Jobber-Kämpfen einzuführen, wurde Goldberg ohne jegliche Fanfare gegen einen etablierten Midcard-Act, Hugh Morrus (wofür die WCW leider auch berühmt war, waren ihre dämlichen Wortspiele), gesetzt und durfte selbigen in Windeseile aufs Kreuz legen - ein völlig unerwarteter Ausgang und Startschuss zu einer Siegesserie sondergleichen, die folgerichtig im Duell um die WCW-Weltmeisterschaft gegen Hulk Hogan vor 40.000 ekstatischen Fans im Georgia Dome kulminierte.

Das Geheimnis des Goldberg-Erfolges war ganz einfach. Dieser Mann brauchte kein Gimmick, keinen Comic-Charakter, keine großartigen Promo-Skills - er war einfach dieser große, intensive, furchteinflößende Kerl, der dich im Ring fertig machen wollte, vor niemandem zurückschreckte und jede Herausforderung annahm. Das machte ihn zur idealen Gallionsfigur im ewigen Kampf der WCW-Loyalisten gegen die NWO. Goldberg war keiner, der 5-Sterne-Matches zelebrieren und den man in 60-Minuten-Showcases schicken konnte, aber mit seinem aufregenden Einlauf (dem Bad in den Funken der Pyros), dem beeindruckenden Power-Stil, einem Moveset, das er stets vorsichtig erweiterte und von Anfang an mit heute zeitgemäßen Pseudo-MMA-Aufgabegriffen garnierte und der verwüstenden Spear-/Jackhammer-Finishing-Combo konnte er gegen jeden Gegner gut aussehen. Goldberg blieb der WCW bis zu ihrem traurigen Ende treu - erst zwei Jahre, nachdem die WWE die Konkurrenz aufkaufen konnte, schloss er noch einen Run in der WWE an.

Es hat ein wenig gedauert, bis die WWE Goldberg mit einer Karriere-Retrospektive würdigte, aber nun liegt die „Ultimate Collection“ auf zwei Blu-Rays vor. Disc 1 zeichnet Goldbergs WCW-Karriere von seinem ersten Match gegen Hugh Morrus, seinen ersten Titelgewinn gegen Raven, das legendäre Hogan-Match und weitere Marquee-Kämpfe gegen Sting, Kevin Nash, Ric Flair oder Diamond Dallas Page nach, wobei auch historisch weniger bedeutende Matches (ein Handicap-Match gegen Kronik und ein Tag-Team-Match, in dem Goldberg mit seinem Trainer Dewayne Bruce gegen Lex Luger und Buff Bagwell antritt) zum Zuge kommen.

Disc 2 befasst sich mit Goldbergs WWE-Run, der gleich mit einem Match gegen The Rock begann, ehe sich eine lange und hier gut dokumentierte Fehde mit Triple H anschloss. Kudos an die WWE, dass sie auch Goldbergs letztes Match, seinen Wrestlemania-Auftritt gegen Brock Lesnar, nicht übersieht (ein Match, das von den Fans mit Verachtung gestraft wurde, weil bereits vor der Veranstaltung bekannt war, dass beide Wrestler die WWE verlassen würden). Im exklusiven Blu-Ray-Bonus-Material finden sich einige weitere WCW-Matches (u.a. das historisch signifikante Match gegen Bret Hart, in dem Bret Hart eine zunächst undiagnostizierte Gehirnerschütterung erlitt, die zu seinem frühzeitigen Karriereende führte) und ein WWE-Match gegen Shawn Michaels.

Die Bildqualität ist, wie man es von der WWE und ihrer Library erwarten kann, ausgezeichnet. Neben dem englischen Originalkommentar kann man natürlich auch deutschen (und französischen) Kommentar wählen. Untertitel gibt’s allerdings nur auf Englisch. Leider handelt es sich um eine reine Match-Collection ohne biographisches Documentary oder Interviews.

Fazit

Goldbergs Matches mögen nicht für den Wrestling-Fan geschaffen sein, der Arien über die Flair-/Steamboat-Trilogie singt oder eingetragenes Ehrenmitglied im Daniel-Bryan-Fanclub ist, aber es ist verdammt schwer, sich Goldbergs nicht wegzudiskutierendes Charisma und seiner Intensität im Ring zu entziehen - die acht Stunden geballte Power von GOLDBERG - THE ULTIMATE COLLECTION können einen noch rückwirkend zum Goldberg-Fan mutieren lassen. Dicke Empfehlung!

(Anmerkung der Redaktion: Diese Review hat Wrestling-Experte Markus Risser von Badmovies.de für uns erstellt - wir danken!)

21. März 2014, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß

Quelle: Markus Risser für GamesUnit.de

WWE - Goldberg: The Ultimate Collection (2 Discs)

Blu-ray Disc

Release31.01.2014
GenreSport Wrestling
DistributorWVG Medien
DarstellerGoldberg Triple H Hulk Hogan Kevin Nash