Review (Blu-Ray): Possession - Die Angst stirbt nie
Unterschiedlicher können Brüder wohl nicht sein: Der bereits vorbestrafte Roman ist gewalttätig, behandelt seine Freundin schlecht und verdient sein Geld mit Gelegenheitsjobs, wenn er nicht seine Körper beim Wellenreiten trainiert. Ryan hingegen hat einen festen Job als Zimmermann, ein sensibles Seelchen in Verbindung mit einer künstlerischen Ader und ist vor allem der liebende Ehemann von Jess. Die wiederum...
...ist von Roman ziemlich angewidert, der seit einiger Zeit sogar in ihrem und Ryans Haus wohnt, da dieser trotz aller Probleme seinem Bruder immer wieder aus der Patsche hilft. Als Jess sich mal wieder massiv über Roman bei Ryan via Telefon beschwert, verlässt dieser das Haus der beiden Liebenden und tritt eine folgenschwere Fahrt an, die mit einem schweren Autounfall und dem totalen Koma für beide Brüder endet.
Nach Monaten erwacht Roman überraschend aus dem Koma auf. Was noch erstaunlicher ist: Sein ganzes Wesen scheint total verändert zu sein, denn plötzlich scheint er nicht nur alle Eigenschaften seines Bruders zu besitzen, sondern sogar sein ganzes Wesen übernommen zu haben - inklusive seiner Liebe zu Jess! Und auch Jess merkt, dass sie sich trotz aller Vorbehalte immer mehr zu Roman hingezogen fühlt...
Sarah Michelle Gellar zeigte ihr süßes Knuddelnäschen ja mittlerweile schon in mehreren Hollywood-Remakes asiatischer Gruselstreifen, weshalb man wohl auf die Idee kam, dieses us-amerikanische Remake des japanischen, bisher nicht auf deutsch erschienenden, Streifens "Addiction" als Gruselfilmremake zu vermarkten und mit einem entsprechenden Cover zu versehen. Wer jedoch einen Schocker á la "Ringu" oder "Shutter" erwartet, wird bei "Possession" mächtig enttäuscht sein, den in Wirklichkeit handelt es sich hierbei um ein Liebesdrama mit Mystery-Elementen und Spuren eines Thrillers.
Dem entsprechend rückt die Liebe von Jess zu Ryan in den Fokus der Erzählung und alle übersinnlichen Elemente sind nur schmückendes Beiwerk; ein entsprechender Twist am Ende ist sogar für die eigentliche Geschichte überflüssig. Dafür dienen die Mysterie-Elemente allerdings für einige optisch eindrucksvoll inszenierte Szenen, insbesondere eine Art Traumsequenz des katastophalen Autounfalls auf der Golden Gate Bridge.
Und überhaupt leisten die Dänen Joel Bergvall und Simon Sandquist (bisher "nur" Regisseure des hervorragenden "Invisible - Gefangen im Jenseits" gewesen) in Sachen Kameraführung Beachtliches und liefert diverse schöne stimmige Bilder. Schwächer hingegen das Drehbuch: Hier hätte man sich ein paar Zuspitzung nicht erst zum Ende hin gewünscht und gerade am Anfang gibt es mehrere Szenen, die den Kitschgehalt eines Groschenromans mit rosarotem Einband haben. Hinzu kommt, dass "Possession" sich scheinbar an einigen Stellen auch nicht so richtig entscheiden kann, in welchem Genre man eigentlich zuhause ist und Teile des Endes ziemlich vorhersehbar sind.
Auf der anderen Seite bietet "Possession" aber auch Erfreuliches, denn trotz seiner zurückhaltenden Erzählweise fühlt man sich dennoch gut unterhalten, da der Film es schafft eine leicht gruselig-herbstliche Atmosphäre aufzubauen und auf eine recht originelle Idee basiert. Hinzu kommt, dass vor allem Lee Pace als Roman in Sachen Schauspielerei echt aufdreht und eine ziemlich gute Leistung liefert, während Sarah Michelle Gellar auf jeden Fall hübsch anzusehen ist.
Die uns netterweise vorab zur Verfügung gestellte "Possession"-Blu-Ray von Ascot Elite weißt leider ein ziemlich mittelmäßiges Bild auf, bei dem insbesondere bei dunkleren Szenen sogar Störungen und Klötzchen sichtbar werden. Bisher ist uns nicht bekannt, ob die am 15. Juli erscheinende Blu-Ray das gleiche Bild besitzt, deswegen gibt es hierzu noch kein abschließendes Urteil unsererseits - bezüglich des Tons kann man übrigens nicht klagen. Sehr interessant ist bei den Extras übrigens ein fast 30minütiges Alternativende, das nochmal in eine ganz andere Richtung geht.
"Possession - Die Angst stirbt nie" ist vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber auf jeden Fall ein interessantes, ruhig erzähltes und durchaus spannendes Liebesdrama, dass vor allem in Sachen Atmosphäre auftrumpften kann - wer sich darauf einlässt, wird definitiv gut unterhalten werden!