Review (Blu-Ray): Repo Men - Unrated

Die USA im Jahre 2025: Dank phänomenaler Fortschritte in der Medizin kann man mittlerweile für horrende Preise alle menschlichen Organe durch künstliche Nachahmungen ersetzten lassen und dadurch sogar sein eigenes Leben verlängern. Viele lassen sich diese Kunstorgane von geschulten Verkäufern aufdrängen, obwohl sie sich diese gar nicht leisten können. So ist ein Großteil der US-Bürger schon bald hochverschuldet und kann oft nicht mehr die Raten für die Transplantate zurückzahlen. In diesem Fall kommen die Repo Men ins Spiel...

...denn diese sind nichts anderes als eine besondere Form von Schuldeneintreibern. Wer seine Organe nicht bezahlt hat, dem werden sie gnadenlos entnommen - am lebendigen Leibe und ohne Rücksicht auf Verluste!

Remy (Jude Law - "Das Kabinett des Dr. Parnassus") und Jake (Oscar®-Preisträger Forest Whitaker - "8 Blickwinkel", "Der letzte König von Schottland") sind zwei dieser modernen Henker und zählen zu den erfolgreichsten und gewissenslosesten Repo Men. So etwas wie Skrupel oder Gewissen kennen sie nicht, da sie sich als legitime Vollstrecker eines legalen Schuldenwesens sehen und der Meinung sind, letztendlich im Dienste des Allgemeinwohls zu handeln.

Als Remy jedoch ausgerechnet seinem Lieblingsmusiker das Herz entnehmen soll, kommt es zu einem folgeschweren Unfall. Remy wacht in einem Krankenhaus auf und ist vollgestopft mit künstlichen Organen, die er sich kaum leisten kann. Als er seinen Job wieder antreten und einen Familienvater ausweiden soll, kriegt er plötzlich Gewissensbisse. Und es kommt noch schlimmer: Nicht nur dass seine Frau ihn verlässt, er verliebt sich auch noch in die Sängerin Beth, dessen gesamter Körper fast nur noch aus nichtbezahlten High-Tech-Organen besteht...

Nachdem andere Repo Men bei der Jagd nach Remy versagt haben, setzt man auf ihn den gnadenlosesten Repo Men von allen an: Sein ehemaliger Partner Jake! Und Jake ist nicht nur einer der fähigste Killer, sondern kennt auch alle Angewohnheiten und Vorlieben von Remy. Diesem fällt nur noch ein Ausweg ein, der jedoch ein echtes Himmelsfahrtkommando ist...

"Repo Men" einem bestimmten Filmgenre zuzuordnen, gestaltet sich recht schwierig, da Regisseur Miguel Sapochnik munter Genres wie Science-Fiction, Action, Drama, Liebesgeschichte, Kapitalismuskritik, zynische Komödie, Thriller, Splatter und Horror durcheinanderwürfelt. Leider ein wenig zuviel des Guten, denn diese wilde Gernre-Vermischung passt nicht immer zusammen und geht an viele Stellen auf Kosten des Erzählflusses, der dadurch oft ziemlich holprig wirkt.

Und auch ansonsten bietet die Regie einigen Anlass zur Kritik: Diverse Filmabschnitte wirken seltsam losgelöst und einige Szenen erklären sich kaum (dass z.B. Beth laut Cover die Ex-Frau von Remy ist, erfährt man im Film quasi gar nicht). Das Ende des Films ist zwar angemessen fies, wurde aber fast zu 1:1 von einem über zwanzig Jahre alten Science-Fiction Klassiker "geliehen" (wer diesen Klassiker jedoch nicht kennt, wird von der Auflösung begeistert sein).

Interessanterweise wird "Repo Men" immer dann am Besten, wenn er den Pfad der Kapitalismuskritik beschreitet. Die Parallelen zwischen Organhandel und Kreditwesen (insbesondere auch in Hinblick auf die zahlreichen faulen us-amerikanischen Immobilienkredite) sind nicht nur offensichtlich, sondern trotz ihrer rüden Darstellung gelungen umgesetzt.

Mit wirklich allen Mitteln werden den Leuten die Organe aufgeschwatzt - im vollen Wissen dass sie sich diese gar nicht leisten können. Wichtig ist es jedoch nur, dass man Geld aus ihnen herauspressen kann (die künstlichen Organe lassen sich ja wieder weiterverkaufen), koste es was wolle - das Leben der Kunden ist egal. Und "Repo Men" zeigt sehr gut, dass es auch immer Handlanger gibt, die dieses System unterstützen, solange sie davon profitieren.

Darstellerseitig überzeugen überraschenderweise dann auch nicht Jude Law oder Forest Whitaker am meisten (auch wenn beide eine gewohnt gute Performance bieten), sondern Liev Schreiber als absolut widerlich schmieriger Organverkäufer, der die Leiden seiner potentiellen Kunden geschickt zum Verkaufen seiner (meist tödlichen) Ware nutzt und dann die Repo Men über Leichen gehen lässt. Ziemlich blass übrigens die an und für sich symphatische Alice Braga als Beth, die außer nett Lächeln nicht viel machen darf.

Noch irritierender als die holprige Machart ist ein anderer Aspekt, den man so bei einen FSK-16-Film nicht erwarten würde: Der hohe Splatteranteil. Trotz 16er-Einstufung handelt es sich bei der deutschen Blu-Ray-Fassung von ""Repo Men"" um eine sogenannte ""Unrated""-Version, die ja traditionell für das us-amerikanische Publikum mehr Sex und Gewalt enthalten und von einigen Supermarktketten in den USA gar nicht erst verkauft werden. Angesichts weitaus weniger blutiger Titel, die in Deutschland indiziert sind, wirkt die 16er-Freigabe für den Titel doch sehr seltsam.

Die Universal-Blu-Ray von "Repo Men" erfreut auf der technischen Seite mit einem schönen Bild und einem guten Ton. Die Extras sind vielleicht etwas kurz gekommen, aber ein Bonus macht besonders viel Spaß, nämlich "Die Werbung der Union" - hier kann man sich diverse, nach Ansehen des Films noch zynischer wirkende, Werbespots in Sachen künstliche Organe ansehen. Nett übrigens, dass die Blu-Ray auch ein Wendecover besitzt.

Fazit: "Repo Men" scheint stellenweise selbst nicht zu wissen, was er für ein Film sein will. Andererseits muss man ihm zugute halten, dass er durchaus abwechslungsreich unterhält und dank einem ordentlichen Erzähltempo trotz fast zwei Stunden Laufzeit nie langweilig wird. Vieles hätte Regisseur Miguel Sapochnik sicherlich besser machen können (anderseits ist "Repo Men" auch sein Regiedebut), dank seiner knackigen Kapitalismuskritik und seinen guten Hauptdarstellern ist dennoch einen Kauf wert - vorausgesetzt, es wird einem bei Blut und Organentnahmen nicht sofort schlecht."

15. November 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß