Blockchain, Pay2Earn & NFTs: Die Rolle von Kryptos in der Gaming-Industrie

Was früher vor allem Zeitvertreib war, hat sich inzwischen zu einem riesigen digitalen Kosmos mit wirtschaftlicher Schlagkraft und eigener Kultur entwickelt. Im Jahr 2025 mischt dabei kaum etwas so deutlich mit wie Kryptowährungen. Manche denken sofort an spekulative Blasen, bunte Affenbilder und digitalisierte Monopole. Ganz falsch ist das nicht, ganz richtig allerdings auch nicht.

Unter all den Buzzwords und Blockchain-Verheißungen sind tiefgreifende Veränderungen entstanden, die nicht nur Spielprinzipien auf den Kopf stellen. Auch Besitzverhältnisse, Geschäftsmodelle und das Selbstverständnis von Spielern erleben derzeit einen grundlegenden Wandel.

Wenn Spielzeit plötzlich Geld einbringt und der Controller zur Einnahmequelle wird
Spielzeit war lange eine Währung ohne Umtauschwert. Wer 200 Stunden in ein Rollenspiel steckte, tat das aus Liebe zur Story, zum Grind oder um mit dem Clan zu glänzen. Finanziell sprang dabei nichts heraus, außer vielleicht ein wenig Stolz. Mit dem Play-to-Earn-Prinzip hat sich diese Gleichung verändert. Aus dem passiven Zeitinvestment ist ein potenzielles Einkommen geworden und das ist nicht nur ein Gedankenspiel, sondern für einige sogar Realität. Außerdem können Kryptos mittlerweile auch für Krypto-Casinospiele eingestzt werden, wo die Gewinne dann auch in Form einer Kryptowährung ausbezahlt werden.

Die Idee dahinter ist einfach, Spiele belohnen ihre Nutzer nicht mehr ausschließlich mit virtuellem Ruhm, sondern auch mit Kryptowährungen und handelbaren NFTs. Wer regelmäßig kämpft, züchtet oder auf dem virtuellen Markt aktiv bleibt, sammelt digitale Güter, die sich im besten Fall auf echten Börsen gegen Geld eintauschen lassen. Dabei geht es nicht mehr nur um Kleckerbeträge. In einigen Regionen wird P2E tatsächlich als Einkommensquelle genutzt. Besonders dort, wo die reale Wirtschaft wenig Chancen bietet, erweist sich das digitale Spielfeld als deutlich lukrativer.

Die bekanntesten Games
Ein bekanntes Beispiel ist Axie Infinity. Hier dreht sich alles um digitale Kreaturen, die gezüchtet und in Kämpfen eingesetzt werden. Erfolgreiche Matches bringen sogenannte SLP-Token ein, die sich anschließend auf dem Kryptomarkt handeln lassen. Was wie ein Pokémon-Spiel mit Blockchain-Anschluss klingt, entpuppt sich als erstaunlich stabiles Ökosystem, zumindest solange genug Nachfrage besteht.

Auch Decentraland und The Sandbox setzen auf ähnliche Modelle, allerdings mit einem stärkeren Fokus auf virtuelle Grundstücke, digitale Immobilien und kreative Eigenleistungen. Spieler errichten Städte, entwerfen Spielmodule und verkaufen ihre Inhalte an andere. Auch hier geschieht alles auf Basis von Token-Ökonomien, die echte finanzielle Chancen bieten.

Wenn digitale Güter plötzlich echten Wert besitzen
Was früher ein Item im Inventar war, gilt heute als digitaler Vermögenswert mit Echtheitszertifikat. NFTs haben Rüstungen, Skins und Schwerter in Besitzobjekte verwandelt. Dabei geht es nicht mehr nur um das subjektive Gefühl, etwas zu besitzen. Es handelt sich tatsächlich um übertragbare Eigentumsrechte, die sich auf der Blockchain nachverfolgen lassen.
Ein NFT-Item verschwindet nicht automatisch, wenn ein Spielkonto gesperrt wird. Es bleibt erhalten, lässt sich verkaufen, verschenken oder sammeln. Wer ein seltenes Schwert als NFT kauft, besitzt dieses Schwert unabhängig vom Spiel und kann es auf spezialisierten Marktplätzen anbieten. Die Kontrolle über den Besitz liegt nicht mehr beim Entwicklerstudio, sondern im Code der Blockchain selbst.

Besonders spannend wird es bei dem Gedanken, digitale Güter nicht mehr an ein einzelnes Spiel zu binden. Zwar bleibt diese Vision meist noch Zukunftsmusik, doch die Idee, NFTs plattformübergreifend einzusetzen, hat längst einen festen Platz in den Diskussionen der Branche eingenommen.

