Review (Blu-Ray): The House of the Devil

USA, in den frühen Achtzigern: Die junge Studentin Samantha kommt mit ihrer Zimmergenossin im Studentenwohnheim einfach nicht zurecht. Glücklicherweise findet sie eine kleine Wohnung, deren Vermieterin ebenfalls sehr nett ist. Doch woher die 300 Dollar Miete nehmen? Am schwarzen Brett der Uni findet Samantha einen Aushang...

...auf dem ein Babysitter gesucht wird. Samantha verabredet sich via Telefon mit dem Verfasser der Anzeige, doch dieser erscheint nicht am ausgemachten Treffpunkt. Erst etwas später meldet er sich wieder telefonisch und erklärt ihr, dass er "Ulman" heiße und nur einen Babysitter für eine Nacht braucht - der Nacht, in der eine seltene Mondfinsternis stattfinden soll.

Da sich das Haus der "Ulmans" einsam auf dem Land befindet, wird Samantha von ihrer besten Freundin Megan dorthin gefahren, da sie kein eigenes Auto besitzt. Im Hause angekommen, erklärt ihr der etwas seltsame, aber nicht unfreundliche Mr. Ulman dass sie gar kein Baby behüten soll, sondern auf ihre Mutter aufpassen solle. Diese sei zwar etwas alt, könne sich aber in ihrem Zimmer im oberen Stockwerk des Hauses komplett selbst versorgen, sie brauche nur im Erdgeschoss zu sitzen und können ihre Zeit mit dem Essen von Pizza und dem Ansehen von Fernsehfilmen verbringen.

Megan kommt dies äußerst verdächtig vor und warnt Samantha, diese hat jedoch dank harter Verhandlung bereits einen Preis von 400 Dollar für ihre einmalige Tätigkeit ausgehandelt - Geld, dass sie ja auch dringend braucht. Sie verabredet mit Megan einen Zeitpunkt zwecks Abholung und Nachhausefahrt. Als Mrs. und Mr. Ulman kurze Zeit später das Haus verlassen, ist sie in dem riesigen Haus komplett auf sich alleine gestellt. Und die Mutter der Ulmans hat sie bisher kein einziges Mal gesehen, sie hört nur Geräusche aus dem oberen Teil des Hauses...

The House of the Devil ist für einen brandaktuellen Horrorfilm überraschend ungewöhnlich, da fast alle aktuell gängigen genreüblichen Konventionen komplett über Bord geworfen werden. Der ganze Film ist ja in den frühen Achtzigern angesiedelt (man könnte fast schon Ende der Siebziger vermuten, Samantha trägt jedoch eine Swatch-Uhr) und übernimmt nicht nur den Look und das Design von Filmen aus jener Zeit, sondern auch deren Erzählweise. Damit ist The House of the Devil auch das krasse Gegenteil von Filmen wie z.B. dem vor kurzen hier besprochenen Lesbian Vampire Killers, denn der Streifen entpuppt sich als ein komplett ironiefreier Okkult-Horrorfilm, beim dem die heutzutage üblichen Schockeffekten kaum vorkommen und der eine sehr langsame und bedächtige Erzählweise besitzt.

Und gerade das stark zurückgenommene Tempo dürfte den ein oder anderen Zuschauer erheblich irritieren. Es dauert fast vierzig Minuten, bis erstmals so etwas wie ein Schockeffekt erfolgt und weitere dreißig Minuten, bis das Tempo deutlich anzieht. Bis dahin wird alle Zeit auf den Aufbau der Hauptfigur und der Spannung verwendet - ein Konzept, welches (sofern man sich darauf einlässt) großartig funktioniert. Da Schockeffekte auch nicht wie heute üblich mit viel Tamtam bei der Musik angekündigt werden, füllt man sich irgendwann selbst von einem Wasserhahn in Großaufnahme bedroht. Das hinter diesem Konzept der Regisseur Ti West steht, der zuvor den allenfalls mittelmäßigen Streifen The Roost abdrehte, will man da kaum noch glauben.

Die Blu-Ray von AL!VE ist vom Ton her ziemlich gut, das Bild zeigt sich jedoch an vielen Stellen zwar scharf, aber ziemlich krisselig. Lustigerweise stört dies jedoch bei diesem Film nicht besonders, da hier eh das Gefühl eines dreizig Jahre alten Streifens erzeugt werden soll. Die Extras sind nicht besonders aufregend und auch nicht in HD, hier hätte sicherlich mehr drin sein können. Für FSK-16 wird der Film zum Schluss hin übrigens recht blutig.

The House of the Devil dürfte nicht unbedingt jeden gefallen, zu stark weicht er von den sonst üblichen Horrorfilm-Sehgewohnheiten ab. Wenn man jedoch sich auf einen Okkult-Horrorstreifen einlassen möchte, der noch Wert auf Charakterentwicklung und Spannung legt, für den ist dieser Film eine ganz klare Kaufempfehlung!"

25. Februar 2010, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß

The House of the Devil

Blu-ray Disc

Release29.01.2010
GenreHorror
DistributorAL!VE