Review (Blu-Ray): TRIAGE

"Mark (Colin Farrell, "Das Kabinett des Doktor Parnassus", und David (Jamie Sives, "Walhalla Rising", "Love and other Disasters") sind nicht nur eng befreundet, sondern auch Kollegen in einem brandgefährlichen Job. Als Kriegsreporter sind sie immer ganz nah am Kampfgeschehen, um Tod und Leid vor die Linse zu bekommen.

Mitten während eines Foto-Einsatzes bei einer kurdischen Widerstandsgruppe kommt es jedoch zum Eklat..."

...zwischen Mark und David. Die Saddam-Truppen stehen kurz vor dem Angriff, jedoch will David zurück nach England zu seiner schwangeren Frau, da ihm der Einsatz einfach zu gefährlich erscheint. Mark ist aber besessen von der Möglichkeit, einmalige Bilder zu schießen und trennt sich von ihm...

Mitten während eines Foto-Einsatzes bei einer kurdischen Widerstandsgruppe kommt es jedoch zum Eklat zwischen Mark und David. Die Saddam-Truppen stehen kurz vor dem Angriff, jedoch will David zurück nach England zu seiner schwangeren Frau, da ihm der Einsatz einfach zu gefährlich erscheint. Mark ist aber besessen von der Möglichkeit, einmalige Bilder zu schießen und trennt sich von ihm...

Mittlerweile ist Mark wieder in England gelandet, besitzt aber aufgrund einer schweren Verletzung nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an die Geschehnisse in Kurdistan. Er wird immer einsilbiger gegenüber seiner Frau und scheint unter schweren psychosomatischen Störungen zu leiden. Außerdem ist David bisher nicht in die Heimat zurückgekehrt. Was ist in Kurdistan wirklich geschehen?

"TRIAGE" ist der Fachbegriff für die schwierige Entscheidung, bei einer hohen Anzahl von Verletzten und gleichzeitig sehr geringen ärztlichen Möglichkeiten innerhalb kurzer Zeit eine Auswahl zu treffen, wer die notwendige medizinische Versorgung erhält und wer seinem Schicksal (in der Regel dem Tod) überlassen wird. Und auch wenn "TRIAGE" sehr ambitioniert ist und gute Absichten verfolgt, muss man ebenfalls bei diesem Film eine Wertung vornehmen, welche leider allenfalls mittelmäßig ausfällt.

Der erste große Kritikpunkt bei ""TRIAGE"" ist die Erzählweise des Kriegsdramas. Regisseur Danis Tanovic wechselt mit harten Schnitten zwischen verschiedenen Zeitebenen und versucht damit Spannung um das Rätsel bezüglich Marks verschlechternden Zustand aufzubauen. Ein an für sich legitimes Mittel, jedoch dürfte jedem Zuschauer von vorherein klar sein, was die Ursache hierfür sind, daher verpufft der Effekt fast völlig und es bleibt eher der Eindruck einer zerfaserten Inszenierung zurück, die sich überflüssigerweise im Abschluss eine Holzhammersymbolik leistet (rein zufällig hat dann Reporter Mark die Streifen in der Hand, die für die TRIAGE in Kurdistan verwendet wurden).

Noch ärgerlicher ist jedoch der eigentlich völlig überflüssige Erzählstrang bezüglich eines Dr. Joaqu­n Morales , dem Vater von Marks Frau, der als Ersatz-Psychiater auftritt. Wir können uns hierbei zwar über Christopher Lee freuen, dennoch wirkt dieser Part komplett an den Haaren herbeigezogen und die Sinnhaftigkeit dieser Episode ziemlich nebulös. Außerdem macht dieser Charakter im Prinzip auch nichts anderes als ein herkömmlicher Psychiater, daher wirkt die Rolle als eine Art Heiler bzw. Erretter eher aufgeblasen.

Ein weiteres Ärgernis bei ""TRIAGE"": Colin Farell für die Hauptrolle in einem Kriegsdrama zu verwenden, ist ähnlich gelungen wie eine Verfilmung der Einstein-Memoiren mit Steven Seagal. Spätestens wenn Farell ""dramatisch"" werden soll, entpuppt er sich als komplette Fehlbesetzung. Umso deutlicher wird dies in den Szenen mit Christopher Lee, der allein mit einem Augenzucken schon eine höhere schauspielerische Bandbreite zeigt. Spätestens in der dramatischen Schlussszene wirkt Farell fast schon unfreiwillig komisch.

Recht drastisch zeigt sich "TRIAGE" übrigens bei seinen Kriegsszenen. Die Bilder der zahlreichen Verletzten wirken sehr beklemmend und einiges für eine FSK-16-Einstufung auch fast unnötig detailliert, insbesondere eine fast nicht enden wollende Szene mit zwei weggeschossenen Beinen. Leider arbeitet das Drehbuch mit wenigen dramatischen Höhepunkten und lässt die eigentliche Aussage des Films sogar recht schwammig (eine zu erwartende Medienkritik findet beispielsweise quasi nicht statt), so dass sich trotz solcher Schockmomente an vielen Stellen unerwartet die Langeweile breit macht.

Auf der Haben-Seite befindet sich die oft schon erschreckend realistische Tricktechnik, die bei ""TRIAGE"" ganze Arbeit leistet, genauso wie die absolut überzeugende Kamera-Arbeit, die TRIAGE"" ganz deutlich nach Kino aussehen lässt (überraschenderweise hatte der Film trotz seiner Thematik in Deutschland noch nicht einmal eine Programmkino-Auswertung erhalten).

Technisch ist die uns freundlicherweise von Ascot Elite zur Verfügung gestellte Blu-Ray absolut solide - gutes Bild, guter Ton (sowohl Deutsch als auch Englisch in DTS-HD 5.1) sowie interessante Extras ("Beim Dreh", "Interviews", "Deleted Scenes" etc.), außerdem liegt ein Wechselcover vor.

Fazit: Schade! Eine interessante Thematik, der ideale Stoff für ein Kriegsdrama, ein guter Regisseur und eine tolle Kamera - dennoch bleibt ""TRIAGE"" aufgrund seiner erzählerischen sowie schauspielerischen Patzer irgendwo im Mittelfeld stecken und ist zwar kein Totallreinfall, aber irgendwie weder richtig Fisch noch Fleisch.

18. Januar 2011, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß