Terminator Genisys

"Time Travel makes my head hurt" - Kyle Reese

Man kann Kyle Reese ja schon irgendwie verstehen. Dieses ganze System hinter den Zeitsprüngen und der sich immer wieder veränderten Realität, wer mag da noch hinterher gekommen. Das Terminator Universium hat es mittlerweile auf 4 Filme und eine Fernsehserie gebracht. Man hat 2 verschiedene Sarah Connors, 3 verschiedene Kyle Reese und 3-4 John Connors gesehen. Es gab verschiedene Zeitsprünge und angepasste Realitäten. Und nun bekommen wir eine weitere Sarah, einen weiteren Kyle, einen weiteren John serviert. Eine weitere Realität, eine Vergangenheit die sich komplett verändert hat und dabei fängt doch alles an wie immer.

Nachdem im Jahr 1997 der Tag der Abrechnung stattfand und die Maschinen die Macht an sich gerissen haben, kämpft die Menschheit im Jahr 2029 den entscheidenen Kampf und zwingt Skynet in die Knie. Die Maschinen sind vermeintlich geschlagen, die Menschheit gerettet. Hätte Skynet nicht kurz vor dem Ende des Kampfes einen Terminator zurück ins Jahr 1984 geschickt um Sarah Connor aus dem Weg zu schaffen. Keine Sarah, kein John, kein Anführer der Rebellion, keine Niederlage von Skynet. Eine scheinbar einfache Rechnung. Um den Mord an seiner Mutter zu verhindern schickt John seinen besten Mann Kyle Reese zurück in die Vergangenheit. Bis hierhin scheint alles merkwürdig vertraut. Und doch ist plötzlich alles anders.Während Kyles Zeitsprung wird John von einem Terminator angegriffen. Daraufhin vermischen sich Kyles Erinnerungen an seine Kindheit mit anderen Kindheitserinnerungen die er so nicht haben dürfe. Und das ist erst der Anfang. Im Jahr 1984 erwartet ihn bereits ein T-1000 und als Sarah Connor ihn rettet statt gerettet zu werden, ist endgültig klar dass er nicht in dem 1984 gelandet ist, für das er vorbereitet wurde. Die Mission heißt nicht mehr Sarah Connor beschützen, sondern Skynet vernichten.

Die Macher hinter Terminator Genisys machen vieles, aber leider nicht alles richtig. Es gibt liebvolle Anlehnungen an T1 und T2, von der Übernahme von Sätzen, Outfits, zu kompletten Szenen. Erstmals wird ausgiebig gezeigt wie Skynet zu Fall kommt und wie Kyle Reese vermeintlich dazu ausgewählt wird Sarah Connor zu retten, nichts ahnend das er von seinem eigenen Sohn in genau diese Richtung gelenkt wurde. Dies ist allerdings auch einer der Schwachpunkte des Films. Der Charakter der das größte Bindeglied zwischen der alten und der neuen veränderten Zeitebene darstellt, verbringt die meiste Zeit seines Auftritts damit verwirrt durch die Gegend zu rennen, sich mit Sarah und dem sie beschützenden T-800 anzulegen und den typischen Actionhelden zu geben. Vom traumatisierten Soldaten aus T1 ist außer der Liebe zu Sarah Connor nichts geblieben.

Auch wenn die Beziehung zwischen Kyle und Sarah im Film funktioniert, gerade auch weil Sarah in dieser veränderten Zeitebene über Kyles Schicksal Bescheid weiß und deswegen versucht ihm ablehnend zu begegnen, so hätte man sich doch für den Darsteller besseres Material zum Arbeiten gewünscht. Die Vergleiche, die automatisch mit Michael Biehn gezogen werden, können aufgrund des schlechteren Materials und der Richtung in die dieser Rolle geführt wurde, nur verloren gehen. Was dem Film und den Darstellern gegenüber nicht gerecht ist. Den auch dieser Kyle Reese funktioniert, genauso wie eine, der Körpergröße der Darstellerin geschuldeten, zu klein geratende Sarah Connor. Bei ihrem Anblick fällt es einem zuerst schwer in ihr die taffe Kämpferin zu sehen, die diese Version von Sarah Connor bereits im Jahr 1984 sein soll. Im Verlauf des Films schafft sie es aber immer besser in die Rolle zu schlüpfen und auch das Zusammenspiel zwischen dem zum Vaterersatz auserkorenen T-800 (hier liebevoll Pops genannt) und ihr funktioniert.

Schwarzenegger ist dabei als Pops auch für den Humor im Film zuständig. Seine Versuche der Maschine ein menschliches Lächeln zu geben, sind nicht nur eine Anlehnung an „Onkel Bob“ aus T-2 sondern auch kleine Erinnerungen daran das man es immer noch mit einer Maschine zu tun hat. Dass diese auch altern kann und Verschleiß ausgesetzt ist, ist eine nette Ergänzung. Auch Maschinen sind vergänglich und Pops wird Sarah Connor nicht ewig beschützen können.

Unterm Strich bietet Terminator Genisys gut unterhaltendes Popcornkino, das dem Terminatoruniversium eine weitere interessante Zeitebene hinzufügt und dabei näher an den alten Filmen dran ist, als die Trailer vermuten lassen. Das die Trailer dazu zusätzlich noch eine der großen Wendungen des Films verraten, gehört zu den negativ Punkten rund um Terminator Genisys. Nimmt es im Film doch einem großen Offenbarungsmoment rund um Sarah, Kyle und John etwas die Emotionalität und Spannung. Marketingtechnisch hätte man dies sicher besser lösen können, auch wenn es dem Unterhaltungsfaktor nicht weiter schadet und der Film seine Chance auf eine Fortsetzung verdient hätte.

Ps. Nicht gleich aufstehen, während dem Abspann gibt es noch eine Szene.

10. Juli 2015, von Annette 'cellardoor' Freund