JOHN CARTER - ZWISCHEN ZWEI WELTEN: Die Stimme von Barsoom

klool ey vaasor wi jakra nun Jeddak ba. Diesen Satz verstehen Sie nicht? Da geht es Ihnen nicht anders als John Carter (Taylor Kisch) in Disneys kommendem 3D-Highlight JOHN CARTER – ZWISCHEN ZWEI WELTEN (Kinostart: 8. März). Um die Sprache der knapp 3 Meter großen Mars-Bewohner, den Tharks, zu verstehen, braucht man entweder die Stimme Barsooms oder man nimmt eine Abkürzung und wirft einen Blick in den Sprach-Guide anbei.

John Carter (TAYLOR KITSCH) glaubt, alles schon erlebt, alles schon gesehen zu haben. Doch dann gerät der ehemalige Offizier, der nicht mehr kämpfen will, in einen Konflikt, der alle Vorstellungskraft sprengt. Auf unerklärliche Weise findet er sich auf einem geheimnisvollen Planeten wieder, den man auf der Erde als Mars kennt, den die Bewohner aber Barsoom nennen. Exotische Geschöpfe bevölkern diese Welt, aber auch fremdartige Stämme und Kulturen, die sich bekriegen und damit ihren eigenen Untergang heraufbeschwören.

Auf seiner abenteuerlichen Odyssee durch eine fremde Welt, die am Abgrund steht, begegnet John Carter dem charismatischen Anführer Tars Tarkas (WILLEM DAFOE) und verliebt sich in die bezaubernde, selbstbewusste Prinzessin Dejah Thoris (LYNN COLLINS). Von unbekannten Gefahren bedroht und unglaublichen Eindrücken überwältigt, entdeckt Carter wieder, was er als ehemaliger Soldat verloren zu haben glaubte: seine Menschlichkeit. Und schließlich erkennt er, dass die Zukunft des Planeten und das Überleben seiner Bewohner in seinen Händen liegen...

Die Abenteuer, die Schriftsteller Edgar Rice Burroughs – Erfinder von "Tarzan" – mit seinem Protagonisten John Carter erzählte, haben bereits viele berühmte Filmemacher inspiriert, nicht zuletzt George Lucas zu "KRIEG DER STERNE" und James Cameron zu "AVATAR – AUFBRUCH NACH PANDORA. Jetzt endlich kann man Burroughs" fantastische Welt, das Vorbild für alle späteren Weltraumhelden, im Kino bestaunen: Der zweifache Oscar®-Preisträger Andrew Stanton (WALL-E, FINDET NEMO) verfilmt mit "Die Prinzessin vom Mars" den ersten Teil des "Barsoom"-Zyklus und schafft mit überwältigenden Bildern, Dramatik und Einfallsreichtum ein Fantasy-Spektakel um den Kampf ums Überleben und die große Liebe. In den Hauptrollen glänzen Taylor Kitsch und Lynn Collins, beides Entdeckungen aus X-MEN ORIGINS: WOLVERINE, unterstützt von prominenten Charakterstars wie Samantha Morton (MINORITY REPORT) Mark Strong (SHERLOCK HOLMES), Ciaran Hinds (HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES – TEIL 2) und Willem Dafoe (SPIDER-MAN).

DIE SPRACHE DER THARKS
Die Schauspieler, die die Tharks darstellten, mussten sich auch die Sprache und den Akzent der Tharks aneignen. Grundlage dafür waren die Romane von Edgar Rice Burroughs, auf deren Basis dann Dr. Paul Frommer, Linguist und emeritierter Professor für Clinical Management Communication an der University of Southern California, die Sprache kreierte. Auch für die Na"vi-Sprache in AVATAR ("Avatar – Aufbruch nach Pandora", 2009) zeichnete Frommer verantwortlich.

AUSSPRACHE-LEITFADEN

ch Wie englisch Bach, Chanukah (kratzender Ton)

gh Gibt es im Englischen nicht. Kratzender Ton, aber stimmhaft.
Ähnlich wie das r in "Parisian".

th Wie englisch thin, nicht wie in then

tj Wie englisch ch in church und chin

x Immer wie ks, selbst am Wortanfang
xamad (= ksamad), xan (= ksan)

ao Wie englisch ow in cow

ay Wie englisch eye, my, pie, sigh

ey Wie englisch they

Doppelkonsanten werden länger betont: Jeddak, lekkad, ebbok, skarrus

Kurze Vokale: a, e, i, o, u

Lange Vokale: aa, ey, ee, oa, oo

Bei den Beispielen im nächsten Textkasten sind unterstrichene Silben betont.

Bei der Entwicklung der Thark-Sprache für JOHN CARTER – ZWISCHEN ZWEI WELTEN folgte Dr. Frommer einem Leitgedanken. Gab es keinen guten Grund, der dagegen sprach, wollte er die Thark-Sprache mit Hilfe der Romane von Edgar Rice Burroughs so einheitlich wie möglich gestalten. Zum einen aus Respekt vor den Fans, zum anderen, um eine stimmige und richtige Sprache kreieren zu können.

Dr. Frommer studierte John Flint Roys Sachbuch "A Guide to Barsoom" und trug jedes Barsoom-Wort, das er dort fand, in eine Datenbank ein. Insgesamt 420 Wörter hatte Burroughs erfunden, die meisten davon waren Namen von Personen und Orten. Aber es gab auch einige Begriffe für Maßeinheiten, Zahlen, Pflanzen und vieles mehr. Dr. Frommer setzte sich ein Ziel – er wollte alle Töne und Tonkombinationen, die Edgar Rice Burroughs für seine Bücher benutzt hatte, aufspüren und auf dieser Basis ein Lautsystem für die Thark-Sprache entwickeln.

Die Entwicklung dieses Lautsystems hatte für Dr. Frommer oberste Priorität. "Ich musste entscheiden, welche Laute und Töne es in dieser Sprache geben sollte und welche nicht, darüber hinaus musste ich mich auch festlegen, welche Lautkombinationen Verwendung finden sollten", erläutert der Linguist. "Nachdem ich meine Ideen dazu mit Andrew Stanton besprochen hatte, schickte ich ihm und Colin Wilson einige Laut- und Tonproben. Dabei ging es um bestimmte Ideen, wie sich die Sprache anhören würde – natürlich im Einklang mit der von Burroughs erfundenen Schreibweise."

Weil es im Grunde keine Grammatik und damit auch keine Regeln gab, musste Frommer selbst eine Grammatik entwickeln. Er fällte den Entschluss, dass sie einfach sein sollte – ohne komplexe Verbkonjugationen und ohne Kasusendungen bei Substantiven. Wie im Englischen und Deutschen sollte die Reihenfolge der Worte auch den Bezug der Worte im Satz definieren, außerdem sollten die Worte nicht groß modifiziert werden. Diese Einfachheit der Thark-Sprache geht auf einige Textzeilen im Roman "A Princess of Mars" ("Die Prinzessin vom Mars") zurück, in denen John Carter als Erzähler Folgendes verrät: "Die Sprache der Marsbewohner (...) ist äußerst einfach, innerhalb einer Woche konnte ich alle meine Bedürfnisse formulieren, verstand dabei alles, was mir gesagt wurde."

Ein wichtiges grammatikalisches Element, das Dr. Frommer beispielsweise klären musste, war die Wortreihenfolge im Satz. Denn, abgesehen von einem einzigen einfachen Befehl, gab es keine kompletten Thark-Sätze in den Büchern. "Die drei grundsätzlichen Bausteine eines Satzes sind Subjekt, Objekt und Verb", führt Dr. Frommer aus. "Darüber hinaus gibt es sechs Kombinationsmöglichkeiten für diese Bausteine. Einige davon findet man in menschlichen Sprachen häufig, andere nicht. Ich entschied mich dafür, das Verb an den Satzanfang zu stellen und damit für die Reihenfolge: Verb, Subjekt, Objekt. Grundsätzlich heißt also ein Satz wie "Ich sehe das Haus" in der Thark-Sprache "Sehe ich das Haus".

Dialekttrainerin Roisin Carty unterstützte das Produktionsteam und half mit, den Schauspielern die Sprache beizubringen. Als zusätzliche Hilfe schrieb Dr. Frommer die Dialoge sowohl in der englischen als auch in der konstruierten Sprache auf, stellte einen phonetischen Leitfaden zur Verfügung, nahm Laute auf und speicherte diese in Dateien ab, die sich die Schauspieler dann als Aussprachehinweise anhören konnten.

