Review (DVD): Amerikan Amok (Twilight Classics 15)
Ein illegales Drogenlabor explodiert bei einer Schießerei und setzt sekundenschnell ein Haus in Brand. Unter Einsatz seines Lebens rettet Feuerwehrmann Lyle Wilder (Charlie Sheen) ein Baby aus dem Flammeninferno und wird anschließend als Held gefeiert und für seine Tapferkeit ausgezeichnet. Was keiner ahnt: Wilder wurde schon...
...vor einiger Zeit von seiner Frau und seinem Sohn verlassen und ist mittlerweile ein von Selbstmitleid zerfressener Psychopath geworden.
Ziel seiner Wut wird die typisch us-amerikanische Vorstadt-Familie, die er als Nachbarn hat. Er redet sich ein, dass diese daran schuld ist, dass er nun ohne sein Kind und seine Frau dahinvegetiert - doch dabei bleibt es nicht. Als aufgrund des extrem heißen Sommers die Temperatur immer weiter ansteigt, beginnt auch Wilders Blut zu kochen. Als ein Modelflugzeug der Nachbarsfamilie eines seiner Fenster zertrümmert, brennen bei ihm alle Sicherungen durch...
American Amok startet mit einer großartigen Eröffnungsszene: Ein auf jeden CGI-Effekt verzichtender Hausbrand (Ok, der Film ist auch von 1997) inklusive einer Rettungsszene, die in Verbindung mit gelungenen Einstellungen und ordentlichem Tempo actionreich umgesetzt wurde. Leider fährt der Streifen anschließend das Tempo mächtig zurück und quält den Zuschauer mit einer klischeebeladenen us-amerikanischen Durchschnittsfamilie, die mit platten Dialogen nervt und ein Tick zu viel heile Welt liefert. Immerhin lernen wir sehr schnell die Schattenseiten des psychopathischen Nachbarn Lyle Wilder kennen.
Bei diesem gibt sich der Film dann auch nicht mit psychologischen Erklärungen ab, sondern gibt, auch unter Nutzung so einiger Klischees, hemmungslos Vollgas. Man spürt förmlich die Hitze des Sommers und wie sie Wilder verrückt werden lässt. Gerade die Atmosphäre und das Auftreten von Charlie Sheen als Psychopath Lyle Wilder ist die Stärke von American Amok und lässt so manche Vorhersehbarkeit vergessen. Spätesten das Finale des Films wird dann sogar richtig unangenehm...
Ziemlich nervig jedoch die Darstellung der Nachbarsfamilie, insbesondere die der hysterischen Ehefrau Catherine Braverton (gespielt von Mare Winningham), die eigentlich Sympathiepunkte vom Zuschauer ernten sollte. Und auch beim nervigen neunmalklugen Sohnemann Zach (Noah Fleiss)kann man die Gründe für die Ausraster des Psychonachbars fast verstehen, zum Glück liefern da Ehemann Reese Braverton (David Andrews) und Töchterlein Marcie (Chelsea Russo) da noch eine akzeptable Performance. Weitaus überzeugender sind allerdings die Polizistin Sandy Tierra (Dawnn Lewis) und ihr Kollege Al Calavito (John Ratzenberger).
Höhepunkt des ganzen Films ist natürlich Charlie Sheen als kranker Gewalttäter Lyle Wilder. Angesichts der Nachrichten aus seinem Privatleben (er soll unter anderem Hotelzimmer zertrümmert und seine Ex-Frau mit einem Messer bedroht haben) fragt man sich schon, ob dies vielleicht eher dem realen Charlie Sheen entspricht, der ja ansonsten eher im Comedy-Bereich unterwegs ist. Gelegentlich werden bei seiner Performance sogar Erinnerungen an die (natürlich noch bessere) Performance von Michael Douglas in ""Falling Down"" wach.
Technisch präsentiert sich die im Rahmen der Twilight-Classics von epiX veröffentlichte American Amok-DVD akzeptabel. Das Bild ist keine Sensation, aber annehmbar und liegt in 16:9 vor, außerdem gibt es neben der englischen und der deutschen Tonspur auch eine deutsche 5.1-Tonfassung. Extras gibt es, bis auf den Originaltrailer und einer Trailershow, leider wieder keine, aber dafür ein Wendecover.
Fazit: American Amok ist trotz so einiger Klischees und einer recht vorhersehbaren Story ein spannender kleiner Reißer, der vor allem mit einem beängstigend fiesen Charlie Sheen aufwarten kann und der zu Unrecht so einen geringen Bekanntheitsgrad besitzt - schön, dass sich dieser Status möglicherweise durch die Twilight-DVD-Veröffentlichung ändert!