Von Radfahrern, ungeschehenen Morden und einem Radiomann unterwegs…

zu Pfingsten empfehlen wir Ihnen natürlich auch den Besuch in Deutschlands Krimihauptstadt Hillesheim und der an literarischen Mord & Totschlag so reichen Vulkaneifel. Ein SWR1-Redakteur kam deshalb Anfang der Woche sogar per Fahrrad in die Region. Was er erlebte, und auch Folgen hat, lesen Sie hier...

„Aber wie kommt die Radspeiche in die Brust?“

Ein SWR-Redakteur besucht die Eifel, wundert sich und bringt Jacques Berndorf auf kriminelle Ideen

Schön ist es in der Eifel, ganz besonders schön in der Vulkaneifel, und am allerschönsten natürlich rund um das Hillesheimer Kriminalhaus, in dem auch der KBV-Verlag seinen Sitz hat. Bei so viel Schönheit mochte sich auch SWR1-Redakteur Steffen Sturn nicht lumpen lassen: Etappe 12 seiner auf rund 1000 Kilometer geplanten Radl-Tour durchs rheinland-pfälzische Sendegebiet des SWR führte ihn am vergangenen Montag auch in die idyllische, von erloschenen Vulkanen geprägte und von Holländern auf der Suche nach Zweitwohnungssitzen überflutete Region rund um „Deutschlands Krimihauptstadt“.

Dort traf er, wie es der Zufall und wochenlange Planung so wollten, zunächst auf Krimiautor und Verleger Ralf Kramp, der Sturn, nachdem er den Radiomann mit dem KBV-Messer wirkungsvoll aufs Eifelkrimi-Genre eingestimmt hatte, gleich die alles entscheidende Frage beantwortete: Warum nur gibt es so viel literarischen Mord & Totschlag gerade hier in der Vulkaneifel? „Die friedvolle Eifel-Landschaft bietet genau das Setting“, so Kramp, „wir mögen den Kontrast. Das ist das, was wir brauchen“.

Sturn, es wird an den Tagen alleine auf dem Rad durch Natur und Dörfer des ländlich strukturierten Sendegebietes gelegen haben, war das aber nicht genug. Er wolle jetzt noch wissen, warum es bislang keinen Eifelkrimi mit einem Radfahrer – egal ob als Opfer oder Täter – gegeben habe. Da hat der Mann nicht ganz Unrecht. Gemordet haben in den Büchern von Ralf Kramp oder Jacques Berndorf schon Banker, Auftragskiller, Golfer, Bauern, Hausfrauen oder Fleischerei-Fachverkäuferinnen – doch ein Radfahrer, Mountainbiker, Radwanderer? Bislang Fehlanzeige. Unverständlich für den SWR-Zweiradexperten und bekennenden Eifelkrimifan, schließlich sei seinesgleichen ja nun in geradezu typischer Umgebung für eine literarische Gewalttat unterwegs: einsame Eifelhöhen, stille Täler, Tunnels… „Danke für den Hinweis“, so Kramp nachdenklich und gab Sturn noch mit auf den Weg, dass er nun Hillesheim hinter sich lasse und, „danach wird alles wieder ganz einfach.“

Einfacher je nach Streckenführung, aber für den SWR-Radler noch nicht weniger kriminell, denn wenige Kilometer weiter traf er auf Jacques Berndorf (Michael Preute), dem Zufall und wochenlanger Vorbereitung sei‘s geschuldet. Für Sturn, offensichtlich Opfer einer fixen Idee geworden, wieder Grund genug, auch den „Eifelkrimi-Guru“ (DIE ZEIT) auf bislang Versäumtes in Sachen Radfahrer als Täter oder Mordopfer in einem der Regionalkrimis hinzuweisen. Sein Vorschlag: Ein Radfahrer wird tot aufgefunden, ermordet mit einer Radspeiche, die noch in seiner Brust steckt. Da kam er gerade an den Richtigen: „Dann ergibt sich allerdings die technische Frage, wie kommt die Radspeiche in die Brust“, konterte Berndorf trocken.

Um nach kurzem Nachdenken zuzugeben: „Das wird gehen.“ Ja, auch ein Kurier, die Radtaschen voller Schwarzgeld, aufgrund der geografischen Nähe der Vulkaneifel zu Luxemburg plausibel, das sei denkbar, stimmte der Krimiautor dem Radio-Radler zu. Und ließ sich dann dazu hinreißen: „Ich verspreche Ihnen, ich lasse einen Radfahrer im nächsten Eifelkrimi auftreten!“

Und der erscheint rechtzeitig zu Weihnachten! Sturn machte sich dann davon in Richtung Mayschoss an der Ahr. Dort erwartete ihn weniger mörderisches, dafür aber mehr sinnliches am Stammsitz unter anderem der ältesten Winzergenossenschaft Deutschlands.

25. Mai 2012, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

Steffen Sturm (Mitte) überlebte die „Messerattacke“ von KBV-Verleger Ralf Kramp und Monika Kramp vor dem Kriminalhaus in Hillesheim. Die „Tatwaffe“ war allerdings auch nur das KBV-Lesezeichen…