Review (DVD): ROAD RAGE - Straße des Grauens (Twilight Classics 12)
Fett Drama: Sonia will mit ihrem Freund Bo Schluss machen - nicht etwa, weil er ein mieses Machoarschloch ist, sondern weil er mit ihrer besten Freundin in die Kiste hüpfte. Bo sieht das jedoch nicht ganz so locker und wird handgreiflich, was natürlich beim zufällig anwesenden Womanizer Jim die großen Beschützerinstinkte weckt. Und prompt steigt Sonia...
...auch zu ihm ins Auto, was sie kurze Zeit später ziemlich bereut. Nicht nur, dass Jims Fahrkünste nicht die allerbesten sind, ein von ihm geschnittenes SUV sinnt auf Rache... Und schon bald haben beide einen unbekannten Psychopathen an den Fersen bzw. an der Stoßstange, der sie scheinbar in den Tod drängen will! Da gibt es natürlich nur eine Lösung: VOLLGAS!
Schwuppdiwupp findet sich der Zuschauer in einem Billigklon des Steven Spielberg Klassikers "Das Duell" wieder - ergo: Jemand wird ohne ersichtlichen Grund (in unserem Falle Sonia und Jim) von einem schwarzen Fahrzeug mit nicht sichtbaren Fahrer auf Leben und Tot verfolgt, bloß dass "Road Rage" wesentlich weichgespülter ist, denn ist gibt ja noch die obligatorische Lovestory (huch... habe ich jetzt was verraten?).
Außerdem wird dämlicherweise auch viel zu früh enthüllt, wer da eigentlich in dem Verfolgerwagen steckt, die ansatzweise durchaus vorhandene Spannung ist damit pfutsch. Und obwohl die eigentliche Handlung so rudimentär ist, dass sie auf einem Bierdeckel passen müßte, fabriziert das Drehbuch noch einige Klöpse mehr.
Richtig ärgerlich sind bei "Road Rage" zum Beispiel die Dialoge zwischen Sonia und Jim. Danielle Brett als Sonia zeigt irgendwann ein derartiges Overacting verbunden mit hemmungslosen Nerv-Gewäsch, dass schlagartig chauvinistische Denkmuster im eigenen Hirn überhand zu nehmen drohen. Völlig unschuldig daran ist das Drehbuch nicht, denn scheinbar konnte man sich nicht entscheiden ob Sonia ein gehirnamputiertes Bunny oder eine toughe Powerfrau sein soll - und das ausgerechnet in Autoactiongenre, dass meistens eh nur Charakterskizzen kennt.
Casper van Diens darstellerische Leistung als Jim unterbietet fast noch sein Auftreten im grottigen "Skeleton Man" und ist weit von seiner achtbaren Performance in "Starship Troopers" entfernt. Immerhin ist Joseph Griffin als Bo akzeptabel fies, ansonsten gibt es nur Minirollen, allenfalls Catherine Oxenberg, die hier kurz mal eine Rangerin gibt, kennt man noch aus dem ein oder anderen TV-Serie.
Kommen wir zum prägenden Teil des Films, den Action-Parts. Negativ fällt auf, dass der auf dem Cover der DVD von epiX zu sehende schicke Sportwagen im Film quasi nicht auftaucht, stattdessen spielen die Hauptrollen eine ziemlich lahm anmutende Nobellimousine, ein akzeptabler Geländewagen und das gut böslingstaugliche SUV, dessen hintere Zusatzreifen leider manchmal ein bisschen an Stützräder erinnern - soweit zu den Autos.
Die Actionszenen und Verfolgungsjagden selbst sind, und das ist wirkliche Stärke von "Road Rage", trotzt des geringen Budget gut umgesetzt und weisen ein flottes Tempo auf. Öfters fliegt dann mal auch was in die Luft - glücklicherweise sieht man hier nur echte Explosionen und kein billig getrickstes CGI-Kawumm. Blöd nur, dass die Actionszenen immer wieder durch die grottige Rahmenhandlung und durch die nervigen Dialoge ausgebremst werden.
Die DVD von "Road Rage" ist der mittlerweile der zwölfte Beitrag zur "Twilight Classics"-Collection aus dem Hause epiX. Bild und Ton sind in Ordnung, der Film liegt auch im 16:9 Format vor. Bei den Extras herrscht wieder vornehme Zurückhaltung, allerdings gibt es neben der epiX-Trailershow diesmal auch den Originaltrailer von "Road Rage" und zusätzlich die englische Tonspur.
"Road Rage" passt insgesamt recht gut in die genreorientierte "Twilight Classics"-Reihe von epiX. Objektiv betrachtet zwar ein ziemlich schundiges Filmchen, dessen Hauptdarstellerin auch noch mächtig zu nerven weiß - subjektiv gesehen jedoch ein netter kleiner Reißer, der Fans von Car-Action-Streifen gerade mit seinen ordentlich gefilmten Verfolgungsjagden und Explosionen gut zu unterhalten weiß.