Wie Blockchain als neues Fundament für Spielökonomien dient
Blockchain wird häufig als technologisches Wundermittel präsentiert. Ihre dezentralen Strukturen, die hohe Sicherheit und die dauerhafte Nachvollziehbarkeit machen sie für viele Branchen interessant. Im Gaming-Bereich zeigt sich jedoch, dass diese Technologie nicht nur Potenziale bietet, sondern auch ganz eigene Herausforderungen mitbringt.

Im Kern funktioniert Blockchain wie ein digitales Kassenbuch, denn alle Transaktionen werden dauerhaft dokumentiert, Besitznachweise eindeutig zugeordnet. In Spielwelten bedeutet das, dass sich Belohnungssysteme, Wirtschaftsabläufe und Eigentumsfragen transparent und fälschungssicher gestalten lassen. Besonders für komplexe Spielökonomien ist das ein enormer Fortschritt.

Auch für Entwickler entstehen neue Einnahmemöglichkeiten. Statt ausschließlich auf einmalige Verkäufe zu setzen, können sie durch Transaktionen auf Marktplätzen, durch den Verkauf von NFTs oder durch Beteiligungen an Nutzergewinnen dauerhaft profitieren. Smart Contracts übernehmen dabei die Abwicklung und sorgen dafür, dass bei jedem Handel klar ist, wer wofür welchen Anteil erhält.

Trotz dieser Vorteile bleibt der Weg nicht ohne Hürden. Ethereum, die bekannteste Blockchain für NFTs, hat mit hohen Gebühren und Skalierungsproblemen zu kämpfen. Viele Studios weichen daher auf Alternativen wie Polygon oder Solana aus, die günstiger und schneller sind. Der Aufbau eines funktionierenden Blockchain-Spiels ist dennoch komplex und erfordert spezialisiertes Wissen, das nicht überall verfügbar ist.

Warum der Traum vom schnellen Krypto-Reichtum oft trügt
So verlockend die Konzepte klingen, so risikoreich sind sie mitunter auch. Die Volatilität der Märkte führt dazu, dass ein heute teures Item morgen bereits wertlos sein kann. Der Kurs bricht ein, das Projekt verliert Nutzer, das einst gehypte Spiel verschwindet im digitalen Nirwana und plötzlich ist aus dem virtuellen Schatz eine leere Hülle geworden.

Ein weiteres Problem liegt in den oft hohen Einstiegshürden. Viele Spiele erfordern zunächst eine Investition, bevor überhaupt gespielt werden kann. In Axie Infinity kostete ein spielbares Team zeitweise mehrere Hundert Euro. Wer über mehr Kapital verfügt, kann sich Vorteile sichern. Ein altes Problem erhält damit eine neue Verpackung. Pay-to-Win bleibt präsent, auch wenn es sich heute moderner kleidet.

Warum große Plattformen mit der neuen Technik hadern
Während Start-ups und Krypto-Enthusiasten neue Spielwelten erschaffen, beobachten viele der großen Plattformen das Geschehen aus der Distanz. Steam hat Blockchain-Spiele und NFT-Inhalte vollständig ausgeschlossen. Die Begründung liegt in Sicherheitsbedenken und dem Schutz junger Nutzer. Epic Games dagegen erlaubt Blockchain-Spiele unter bestimmten Voraussetzungen, bleibt aber ebenfalls vorsichtig.

Diese Zurückhaltung zwingt Entwickler zum Umdenken. Ohne die Reichweite von Plattformen wie Steam oder den App Store fehlen wichtige Vertriebskanäle. Eigene Launcher, Discord-Communitys und dezentrale Marktplätze ersetzen klassische Vertriebswege, erreichen jedoch nur selten ein breites Publikum.

Der Aufbau dieser neuen Infrastruktur kostet Zeit, Geld und Nerven. Gleichzeitig zeigt sich, dass Blockchain-Gaming bisher stark von einer aktiven Community abhängt. Die breite Masse lässt sich ohne die Unterstützung etablierter Plattformen nur schwer erreichen.

Warum Krypto-Gaming trotz allem nicht unterschätzt werden sollte
Trotz aller Stolpersteine entwickelt sich der Markt für NFT-Gaming mit beeindruckender Geschwindigkeit. Investoren sehen enormes Potenzial und Entwickler arbeiten an hybriden Modellen, die Spielspaß und Einnahmemöglichkeiten sinnvoll miteinander verbinden. Statt reinem Play-to-Earn rückt nun das Konzept Play-and-Earn in den Vordergrund.

Technologisch entstehen neue Lösungen, die viele der bisherigen Probleme abfedern. Schnellere Netzwerke, geringere Gebühren und benutzerfreundlichere Wallets erleichtern den Zugang und auch Standards für die plattformübergreifende Nutzung digitaler Güter nehmen langsam Gestalt an.

5. Juni 2025, von Alex 'Alex B.' Börner

Foto von Kanchanara auf Unsplash