Review (DVD): SUNDOWN – Rückzug der Vampire (Twilight Classics 02)

Mitten in der Einöde des us-amerikanischen Westens liegt das verschlafene Kaff Purgatory. Doch seine Bewohner sind ein wenig anders: Die Angst vor der Sonne und der Blutdurst sind ihr ständiger Begleiter, denn das Örtchen ist in Wirklichkeit ein Rückzugsgebiet für Vampire! Herrscher über dieses Mini-Imperium ist Vampirfürst Graf Mardulak und er hat einen ganzen besonderen Plan....

...nämlich die Erschaffung einer friedlichen Koexistenz von Menschen und Vampiren. Hierfür hat er in Purgatory eine Kunstblutfabrik gegründet und die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem friedlichen Miteinander mit den Menschen überredet, auch wenn "Fremde" immer noch nicht so gerne gesehen sind. Von gelegentlichen Ausrutschern abgesehen (ein älterer Tankwart hat mal wieder im Affekt einen nervigen Kunden geköpft) klappt dies im Großen und Ganzen auch ganz gut.

Nicht alle sind jedoch mit dem Status Quo zufrieden - der ältere Vampir Mort Bisby plant zusammen mit dem jungen schmierigen Shane eine Revolte gegen Graf Mardulak, um die alte Feindschaft zwischen Mensch und Vampir wieder herzustellen, da er nicht an eine friedliches Zusammenleben von Menschen und Blutsaugern glaubt.

Gleichzeitig kommt David Harrison, der Konstrukteur der Blutersatzfabrik, zusammen mit Seiner Frau Sarah und seinen beiden Töchtern nach Purgatory, um als nichtahnender Mensch den gelungenen Start der Fabrik sicherzustellen. Der Leiter der Fabrik ist jedoch Shane, der nicht nur den Aufstand gegen Graf Mardulak mitplant, sondern mit David noch eine alte Rechnung zu begleichen hat, den er ist immer noch hinter Davids Frau Sarah her. Noch komplizierter wird die Situtation, als ein weiterer Mensch auftaucht, nämlich ein gewisser Robert Van Helsing, in den sich die gutaussehende Vampirin Sandy White schlagartig verliebt. Und dann ist da auch noch das junge hilflose Menschenpärchen im Ortsgefängnis...

Wie man schon an dieser kurzen Zusammenfassung sieht: Bei "Sundown" passiert so einiges, der Film ist an vielen Stellen herrlich überdreht - kein Wunder, hinter dem Streifen steht mit Regisseur Anthony Hickox der Macher des ähnlich rasant abgedrehten "Waxwork". Und ähnlich ist leider nicht gleich - denn im Gegensatz zu "Waxwork" lahmt "Sundown" trotz seiner abgedrehten Ideen gerade am Anfang. Erst ab dem zweiten Drittel kommt der Film in Fahrt, dann aber mit Vollgas. Und ab hier beginnt die ungewöhliche Mischung aus Vampir-Film und Western auch richtig Spaß zu machen. Der Action-Faktor wird dann schon recht ordentlich, im Gegensatz sollte man in Sachen Grusel und Splatter allerdings nicht allzuviel erwarten, einzig eine Köpfung am Anfang des Films und eine Tod-durch-Regenschirm-Szene sind blutiger ausgefallen.

Etwas schade ist, dass man im Gegensatz zu "Waxwork" das geringere Budget leider öfters deutlich erkennt. Inbesondere das Labor der Blurersatzfabrik sieht schon recht lächerlich aus - ein Tisch und ein paar Reagenzgläser mit bunter Flüssigkeit plus ein paar handgemalte Poster lassen Erinnerung an Ed Wood's "Plan 9 from Outerspace" aufkommen. Allerdings sind die Stop-Motion-animierten Fledermäuse schon wieder sehr witzig und besitzen einen gewissen Retrocharme.

Recht groß und gut für ein B-Movie ist dafür der Cast. "Kill Bill 2"-Bösewicht David Carradine als harmoniebedürftiger Obervampir Jozek Mardulak strotzt nur so vor Charisma, Maxwell Caulfield als Bösewicht Shane ist herrlich schmierig. Bruce Campbell als vertrottelter Wissenschaftler ist für einige Lacher gut und insbesondere Deborah Foreman als sexy Vampirin Sandy ist nett anzusehen, aber auch die diversen kleinen Nebenrollen sind gut besetzt - besonders spaßig hierbei sind drei alte Herren im ZZ-Top-Look.

Noch eine Anmerkung zur Synchro: Hierbei scheint es sich um die Originalsynchronisation zu handeln, was an und für sich ja nicht negativ ist (die Liste der verhunzten Neusynchros ist bekanntlich recht lang). Leider ist die Synchro bei "Sundown" nicht wirklich gut gelungen. Besonders ärgerlich: Der Schlussgag wurde völlig vergeigt, hier unbedingt noch mal in die (auch vorhandene und etwas leisere) englische Originaltonspur hineinhören!

Obwohl es ein Vampirfilm ist, sind mir die Extras zu blutarm, denn außer den üblichen epiX-Trailern gibt es (schon wieder) nichts. Der Film selbst wurde diesmal in Breitwand gedreht, was sich gerade bei den Westernszenen gut macht. Durchwachsen ist jedoch das Bild: Öfters kommt es zu deutlichen Unschärfen, wobei nicht ganz klar ist, ob diese womöglich aufgrund von einem unfähigen Kameramann schon beim Master vorhanden waren. Grundlage dürfte jedenfalls das us-amerikanische Lionsgate-DVD-Release gewesen sein, den deren Logo tritt nach dem Nachspann nochmal in Erscheinung. Der Ton geht in Ordnung, die Schwächen bei der Synchronisation wurden ja bereits angesprochen.

So wie schon bei "Waxwork" heißt es auch bei "Sundown": Super, dass epiX diese fast schon vergessene kleine Horror-Perle endlich auf DVD veröffentlicht hat! Warten wir also mit Spannung auf die Reviews zu weiteren Filmen aus der "Twilight"-Serie..."

20. März 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß