ZDF | Die Frau aus dem Moor
Ein bayerisches Familiendrama, das zwischen einem Mord im Jahr 1860 und einer Ehekrise in der Gegenwart einen spannungsreichen Bogen schlägt. In den Hauptrollen spielen Florian Stetter, Marlene Morreis und Rosalie Thomass.
Blut und Wasser, Feuer und Asche
Als Vorlage für diesen Fernsehfilm der Woche diente der Roman "Blut und Wasser" von Roland Voggenauer. Die ausgezeichnete Drehbuchautorin Ariela Bogenberger ("Marias letzte Reise") hat ein ungewöhnliches Drama daraus destilliert, das zwischen einem Mord im Jahr 1860 und einer Ehekrise in der Gegenwart einen spannungsreichen Bogen schlägt und von der Wirksamkeit von Schuld über Generationen hinweg erzählt. Kino-Regisseur Christoph Stark ("Tabu" 2011 und beim ZDF zuletzt 2002 "Die Rückkehr") hat diese bayerische Familiengeschichte mit Krimi-Touch gefühlvoll und intensiv inszeniert, in der das Politische privat und das Private politisch ist.
Die parallel gezeigte unglückliche Liebesgeschichte der Moorleiche Anna Wimmer aus dem 19. Jahrhundert offenbart, wie das Leben der heutigen Protagonisten auf verhängnisvolle Weise mit dem der geheimnisvollen Toten verwoben und verlinkt ist. Matthias und Nelly müssen ihre schicksalhafte Verbindung enträtseln und einander loslassen, um ihre Zukunft ohne falsche familiäre Zwänge zu gestalten. Mit dem Aufbruch nach Amerika folgt Nelly dann dem Traum, der Anna Wimmer auf schreckliche Weise verwehrt blieb. Das emotionale Drama rückt mit bayerischem Lokalkolorit 1860 und heute zusammen und zeigt, wie lange die Erschütterungen einer Gewalttat in einem Familiensystem weiterwirken.
Der inhaltlich höchst engagierte Produzent Andreas Schneppe (zuletzt 2012 beim ZDF der Zweiteiler "Verschollen am Kap") hat vor und hinter der suggestiven Kamera von Frank Blau ein starkes, stimmiges Team zusammengebracht, darunter der junge Cutter Manuel Reidinger.
Marlene Morreis (gerade für den ZDF-Krimi "Schwarzach 23" vor der Kamera) und Florian Stetter (aktuell im Kino als Friedrich Schiller in "Geliebte Schwestern") spielen wunderbar direkt das unselig miteinander verbundene Paar, das auf ein großes, weit zurückreichendes Familiengeheimnis stößt, sich aus der Verstrickung heraus entwickelt und so zu sich selber und zum wirklich eigenen Weg findet. Thomas Schmauser ist ein herrlich skurriler und eifriger Provinzjournalist, Sigi Zimmerschied ein bestürzend authentischer Bayern-Krösus. Und Rosalie Thomass strahlt aus der Vergangenheit als Opfer und als faszinierende Bezugsfigur dieser psychologisch und narrativ raffinierten filmischen Familienaufstellung, die Aufklärung und Emanzipation der letzten einhundertfünfzig Jahre vielschichtig reflektiert.
Das bayerische Familiendrama wurde in diesem Jahr zum Filmfest München eingeladen und erntete dort bei der Premiere großen Applaus.
"Tradition heißt, das Feuer weiterzugeben und nicht die Asche" (Matthias zu Nelly)
Pit Rampelt Hauptredaktion Fernsehfilm / Serie I
Die Rollen und ihre Darsteller
Matthias Staudacher Florian Stetter
Nelly Staudacher Marlene Morreis
Anna Wimmer Rosalie Thomass
Alois Thanner Wolfgang Hübsch
Andreas Thanner Golo Euler
Karl Bauer Thomas Schmauser
Hotelier Aubacher Sigi Zimmerschied
Anton Schladerer Jockel Tschiersch
Onkel Hans Branko Samarovski
Sarah Pollinger Anja Antonowicz
und viele andere