Review (Blu-Ray): 66/67 - Fairplay war gestern

"Saison 1966 / 1967 - Eintracht Braunschweig ist Deutscher Meister. Mittlerweile haben sich die Zeiten radikal geändert und Eintracht Braunschweig droht sogar der Abstieg aus der 3. Liga.

66/67 tragen sie als Branding auf der Brust: Eine Hooligan-Truppe aus ganz normalen Endzwanzigern, die sich mit einer drohenden Niederlage ihres Vereins nicht abfinden will, bereitet sich auf das vor, was seit..."

...Teenager-Tagen festes Programm ist: Zum Spiel (sofern man nicht gerade ein Stadion-Verbot hat) und danach - Randale! Doch die Zeiten ändern sich auch für Hools-Clique...

Denn inzwischen ist die ganze 66/67-Truppe deutlich geschrumpft und besteht nur noch aus sechs Leuten mit ihren ganz eigenen Problemen. Florian hat eigentlich längst sein Diplom, aber Angst vor jede Art von Veränderung (die Freundin will mit ihm raus aus Braunschweig, der Vater mit ihm sogar nach China), Otto hat Probleme sich seine Homosexualität einzugestehen und sucht seine Kicks nicht nur bei Fußballkrawallen, sondern auch durch den Konsum von Drogen und heimlich auf Barebacking-Partys, Henning ist bei der Polizei (aber nur auf Druck seines Vaters) und hasst seinen Job, Christian leidet unter Kontrollzwang und verkraftet es nicht dass seine Freundin mit ihm Schluss macht, Tamer muss sich um seinen kranken Vater kümmern und Mischa hat langsam auch keine Zeit mehr für Krawall.

Auch wenn diese Kurzbeschreibung zuerst ein Prügelstreifen vermuten lässt - 66/67 – FAIRPLAY WAR GESTERN entpuppt sich schon recht schnell als Charakterdrama über junge Männer, die an einem Punkt angekommen sind, an dem sie die Weichen für ihr zukünftiges Leben stellen müssen - und davor zurückschrecken Entscheidungen zu treffen, da Gewalt und die eigene Clique bisher immer eine Antwort boten. Einmal mit dieser Tatsache konfrontiert, gehen alle höchst unterschiedlich damit um, was bei manchen zur Katastrophe führt.

Und so konzentriert sich 66/67 – FAIRPLAY WAR GESTERN vor allem auf die Charaktere Florian, Otto und Christian und schiebt das Schicksal der anderen Protagonisten schon bald in die zweite Reihe. Leider kommt der Film hierbei (trotz seines rasanten Starts) ins Stolpern und verhaspelt sich etwas zu sehr in den Einzelschicksalen und ihren Schicksalen. Einige inszenatorische Ãœberraschungen wie ein im Drogenkonsum erlebter Abend am Bosporus sind zwar interessant, wirken aber recht aufgesetzt, genauso wie der liberale Umgang der Hooligan-Truppe mit der Homosexualität von Otto (in der Realität dürfte gerade in den radikalen Fußball-Fanclubs Homophobie am größten sein).

Dennoch ist 66/67 – FAIRPLAY WAR GESTERN (übrigens eine arte/ZDF -Co-Produktion für ""Das kleine Fernsehspiel"") ein erfrischend ungeschminktes deutsches Drama über die Rebellion gegen die Mittelmäßigkeit und das Erwachsenwerden. Hinzu kommt eine ganze Riege von absolut überzeugenden Darstellerinnen und Darstellern. Allenfalls die deutlich zu lange Laufzeit von 115 Minuten wäre da noch ein weiterer Kritikpunkt.

Die uns freundlicherweise von Ascot Elitezur Verfügung gestellte Blu-Ray von 66/67 – FAIRPLAY WAR GESTERN besitzt ein relativ grobkörniges Bild, was allerdings auch am Ausgangsmaterial liegen dürfte und in Hinblick auf den Inhalt des Films auch nicht weiter stört. Gelungen ist der Ton, was sich vor allem in den akustisch gut verständlichen Dialogen bemerkbar macht. Hinzu kommen noch ein ""Making-Of"" und ""Deleted Scenes"", außerdem besitzt die Blu-Ray ein Wendecover, so dass man auf jeden Fall von einem technisch gelungenen Release sprechen kann.

Fazit:

66/67 – FAIRPLAY WAR GESTERN ist ein hartes Charakterdrama, das etwas kürzer hätte ausfallen können und zum Schluss ein wenig an Fahrt verliert, dennoch (auch aufgrund der überzeugenden Schauspieler) klar zu den wirklich überzeugenden neuen deutschen Filmen gehört.

30. Dezember 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß

66/67 - Fairplay war gestern

Blu-ray Disc

Release28.09.2010
GenreDrama
DistributorAscot Elite