Review (DVD): RENN, WENN DU KANNST

Ben - ein junger und eigentlich bemitleidenswerter Mann, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Doch gleichzeitig ist Ben ein verbitterter Zyniker vor dem Herrn, der seine betreuenden Zivis gerne mal so richtig ärgert und gerade wieder dafür gesorgt hat, dass sich einer von ihnen am Ende seines letzten Diensttages noch lange an ihn erinnern wird. Aber der nächste Zivildienstleistende steht ja schon in den Startlöchern. Und so lernt Ben...

...den Zivi Christian kennen, der schon am ersten Tag zeigt, dass er anders als seine Vorgänger ist, er bietet Bens fiesen Witzen und dreisten Forderungen nämlich durchaus Paroli. Ben gibt sich zwar weiterhin sehr cool und unnahbar, dennoch entwickelt sich zwischen ihm und Christian tatsächlich so etwas, was man Männerfreudschaft nennen kann - doch dann sind da ja noch die Frauen...

Genauer gesagt: Eine Frau. Annika studiert Musik, doch leidet unter Lampenfieber, wenn sie auf ihrem Cello ein Solo vor Publikum spielen soll. Als sie eines Tages Christian direkt vor dem Hochhaus, in dem Ben wohnt, mit ihrem Fahrrad über den Haufen fährt, lernen sich beide näher kennen - sie und Ben allerdings auch. Schon bald stellt sich heraus, dass es für Ben und Christian ein echtes Problem gibt: Sie haben sich beide in Annika verliebt! Doch wie wird sie sich entscheiden?

"RENN, WENN DU KANNST" ist von Anfang an ein Paukenschlag und eine echte Überraschung zugleich. Denn wenn man ehrlich ist: Die Erwähnung der Worte "Deutscher Film" und "Film über einen Rollstuhlfahrer" sind normalerweise nicht die Kombination, die eine verdammt frische und stellenweise mit recht fiesen Humor ausgestattete Tragikkomödie vermuten lassen würde, die gleichzeitig ziemlich ungeschönt daherkommt und auch einige sehr fantasievolle Einfälle bietet.

Unglaublich, dass es sich bei "RENN, WENN DU KANNST" um das Kinodebüt des Regisseurs Dietrich Brüggemann handelt, denn er macht einfach alles richtig. Robert Gwisdek als Zyniker Ben ist eine echte Traumbesetzung, Jacob Matschenz als Christian und Anna Brüggemann als Annika brauchen sich aber in keinster Weise hinter ihm zu verstecken. Die Story als solches ist großartig und schafft in der zweiten Hälfte auch eine tragische Dimension mit Tiefgang anzunehmen. Sowohl witzige Sprüche als komische und dramatische Situationen besitzen das richtige Timing und reißen die Zuschauer mit, da stört die Gesamtspiellänge von fast zwei Stunden auch nicht mehr.

"RENN, WENN DU KANNST" ist der Startfilm für die neue DVD-Reihe ""Junges Deutsches Kino" von Zorro Film. Die Reihe soll zukünftig herausragende Filme junger, deutscher Regisseure präsentieren. Uns hat Zorro-Film freundlicherweise einen Screener als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dieser besaß zwar noch nicht die Extras der im Handel erhältlichen DVD-Fassung, konnte aber bezüglich Bild und Ton schon voll überzeugen.

Einen bessere Film konnte sich Zorro Film für den Start der DVD-Reihe "Junges Deutsches Kino" jedenfalls kaum aussuchen. "RENN, WENN DU KANNST" ist eine großartige deutsche Tragikkomödie, die vollauf überzeugt. Hoffentlich gibt es noch viele Filme dieser Qualität von Dietrich Brüggemann - "RENN, WENN DU KANNST" ist jedenfalls einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre geworden!

3. Februar 2011, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß