Review (DVD): STEPPENSTURM - DER AUFSTAND DER KOSAKEN
Russland, Ende des 17. Jahrhunderts: Der Kosakenanführer Taras Bulba will dass seine beiden Söhne Andriy und Ostap was Anständiges werden (nämlich Kosaken) und dafür gleich mal ein paar türkische Gegner niedermetzeln. Doch zu der lustigen Männerprobe kommt es gar nicht mehr, da gaaaaanz böse Polen das eigene Heim verwüsten und generell irgendwie stören. Logisch, dass man da gleich die Waffen herausholen muss! Blöd nur, dass sich...
Sohnemann Andriy ausgerechnet 'ne Polin angelacht hat, da heißt es erst einmal klar Schiff machen...
Und "Steppensturm" geht gleich in die Vollen. Nachdem uns schon das DVD-Menü mit pathetischer Bombast-Musik begrüßt, gibt es gleich am Filmanfang eine patriotische Kampfesrede an die Kosaken über "Die russische Seele": Polen = Böse, Russland = Gut, fürs Vaterland sterben sowieso total supi usw. - und das ganze in einem Schwarz-Weiß-Look, der den Eindruck eines 30er-Jahre-Propraganda-Streifens noch kräftig verstärkt. Aber lange Rede, kurzer Sinn, wir kriegen anschließend gleich eine Schlacht der Marke "Klöng-klöng-huaaarghhh" geboten - und die hat dann auch ordentlich rums!
Grunz... wie man sicherlich schon an der Einleitung gemerkt hat: Wer eine intellektuelle Literaturverfilmung der Gogol-Novelle "Taras Bulba" erwartet, die frei von Pathos ist und eine kritische Betrachtungsweise des Themas Krieg bietet, den erwartet bei "Steppensturm - Der Aufstand der Kosaken" der komplett falsche Film! Objektiv betrachtet ist "Steppensturm" nämlich eine Mischung von Romeo-und-Julia-Geschichte auf Sparflamme und pathetisches Gemetzel mit totaler Glorifizierung sowohl des russischen Vaterlandes als auch der russisch-orthodoxen Kirche, die bei der Darstellung der Polen schon recht knapp am Straftatbestand der Volksverhetzung vorbeischrammt bzw. mit der nötigen ironischen Distanz schon unfreiwillig komisch wirkt.
Subjektiv betrachtet hat dieser blutige Propaganda-Streifen jedoch durchaus seine Momente, insbesondere für Liebhaber von Kriegsfilmen im historischen Kontex, aber auch für Trashfans aufgrund seines stellenweise schon komischen Pathos (man hat gelegentlich den Eindruck, dass fast ein Drittel des Films nur aus dick aufgetragenen Reden besteht). Schön zum Beispiel für Fans von Historien-Schinken: Die beiden umfangreichen und blutigen Schlachtszenen sind nicht am Computer entstanden, sondern bestehen ganz altmodisch aus Unmengen von Statisten und wirken dementsprechend beeindruckend, auch wenn die Kampfchoreographien selbst eher an Massenschlägereien erinnern. Genauso gelungen sind im Ãœbrigen die Kulissen und Kostüme, die wirklich historisch wirken und gerade bei den Kosaken ordentlich abgestanden und verschmutzt sind.
Genau so "oldschool" sind Kameraführung und Regie, einzig einige via Hubschrauber gedrehte Kamerfahrten aus der Vogelperspektive erinnern einen gelegentlich daran, dass man sich eventuell gerade einen aktuellen Film ansieht. Und der Eindruck eines einige Jahrzehnte alten Propaganda-Streifens wird natürlich durch die schwere bombastische Orchestermusik noch zusätzlich verstärkt, außerdem weiß der Film mit zwei Stunden Laufzeit auch eine entsprechende Länge für einen derart pompösen Film auf. Auf Darstellerseite überzeugt vor allem Bogdan Stupka als charismatischer Kosakenanführer Taras Bulba, der Rest des Casts bleibt erstaunlich blaß.
Die DVD von "Steppensturm - Der Aufstand der Kosaken" ist bei Ascot Elite erschienen und besitzt ein angemessen gutes Bild und einen ordentlich knackigen Sound, der auch als DTS-Spur vorliegt. Neben der deutschen Sprache gibt es auch Russisch zur Auswahl, darüber hinaus bietet die DVD, abgesehen von einigen Trailern, keine Extras. Das hübsch gestaltete Cover ist als Wendecover enthalten, der Film selbst hat sich aufgrund einer unangenehm detaillierten Folterszene eine FSK-18-Freigabe eingefangen.
Objektiv gesehen ist "Steppensturm - Der Aufstand der Kosaken" eine blutige und öfters unfreiwillig komische Propagandaschwarte, die aber mit entsprechender kritischer Distanz durchaus ihre Reize hat - wer sich an ähnlich gelagerte historische Schlachtplatten wie "Braveheart" erfreuen kann und nicht wirklich eine Literaturverfilmung erwartet, der wird angesichts akzeptabel inszenierter Schlachten, passender Kostümierung und stimmiger Bombastmusik an "Steppensturm" seine Freude haben.