EINIGE BEISPIELSÄTZE

Unterstrichene Silben sind betont.

Deutsch: Du wirst heute nicht Jeddak werden, Tal Hajus. Versuch es morgen.

Thark: Tet pa Jeddak kwa pej, Tal Hajus. Daziv kirep.
Nicht werden Jeddak heute, Tal Hajus. Versuche morgen.

Deutsch: Seht die Beute, die Euer Jeddak gefunden hat.

Thark: Klool ey vaasor wi jakra nun Jeddak ba
Seht Beute die gefunden hat Jeddak Euer

Deutsch: Nein! Es ist ein seltenes und wertvolles Tier! Sein Name ist... ein Virginia!

Thark: Tet! Nu gahor taong adwam. Eltis nu ... Virginia!
Nein es Tier selten wertvoll. Name sein Virginia

Roisin Carty, die für die HERR DER RINGE-Trilogie die Elbensprache mitentwickelte, erklärt die Unterschiede zu ihrer Arbeit an JOHN CARTER – ZWISCHEN ZWEI WELTEN: "Tolkien stützte sich für die Entwicklung des Elbischen auf das Walisische, deshalb wirkt die Sprache

sehr lyrisch, geht leicht von der Zunge. Die Sprache der Tharks aber ist ziemlich abgehackt und derb, die Konsonanten werden extrem betont."

Die Dialekttrainerin erinnert sich, wie die Schauspieler die Thark-Sprache erlernten: "Im Thark-Trainingscamp vor Beginn der Dreharbeiten arbeiteten sie sehr intensiv als Gruppe und übten ihre Dialoge ein. Sie ahmten einander nach, beeinflussten sich gegenseitig und tauschten ihre Ideen aus."

Carty arbeitete mit jedem Darsteller auch einzeln. "Willem Dafoe muss als Tars Tarkas am meisten Thark sprechen, er hat alles sehr gut gelernt", erzählt sie. "Wir gingen die jeweiligen Szenen durch, ich sprach eine Dialogzeile, er dann die andere, und wir begannen, in dieser Sprache richtig miteinander zu kommunizieren. Es war verblüffend. Auch Samantha Morton und Polly Walker haben die Sprache mit Leben gefüllt. Das zu können, zeichnet einen guten Schauspieler aus!"

Dr. Frommer glaubt fest daran, dass neu erfundene und konstruierte Sprachen weiterhin ihren Platz im Film haben werden, denn für den Zuschauer entsteht dadurch eine, zusätzliche Ebene, die ihn in die Handlung hineinzieht. "Alles wirkt dadurch noch realistischer", erläutert Dr. Frommer. "Was nicht bedeutet, dass der Zuschauer nun jeden Satz oder jedes Wort versteht, aber er spürt, dass es einheitlich wirkt – ein Gefühl, dass sich meiner Ansicht nach fast unterbewusst vermittelt. Wäre alles nur ein einziges Kauderwelsch, würde das der Zuschauer als nicht so authentisch empfinden, wie das bei einer wirklich einheitlichen, durchdacht konstruierten Sprache der Fall ist.

Tatsache ist, dass es seit Einführung des Klingonischen in ,Star Trek" irgendwie erwartet wird, dass eine Sprache, die in irgendeiner Form im Science-Fiction-Universum auftaucht, auch tatsächlich eine richtige Sprache ist. Im Kino folgten dem Klingonischen die von Tolkien kreierten Sprachen aus der HERR DER RINGE-Saga, und das sind sehr gut durchdachte Sprachen. Schließlich gab es die Sprache der Na"vi in AVATAR – AUFBRUCH NACH PANDORA, und zuletzt Dothraki, eine Sprache, die in ,Game of Thrones" [Fantasyserie nach den Romanen von George R. R. Martin] zu hören ist. Ich glaube, dass im Großen und Ganzen in Zukunft jede Sprache, die eine größere Rolle im Science-Fiction-Genre spielt, gut durchkonstruiert sein wird."

1. März 2012, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

JOHN CARTER - Zwischen zwei Welten

Kino

Release08.03.2012
DistributorWalt Disney Studios
DarstellerTaylor Kitsch Willem Dafoe Lynn Collins
RegieAndrew Stanton