Review (Kurzfilm): L'ange de mort
Irgendwo in der oberen Etage eines Parkhauses: Wir sehen einen schnöseligen Unsympath auf dem Weg zu seinem Wagen, dem sich plötzlich eine junge Frau in den Weg stellt. Ein kurzer Disput - und er wird von ihr...
...in die Tiefe gestoßen, mit für ihn tödlichem Ergebnis!
Erst nach und nach erfährt der Zuschauer mehr über die Mörderin - nicht nur dass sie Arlette (gespielt von Maria Altmann) heißt, sondern auch dass sie eine Austauschstudentin aus Frankreich ist, die sich vor einiger Zeit in einen Kommilitonen namens Paul (David Amade Wehle) verliebte. Doch leider ist der Traummann schon bald der Mann ihrer Alpträume, und dass nicht nur weil er ein Burschenschaftler ist.
Eines Nachts stellte nämlich Paul Arlette nicht nur einigen dumpfbackig-besoffenen Kameraden im Verbindungshaus vor, sondern der Abend wird für Arlette zum absoluten Alptraum: Es kommt zu einer mehrfachen Vergewaltigung durch die Burschenschaftler, an der Paul sogar noch eine besondere sadistische Freude zeigt. Ein Abend mit Folgen, denn der Wunsch nach Rache macht aus Arlette ""L'ange de mort"" - den Todesengel. Schließlich kommt es zum Showdown zwischen Arlette und Paul...
""L'ange de mort"" ist, genau wie der vor einiger Zeit hier besprochene Kurzfilm, ein Studiums-Abschlussfilm (in diesem Fall für die Hochschule der Künste in Bremen), der allerdings bisher nicht käuflich zu erwerben ist. Als wir aufgrund einer positiven Besprechung des Streifens bei den Kollegen von Badmovies.de auf den Film aufmerksam wurden, stellte uns Regisseur René Rausch sofort ein Ansichtsexemplar von ""L'ange de mort"" zu Verfügung. Und schon bald zeigte sich auch dass René nicht nur ein sehr netter, sondern auch ein sehr geduldiger Mensch ist, denn peinlicherweise hat sich die Veröffentlichung dieses Artikels hier auf GamesUnit heftig verzögert - Asche über unser Haupt!
Und eines kann man mit Fug und Recht sagen: ""L'ange de mort"" hat diese Verzögerung echt nicht verdient, denn der ""Todesengel"" überzeugt als Kurzfilm auf ganzer Länge. Die Story ist natürlich bei einer Laufzeit von ca. 20 Minuten etwas minimalistisch, kann aber dennoch fesseln (ist halt nicht nur ein ""Photoplay"") und bietet einen Art Rape 'n' Revenge Thriller in der Arthaus-Variante, der recht straight durchgezogen wird und mit der Vergewaltigung Arlettes auch eine recht unangenehme Szene aufweist. Außerdem zeigt ""L'ange de mort"" zum Schluss eindrucksvoll, dass man im deutschen Mischwald nicht nur miese Splatterstreifen drehen kann.
Darstellertechnisch hat René Rausch mit David Amade Wehle und ganz besonders mit Maria Altmann einen echten Glücksgriff gelandet, beiden können vollauf überzeugen. Die restlichen Nebendarsteller sollen vor allem unsympathisch sein, dass gelingt ihnen bestens. Ebenfalls weiß die Kamera zu gefallen, die einige schöne Szenen wie das Schlussduell im Wald gekonnt einfängt und auch zwischendurch die eine oder andere nette Bildkomposition bietet. Sehr schön ist außerdem der gelungene Soundtrack.
Eines ist jedoch schade - warum gibt es ""L'ange de mort"" bisher nicht auf DVD oder Blu-Ray (das Ausgangsmaterial ist hochauflösend)? Bleibt zu hoffen, dass noch eine Veröffentlichung bekommt und ein größeres Publikum findet - denn "L'ange de mort" überzeugt auf ganzer Linie. Hoffen wir, dass wir noch viele ähnlich gelungene Filme von René Rausch zu sehen bekommmen!"