Review (DVD): Der Cop und der Snob
Der Cop und der Snob ist eine neue Krimiserie, die Privatsender SAT.1 neu gestartet hat. Johannes Zirner und Mac Ben Puch geben darin das seit Langem schrägste Ermittler-Duo auf deutschen Bildschirmen.
Proll und Feingeist – diese Mischung ist auch Tatort-Fans mit dem genialen Doppel Jan-Josef Liefers und Axel Prahl ans Herz gewachsen. Was bei jenen beiden nach den eingeübten Disputen mit gurkengekrönten Leberwurstbroten und teurem Roten in Flaschen mit „Chateau“ auf dem Etikett jedoch immer wieder ganz schnell in ernsthafter Ermittlung und Spuren von Sozialkritik endet, das dürfen der Cowboy und der Adelsspross in Der Cop und sein Snob bis ins Letzte ohne Sinnzwänge auskosten.
Gerry Waiblinger (Johannes Zirner), „lederbejackter Autodealer-Stenz“, trägt vorzugsweise Krokostiefel und ist leidlich beschmückt. Tristan von Rehnitz (Marc Ben Puch), „inzüchtiger Goldlöffel-Blaublütler“, kommt schon mal „perfekt getarnt“ im Cutaway zum Tatort. Die Charaktere haben viel Raum bekommen, das macht sie glaubwürdig und ungemein unterhaltsam. Waiblinger verkaufte vorher Gebrauchtwagen. Treffender könnte man die Rolle kaum designen. Der Cop und sein Snob nimmt sich nicht ernst, die beiden Protagonisten agieren dynamisch und so gar nicht selbstverliebt. Hauptkommissarin Sally Piontek (Katharina Müller-Elmau - „Ich bin der Boss hier.“) schenkt sich die Würde des Amtes und hat die Jungs trotzdem im Griff. Die gut gelaunte Crew agiert dynamisch und jenseits der Zwänge des deutschen Fernsehkrimis. Die Dialoge sind durchweg witzig, manchmal vorhersehbar, aber nicht langweilig.
Das Mordopfer des ersten Falles stirbt gleich in den ersten 90 Sekunden der Folge 1 in einer gläsernen Badewanne. Ästhetisch und inhaltlich erinnert die Szene an die Erzählweise von Monk: Ein ganz und gar transparenter und gleichzeitig rätselhafter Auftakt, der auf eine eloquent vor Publikum zelebrierte Aufklärung hinausläuft. Der Weg dorthin ist gepflastert mit unvermittelt absurder Komik, die einem Kottan zur Ehre gereicht hätte.
Kiki Lemminger (Teresa Rizos) als nicht ganz so kluge „Azubine“ der Abteilung erblickt den Adligen und ist mit überzeugender Naivität Verliebt in Berlin, und das in München und ziemlich sicher unglücklich. Dem Adelsspross wiederum gelingt ein wahres Meisterstück der Kampfkunst: Er weicht einem Mülltonnendeckel, den der Flüchtige auf ihn wirft, so gekonnt aus, wie es nur jemand tut, der schon den Auserwählten in Matrix kämpfen gesehen hat.
Fazit
In diese Melange aus feinen Zitaten tauchen sie ein und planschen wild rum, die beiden neuen Kultbullen im Dunstkreis der Münchner Schickeria, in dem es so schön versnobt grantelt wie damals bei Kir Royal. Anhören lässt es sich auch noch bestens: Der großartige Soundtrack vereint von Adele über Stevie Wonder und Isaac Hayes bis zu den Commodores und Beyoncé so manches Goldstück, gerade so als hätte jemand die letzten Winkel seines iPods durchforstet und uns alle zur Party eingeladen. Die Party hat Stil, schön!
Der Cop und sein Snob läuft bei SAT.1 immer montags um 20.15 Uhr.