Review (DVD): Sunny
"Sunny, yesterday my life was filled with rain..."
... und von Regen ist wahrlich nichts zu spüren, als zwei Mitdreißig mit einem Jaguar E-Type Cabrio über eine (ausnahmsweise mal nicht zugestaute) Autobahn zum Frankfurter Flughafen fahren. Man scherzt und beide sprechen noch über die Vertretungsaufgaben des einen Nichtmitreisenden, als dieser dem Urlauber plötzlich eine Waffe an den Kopf hält...
...und ihm hasserfüllt "Für Sunny" zuflüstert!
Einige Wochen vorher im beschaulichen Rastatt lernen wir die beiden Männer genauer kennen: Der Erste, Ulf, ist nach Ãœbernahme der Anwaltspraxis seines Vaters zu Reichtum gekommen und lebt mit seiner Freundin Sunny in einer von ihren Eltern geerbten äußerst luxuriösen Villa. Trotz der seit Wochen andauernden Hitzewelle ist man mit der detaillierten Planung der eigenen Hochzeit beschäftigt, als sich ein echter Überraschungsgast ankündigt...
...denn wie aus heiteren Himmel taucht der für einige Jahre verschwundene gemeinsame Freund Boris auf. Dieser war ebenfalls in Sunny verliebt, die sich jedoch seinerzeit für Boris entschied. Doch wie es sich zeigt, hat Boris immer noch jede Menge Gefühle für Sunny - und Ulf findet schon bald die US-Amerikanerin Rebecca, die neue attraktive Freundin von Boris, äußerst anziehend. Die anhaltende Hitze scheint allmählich eine Katastrophe heraufzubeschwören...
Ein erotischer Thriller, der in der Oberschicht der Provinz spielt und sowas aus Deutschland? Regisseur Thorsten Wettcke liefert mit "Sunny" definitiv einen recht ungewöhnlichen Streifen ab, der eher an französische Filme oder italienische Krimis der 70er erinnert. Dieser Eindruck wird noch durch die visuelle Machart des Films verstärkt, der einige optisch chic anzusehenden Einstellungen und Kamerafahrten bietet und auch der Soundtrack ist nicht zu verachten. Außerdem gelingt es Wettke die Hitze wirklich in Bildern darzustellen und an vielen Stellen durch minimalistisch eingestreute Soundschnipsel eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen.
Überzeugend sind auch die schauspielerischen Leistungen von Wanja Mues als erfolgsverwöhnten Ulf, Fabian Busch als sein Konkurrent Boris und Sandrine Guiraud als heißumworbene Sunny, die sich trotz FSK-12 auch recht offenherzig zeigt. Etwas gewöhnungsbedürftig jedoch Kathrin Kühnel als geheimnisvolle Rebecca - die affektierte US-Amerikanerin wird von ihr allzu überzogen mit einem ziemlich denglischen Dialekt präsentiert, erst als Verführerin kann sie darstellungstechnisch punkten.
Die Handlung des Films beinhaltet den einzigen wirklichen Kritikpunkt, denn eine der entscheidenen Wendungen des Films werden gerade Krimifans allzu früh erahnen. Was für den Film spricht: Es macht trotzdem Spaß die Schlusspointe zu sehen, auch wenn man bereits mit seinen Vermutungen richtig lag, denn das Ende ist einfach schön hundsgemein - und einige Überraschungen bietet der Film immer noch. Weiterhin positiv ist, dass "Sunny" kaum Längen besitzt, wenn man sich auf die überwiegend ruhige Erzählweise einlässt, und tatsächlich auch ohne massig nackter Haut Szenen bietet, die erotisch wirken.
Technisch ist an der "Sunny"-DVD-Veröffentlichung von epiX nichts auszusetzen, eine solide Bildqualität und ein ordentlicher Klang können überzeugen. Positiv (gerade für epiX): Die Extras sind diesmal recht umfangreich ausgefallen, so gibt es beispielweise ein ca. halbstündiges Making-of, vier Audiokommentare, einen alternativen Filmanfang und einige unveröffentlichte Szenen sowie die obligatorische epiX-Trailershow.
"Sunny" bietet keine Actionszenen, nur sehr dezente Erotik und ist ein Krimi-Drama, auf das man sich einlassen muss. Es richtet sich trotz der Thriller-Thematik eher an ein Arthouse- und weniger an ein Genre-Publikum. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und wer einen ungewöhnlichen Film sehen möchte, den erwartet ein recht undeutscher Streifen, beim dem es einen, trotz einer kleinen Handlungsschwäche, möglicherweise wie mir geht: Ich war hellauf begeistert!