Review (HSP): Gruselkabinett Folge 39: H. P. Lovecraft - Der Tempel

1917, Erster Weltkrieg: Auf offenem Meer entdeckt die Besatzung des deutschen U-Bootes U-29 eine schwimmende Leiche, die eine seltsame Statue bei sich trägt. Während man den Toten den Fluten überlässt, wird die Elfenbeinfigur mit an Bord genommen. Schon bald häufen sich bei der Besatzung seltsame...

...Wahnvorstellung gemischt mit agressiven Anfällen. Sind diese durch die allgemeine Enge und die Grausamkeit des Krieges bedingt? Oder geht die Ursache hierfür von der geheimnisvollen Statue aus, so wie es einige Besatzungsmitglieder auf einmal behaupten?

Was einem bei Der Tempel auffällt, wenn man die literarische Vorlage kennt: Im Gegensatz zur Originalgeschichte wurde das Hörspiel inhaltlich an einigen Stellen deutlich abgemildert. Damit dürfte es zwar familienkompatibler sein, aber vielleicht einige eingefleischte Lovecraft-Fans abschrecken. Generell darf man diesbezüglich jedoch unbesorgt sein: Die Geschichte ist, auch gerade aufgrund seiner technischen Umsetzung, immer noch SEHR gruselig.

Gerade die Atmosphäre an Bord des U-Bootes wird absolut beklemmend beschrieben, genau so wie der allmählich Verfall der Vernunft und der zunehmende Wahnsinn der Besatzung. Dies erfährt der Hörer zwar hauptsächlich aus einem Tagebuchvortrag, was aber das Hörspiel nicht weniger gruselig macht. Noch gelungener dann die Tauchfahrt zum Tempel: Hier läuft das Hörspiel von Titania Medien zur Höchstform auf, man kann die Enge und das Bizarre der Situation förmlich spüren.

Ein Grund für die gelungene Atmosphäre ist die technische Umsetzung. Wie immer bei Titania Medien ist diese nämlich auf höchstem Niveau. Besonders macht sich dies bei den Sprechern bemerkbar, hat man doch ausschließlich bekannte Synchronstimmen verwendet, die auch mit Eifer bei der Sache sind. Soundeffekte und Musik werden zwar spärlich, aber effektiv eingesetzt. Die manchmal etwas ins Kitschige abgleitende Covergestaltung der Gruselkabinett-Reihe weiß hier zu gefallen, da es sich ja hier auch um einen in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts geschriebenen Gruselklassiker handelt.

Mit Der Tempel wurde als literarische Vorlage auf jeden Fall eine der besten Geschichten von H. P. Lovecraft ausgewählt, dem entsprechend ist das Hörspiel noch fesselnder als die vorherige Gruselkabinett-Folge Die Spinne - und zwar auch aufgrund der gelungenen Umsetzung so fesselnd, dass man Der Tempel mit Fug und Recht als eine der besten Hörspielveröffentlichungen der letzten Zeit bezeichnen kann!"

3. Februar 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß